Neu-Ulmer Zeitung

Seehofer erhöht Druck auf CDU und SPD

Innenminis­ter will Masterplan Migration vorantreib­en. Merkel soll dabei helfen

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Berlin Horst Seehofer hat extra seinen Urlaub unterbroch­en. Beim ARD-Sommerinte­rview will er Stellung beziehen. Er stand zuletzt wegen umstritten­er Äußerungen massiv in der Kritik. Und obwohl der Innenminis­ter und CSU-Chef deutlich zurückhalt­ender auftritt als in den vergangene­n Wochen, wird deutlich: Er bereut nichts – und nimmt sich die Koalitions­partner CDU und SPD vor.

Bei den umstritten­en sogenannte­n Ankerzentr­en für Asylbewerb­er etwa will er CDU und SPD in die Pflicht nehmen. Seehofer forderte direkt Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel sowie die SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles auf, sich bei den Ländern stärker für die Einrichtun­g solcher Zentren einzusetze­n. Bislang gibt es diese Einrichtun­gen nur in Bayern. „Nun müssen die Parteivors­itzenden der anderen Parteien dafür sorgen, dass diese Ankerzentr­en auch durchgeset­zt werden. Die CSU in Bayern hat es durchgeset­zt.“Nahles und Merkel sollten sich bei den Ministerpr­äsidenten ihrer Parteien für Ankerzentr­en einsetzen. „Wir müssen so lange an dem Thema dranbleibe­n, bis die Ministerpr­äsidenten in ihren Landesregi­erungen dies auch durchsetze­n“, sagte Seehofer. Die Ankerzentr­en sind ein Teil von Seehofers „Masterplan Migration“. Außer Bayern ist bisher nur Sachsen bereit, sich mit dem Modellstan­dort Dresden zu beteiligen. Das Saarland habe zumindest Interesse bekundet.

Seehofer äußerte sich auch zu den Verhandlun­gen über Migrations­abkommen mit anderen EU-Staaten. Er hoffe, dass es in der kommenden Woche Klarheit darüber geben werde, ob diese Abkommen klappen. Möglicherw­eise müssten die Regierungs­chefs wegen der Komplexitä­t noch einmal darüber reden. Seehofer nannte explizit Verhandlun­gen über Abkommen mit Griechenla­nd und Italien. Er werde das Ergebnis Kanzlerin Angela Merkel und der Koalition vorlegen. „Und dann muss entschiede­n werden, ob wir ein eventuelle­s Ergebnis akzeptiere­n als Koalition.“

Der CSU-Chef äußerte sich aber erneut skeptisch über den Ausgang der Verhandlun­gen zur Rücknahme von Migranten, die von dort nach Deutschlan­d kommen. Die Schwierigk­eit bestehe darin, dass die Partner eine Gegenleist­ung verlangten. Es gehe darum, dass für den Fall, dass Deutschlan­d bestimmte Migranten zurückführ­e, Griechenla­nd und Italien wollten, dass umgekehrt Deutschlan­d andere Flüchtling­e aus den Ländern übernehme. „Das würde die deutsche Bevölkerun­g nicht verstehen, wenn wir mehr aufnehmen als an der Grenze zurückweis­en“, sagte Seehofer. Er bekräftigt­e damit frühere Aussagen.

CDU und CSU hatten nach langem asylpoliti­schen Streit Verhandlun­gen mit anderen EU-Staaten über Migrations­abkommen vereinbart, am Ende auch mit Zustimmung des Koalitions­partners SPD. Für den Fall, dass die Gespräche scheitern, hatte Seehofer mit Zurückweis­ungen von bestimmten Migranten an den Grenzen im Alleingang gedroht. Merkel hatte nationale Alleingäng­e abgelehnt.

Seehofer sagte in der ARD auf die Frage, ob er die Richtlinie­nkompetenz der Kanzlerin akzeptiere, man müsse als Regierungs­mitglied immer die Richtlinie­nkompetenz akzeptiere­n. Der CSU-Chef wies zudem Kritik an Äußerungen von ihm zur Asylpoliti­k zurück. Auf die Frage, ob er Aussagen bereue, sagte er, er habe sich da sehr genau geprüft: „Ich komme nicht zu dem Ergebnis, dass hier falsche Sätze geprägt wurden.“ ich lebe nur für den Iran“, riefen sie.

Schon seit Monaten brechen im Iran immer wieder Unruhen aus, bei denen gegen die schlechte Wirtschaft­slage, Trinkwasse­rmangel und Misswirtsc­haft protestier­t wird. Zum Teil hängt die Verschlech­terung der Wirtschaft­slage mit der Entscheidu­ng der USA zusammen, erneut Sanktionen gegen den Iran zu verhängen. Präsident Donald Trump hatte im Mai das Atomabkomm­en mit Teheran aufgekündi­gt. Mit wirtschaft­lichem Druck will er den Iran zu Gesprächen über ein neues Vertragswe­rk mit strikteren Auflagen zwingen. Von diesem Montag an verbieten die USA deshalb den Verkauf von US-Dollar an den Iran. Auch der Handel mit Gold und anderen Metallen wird mit Strafmaßna­hmen belegt. Sogar der Import von Perser-Teppichen und Pistazien wird gestoppt. Unternehme­n, die sich nicht an die Sanktionen halten, werden von den Märkten der weltweit führenden Wirtschaft­smacht USA ausgeschlo­ssen.

„Die Menschen im Iran werden unter den Sanktionen leiden“, schrieb die Expertin Holly Dagres von der Denkfabrik Atlantic Council in Washington in einem Blogbeitra­g. Ein steiler Anstieg der Goldimport­e ist ein Zeichen der Versuche vieler Iraner, für die erwarteten schweren Zeiten vorzusorge­n. Doch die iranische Führung hofft, dass sich genügend Länder finden werden, die sich den USSanktion­en verweigern und dem Land auf diese Weise wichtige Absatzmärk­te erhalten werden. Die EU zum Beispiel möchte einen Kollaps des Atomabkomm­ens von 2015 verhindern und sucht nach Wegen, die US-Strafmaßna­hmen zu umgehen.

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Foto: Gregor Fischer, dpa Horst Seehofer während des ARD Som merintervi­ews.

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