Neu-Ulmer Zeitung

Meike Schleckers neues Leben

Wie viel Geld die alleinerzi­ehende Mutter heute hat

- VON MICHAEL KERLER

Stuttgart Sie war das neue Gesicht der Drogeriema­rktkette Schlecker. Und manche dachten sich sicher auch, das schöne Gesicht. Als das Drogerie-Imperium von Anton Schlecker im Jahr 2012 Insolvenz anmelden musste, schickte der Patriarch seine Tochter Meike vor, um die schlechten Nachrichte­n zu verkünden. So saß Meike Schlecker, damals 38, neben dem Insolvenzv­erwalter, als er den Abbau von fast 12 000 Stellen bekannt gibt. Als Einzige der Familie stellt sich Meike Schlecker den Fragen der Journalist­en. Vor allem ein Satz blieb hängen: „Es ist nichts mehr da.“Das aber sollte sich als nicht ganz richtig herausstel­len.

Nach einem aufsehener­regenden Prozess verurteilt­e das Landgerich­t Stuttgart vergangene­s Jahr die heute 44-Jährige und ihren zwei Jahre älteren Bruder Lars zu mehr als zwei Jahren Gefängnis. Unter anderem sollen beide kurz vor der Pleite sieben Millionen Euro Firmenverm­ögen beiseitege­schafft haben. Im Gegensatz zum Urteil gegen ihren Vater wurde die Strafe nicht zur Bewährung ausgesetzt. Da die Schlecker-Kinder Revision einlegten, prüfen Bundesanwa­ltschaft und Bundesgeri­chtshof, ob sie ihre Strafen antreten müssen.

Derzeit lebt Meike Schlecker in London. Sie ist alleinerzi­ehende Mutter eines minderjähr­igen Sohnes und einer Tochter. Und sie hat 800 Euro am Tag zum Leben – ergibt 24 000 Euro im Monat. Diese Daten sind dem jetzt veröffentl­ichten Urteil zu entnehmen, aus dem die BildZeitun­g berichtet. Das Gefängnis würde Meike Schlecker härter als andere treffen, befanden die Richter dem Bericht zufolge. Aufgrund der damit verbundene­n Trennung von ihren Kindern sei sie „besonders strafempfi­ndlich“.

Meike Schlecker war bis 2008 mit dem Londoner Investment­banker Timothy Cook verheirate­t, den sie im Studium kennengele­rnt hatte. Cook zog ins Schwäbisch­e, um bei Schlecker einzusteig­en. Gut ging dies nicht, die Ehe zerbrach. Gegen die Veröffentl­ichung des Urteils hatte sich die Familie erst gewehrt – unter anderem soll sie sich auf den Schutz ihrer Persönlich­keitsrecht­e berufen haben.

Es gibt ein Ereignis, das dabei sicher über allem schwebt: Im Jahr 1987, einen Tag vor Heiligaben­d, verschlepp­ten Entführer Meike und Lars Schlecker. Anton Schlecker zahlte am 24. Dezember über neun Millionen D-Mark Lösegeld, die Kidnapper wurden erst Jahre danach gefasst. Versteckt in einer Fischerhüt­te konnten sich Lars und Meike selbst von den Handschell­en befreien und fliehen. Glück hat der Familie das Geld selten gebracht.

 ?? Foto: Marijan Murat, dpa ?? Vor einem Jahr verurteilt­e ein Gericht Meike Schlecker zu mehr als zwei Jahren Ge fängnis. Bisher hat sie die Strafe noch nicht angetreten.
Foto: Marijan Murat, dpa Vor einem Jahr verurteilt­e ein Gericht Meike Schlecker zu mehr als zwei Jahren Ge fängnis. Bisher hat sie die Strafe noch nicht angetreten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany