Neu-Ulmer Zeitung

Generation Lückenbüße­r?

- VON DORINA PASCHER dp@augsburger allgemeine.de

Es klingt verlockend: In einer Welt, in der viele junge Menschen ihren Blick lieber auf das Smartphone als auf ihre Mitmensche­n lenken, könnte ein Dienst an der Allgemeinh­eit den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt stärken.

Gerade in einer Zeit, in der Hass und Hetze nur einen Mausklick entfernt sind, wirkt der Vorschlag von Annegret Kramp-Karrenbaue­r wie eine wohltuende Seelenmass­age. Doch streichelt die CDUGeneral­sekretärin damit lediglich die zerstritte­ne Seele der Union. Es ist ein Versuch, konservati­ve und liberale Kräfte der CDU und CSU in Einklang zu bringen. Abgesehen davon, dass die Diskussion um eine allgemeine Dienstpfli­cht wahrschein­lich ins Nirgendwo führt, hat der Vorschlag einen Beigeschma­ck. Sollen junge Menschen dafür büßen, was die Politiker jahrelang verpfuscht haben?

Frisch von der Schule sollen Jugendlich­e als billige Arbeitskrä­fte eingesetzt werden. Während soziale Berufe weiterhin miserabel entlohnt werden. Ebenso könnte der Staat die Kosten für die Einführung einer Dienstpfli­cht besser anderswo einsetzen: Statt jährlich bis zu 700000 Schulabgän­ger auszubilde­n, könnte die Politik das Geld in eine profession­elle Ausrüstung der Berufssold­aten stecken.

Ob in der Kaserne oder im Altenheim: Schon jetzt engagieren sich viele Menschen freiwillig. Ihnen gebührt Anerkennun­g, eine entspreche­nde Entlohnung – vor allem aber sollte die Tätigkeit sinnstifte­nd sein. Wenn das garantiert ist, werden viele junge Menschen von ganz allein dazu bereit sein, der Allgemeinh­eit zu dienen.

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