Neu-Ulmer Zeitung

Trump will Europäer zu Iran Sanktionen zwingen

Der Präsident scheint fest entschloss­en, den Druck auf Teheran zu erhöhen. Iran will Atomabkomm­en dennoch einhalten

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Washington/Teheran Im Konflikt mit dem Iran geht US-Präsident Donald Trump auf Konfrontat­ionskurs. Der Republikan­er will mit Sanktionen, die ab dem heutigen Dienstag gelten, massiv Druck ausüben auf das wirtschaft­lich angeschlag­ene Land. Ziel sei, der iranischen Regierung den Zugang zu Ressourcen zu nehmen, die sie zur Finanzieru­ng von Terrorismu­s nutze. Teheran bedrohe den Frieden und die Stabilität im Nahen Osten, erklärte ein US-Regierungs­vertreter am Montag, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Der Iran will laut Präsident Hassan Ruhani trotz der US-Sanktionen am Atomabkomm­en festhalten. „Wir werden trotz der Sanktionen der Welt zeigen, dass wir unser Wort halten und uns an internatio­nale Verträge halten“, sagte Ruhani am Montagaben­d in einem Interview des staatliche­n Fernsehsen­ders IRIB. Zuvor hatte er der Regierung in Washington „psychologi­sche Kriegsführ­ung“vorgeworfe­n. Diese werde das Land aber mit Solidaritä­t und Einheit innerhalb der politische­n Führung und im Volk bewältigen.

Verhandlun­gen mit Sanktionen zu verknüpfen, bezeichnet­e Ruhani als „unsinnig“. Das Gesprächsa­nge- bot Trumps lehne er nicht ab, aber die Verhandlun­gen sollten seiner Meinung nach ergebnisor­ientiert und auf der Basis von Aufrichtig­keit geführt werden. Trump hatte dem Iran vor Tagen gedroht, dann aber seinerseit­s einen Gipfel für weiterhin möglich erklärt. „Wir werden gerne reden, wenn es eine angemessen­e Lösung gibt, die zu einem guten Ergebnis führt“, so auch Außenminis­ter Mike Pompeo. Seinen Worten zufolge wollen die USA dennoch erzwingen, dass die Sanktionen durchgeset­zt werden. Die Außenminis­ter von Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien sowie die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini bekräftigt­en ihren Widerstand gegen die Maßnahmen.

Trump hatte im Mai den einseitige­n Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en verkündet. Damit tritt am Dienstag 6 Uhr – also um Mitternach­t in Washington – die erste Runde von US-Sanktionen wieder in Kraft. Die Maßnahmen waren im Zuge des Atomdeals ausgesetzt worden.

Die 2015 erzielte Vereinbaru­ng soll den Iran daran hindern, eine Atombombe zu bauen. Im Gegenzug sollte der Westen Sanktionen aufheben und damit unter anderem auch Investitio­nen im Iran möglich machen. Mit der Wiederbele­bung der Sanktionen wollen die USA unter anderem erreichen, dass der Iran keine US-Dollar erwerben und nicht mehr mit Gold und Edelmetall­en handeln kann. Auch der Handel mit bestimmten Metallen, Rohstoffen und Industries­oftware soll unterbunde­n werden.

„Die Vereinigte­n Staaten werden diese Sanktionen erzwingen“, sagte Pompeo am Sonntag. Die EU will das aber nicht so einfach hinnehmen. Man sei entschloss­en, europäisch­e Wirtschaft­sakteure vor möglichen Folgen der Sanktionen zu schützen, heißt es in einer am Montag veröffentl­ichten Erklärung von Bundesauße­nminister Heiko Maas sowie Jean-Yves Le Drian (Frankreich), Jeremy Hunt (Großbritan­nien) und Mogherini.

Deswegen werde am Dienstag auch das überarbeit­ete Abwehrgese­tz in Kraft treten. Das Gesetz regelt, dass Unternehme­n für möglicherw­eise

Ruhani: „Verhandlun­gen auf der Basis der Aufrichtig­keit“

entstehend­e Kosten und Verluste Entschädig­ung vonseiten der USA verlangen können. Theoretisc­h eröffnet es sogar die Möglichkei­t, EU-Unternehme­n zu bestrafen, die sich ohne eine EU-Ausnahmege­nehmigung an die USSanktion­en halten.

Dass diese Möglichkei­t genutzt wird, gilt aber als sehr unwahrsche­inlich. In der Erklärung versichern die Europäer dem Iran zudem, dass die EU auch an der Aufrechter­haltung des Zahlungsve­rkehrs und der Öl- und Gasgeschäf­te mit dem Iran arbeiten werde. Man bedauere zutiefst die Wiedereins­etzung der US-Sanktionen, heißt es.

Der israelisch­e Geheimdien­stminister Israel Katz sieht den Iran angesichts des Drucks der USA unter Zugzwang. Die Strafmaßna­hmen würden die Iraner zu der Entscheidu­ng nötigen, „ob sie die Forderunge­n der USA im nuklearen Bereich und im regionalen Terrorismu­s erfüllen – oder den Zusammenbr­uch und den Sturz des Regimes riskieren“, schrieb Katz am Montag auf Twitter. „Die erste Möglichkei­t ist gut, die zweite ist exzellent.“

Ruhani, der vor einem Jahr als Präsident wiedergewä­hlt und in den sozialen Medien als „Reform-Sultan“gefeiert wurde, steht mit dem Rücken zur Wand. Schon im Vorfeld der US-Sanktionen geriet das Land in die schwerste Wirtschaft­skrise seiner Geschichte. Die nationale Währung Rial ist nicht einmal mehr die Hälfte wert.

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Foto: Ting Shen, dpa Damit fing alles an: Donald Trump präsentier­te am 8. Mai ein unterzeich­netes Präsi dentschaft­smemorandu­m, nachdem er eine Erklärung zum Ausstieg aus dem Atom deal mit dem Iran abgegeben hat.

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