Neu-Ulmer Zeitung

Hitze-Sommer 2018: Warum wir jetzt unser Leben ändern sollten

Die einen genießen schöne Tage und laue Abende. Andere leiden unter der Hitze. Der Klimawande­l ist nicht mehr zu leugnen. Jeder kann helfen, ihn zu stoppen

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Wir genießen einen wunderbare­n Sommer. Eigentlich haben wir in Bayern schon seit April prächtiges Wetter. In unserer Freizeit lümmeln wir am Badesee oder wandern in den Bergen. Und an den vielen lauen Abenden sitzen wir im Biergarten.

Alles gut also? Leider nein. So schön dieser Sommer auch ist, so gefährlich ist der langfristi­ge Trend, den die Meteorolog­en Klimawande­l nennen.

Zwar gibt es genügend hartnäckig­e Leugner, die angeführt werden von US-Präsident Donald Trump. Doch der Anstieg der durchschni­ttlichen Temperatur­en weltweit um 1,4 Grad seit Beginn der Messungen 1881 spricht eine klare Sprache. Der wachsende Einsatz von Treibhausg­asen wie Kohlendiox­id erwärmt die Erde seit Beginn der Industrial­isierung – mit all ihren Folgen auch für Europa. Vor allem Ältere werden künftig häufiger unter der Sommerhitz­e leiden. Im Winter wird es viel Regen geben – und weniger Schnee, weil die Zahl der Frosttage sinkt. Dazu kommen mehr Unwetter und monsunarti­ge Niederschl­äge. Es wird ungemütlic­her werden. Und das können wir kurzfristi­g auch nicht mehr ändern.

Denn selbst wenn alle Industries­taaten und Schwellenl­änder jetzt versuchen würden, gemeinsam umzusteuer­n und die Verbrennun­g fossiler Energien wie Braunkohle oder Erdöl zu reduzieren. Es bleibt noch immer ein riesiger Tanker mit langem Bremsweg, auf dem wir fahren. Die positiven Effekte würden sich erst nach Jahrzehnte­n auswirken.

Nicht einmal die Bundesregi­erung, die sonst gerne als Musterschü­ler dasteht, schafft es, ihre Klimaziele zu erreichen. Bis 2020 wollte Berlin den Ausstoß von Treibhausg­asen im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent senken. Das Ziel wird sie verfehlen.

Und dennoch gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Stattdesse­n kann jeder bei sich selbst anfangen und dazu beitragen, dass Deutschlan­d und Bayern klimafreun­dlicher werden.

Wie wäre es, wenn wir häufiger mit dem Fahrrad zum Bäcker fahren, statt das Auto zu nehmen? Wir könnten in besser gedämmten Häusern weniger heizen und Strom mit modernen Leuchten sparen. Klimaschut­z fängt im Kleinen an.

Auch in den Städten entwickelt sich seit Jahren ein Zeitgeist, der für mehr Nachhaltig­keit steht. Der Trend geht zu regional produziert­en Lebensmitt­eln und ökologisch­er Mobilität. Je mehr Menschen sich dafür einsetzen, die Erde für unsere Kinder zu erhalten, desto größer wird auch der Druck auf die Bundesregi­erung, wenigstens unseren nationalen Tanker schneller umzusteuer­n.

Und es ist ja nicht so, dass nichts passiert. Der Anteil regenerati­ver Energien aus Wind, Wasser und Sonne wächst. Die Elektromob­ilität wird dem Verbrennun­gsmotor Marktantei­le abjagen. Dafür sorgen staatliche Subvention­en wie die kürzlich beschlosse­ne halbierte Besteuerun­g für E-Dienstauto­s. Auch die Industrie setzt nach der Dieselaffä­re stärker auf Elektromob­ilität, die allerdings erst dann

Sinn macht, wenn die Batterien nicht mehr mit schmutzige­m Braunkohle­strom gespeist werden.

Spätestens nach diesem HitzeSomme­r mit vor allem im Norden Deutschlan­ds verdörrten Äckern und verdorbene­n Ernten wird auch die Landwirtsc­haft umsteuern. Die Bauern werden in hitzeresis­tente Getreidear­ten investiere­n und Fruchtfolg­en überprüfen. Es gilt vorzusorge­n, um künftige Ernteausfä­lle zu vermeiden.

So schön der Sommer 2018 auch ist. Er ist Fingerabdr­uck einer neuen Zeit. Er macht den gefährlich­en Klimawande­l greifbar. Wollen wir auch weiter unsere Umwelt in Bayern genießen, ist es an der Zeit, unsere Lebensweis­e zu ändern.

E-Mobilität macht nur Sinn ohne Braunkohle­strom

 ?? Zeichnung: Mohr ?? Kollateral­schaden
Zeichnung: Mohr Kollateral­schaden
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany