Generation Lückenbüßer?
Es klingt verlockend: In einer Welt, in der viele junge Menschen ihren Blick lieber auf das Smartphone als auf ihre Mitmenschen lenken, könnte ein Dienst an der Allgemeinheit den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.
Gerade in einer Zeit, in der Hass und Hetze nur einen Mausklick entfernt sind, wirkt der Vorschlag von Annegret Kramp-Karrenbauer wie eine wohltuende Seelenmassage. Doch streichelt die CDUGeneralsekretärin damit lediglich die zerstrittene Seele der Union. Es ist ein Versuch, konservative und liberale Kräfte der CDU und CSU in Einklang zu bringen. Abgesehen davon, dass die Diskussion um eine allgemeine Dienstpflicht wahrscheinlich ins Nirgendwo führt, hat der Vorschlag einen Beigeschmack. Sollen junge Menschen dafür büßen, was die Politiker jahrelang verpfuscht haben?
Frisch von der Schule sollen Jugendliche als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden. Während soziale Berufe weiterhin miserabel entlohnt werden. Ebenso könnte der Staat die Kosten für die Einführung einer Dienstpflicht besser anderswo einsetzen: Statt jährlich bis zu 700000 Schulabgänger auszubilden, könnte die Politik das Geld in eine professionelle Ausrüstung der Berufssoldaten stecken.
Ob in der Kaserne oder im Altenheim: Schon jetzt engagieren sich viele Menschen freiwillig. Ihnen gebührt Anerkennung, eine entsprechende Entlohnung – vor allem aber sollte die Tätigkeit sinnstiftend sein. Wenn das garantiert ist, werden viele junge Menschen von ganz allein dazu bereit sein, der Allgemeinheit zu dienen.