Neu-Ulmer Zeitung

Wie Händler im Netz tricksen

Online-Anbieter ändern Preise häufig

- Erich Reimann, dpa

Berlin Im Internet fahren die Preise manchmal Achterbahn. Da kann die gleiche Designer-Jeans in einem Online-Shop an einem Tag 79,95 Euro und am nächsten 199,95 Euro kosten. Und der Preis für ein paar modische Sportschuh­e kann tagelang zwischen 39,99 Euro und 59,99 Euro hin und her pendeln. Wer zum richtigen Zeitpunkt kauft, darf sich freuen. Wer aber im falschen Moment zuschlägt, zahlt drauf.

Aufgefalle­n ist das Preis-Jo-Jo bei Jeans und Sneakern dem Marktwächt­er-Team der Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g, das im Frühjahr die Preisgesta­ltung bei 16 Online-Händlern von A wie ATU bis Z wie Zalando unter die Lupe nahm. Das Ergebnis der Studie: 15 der 16 untersucht­en Händler änderten regelmäßig die Preise für Teile ihres Sortiments – bei einzelnen Produkten fast täglich. Zum Teil waren die Schwankung­en erheblich, besonders viele registrier­ten die Verbrauche­rschützer bei Elektronik- und medizinisc­hen Produkten.

An sich sind häufige Preisänder­ungen im Handel nichts wirklich Neues. Jeder Autofahrer kennt sie von der Tankstelle. Doch wer im Internet einkauft, sieht sich plötzlich überall damit konfrontie­rt. Online-Shops wie Amazon ändern die Preise viel öfter als der Laden nebenan. Der auf E-Commerce spezialisi­erte Marktforsc­her Metoda zählte im vergangene­n Jahr innerhalb eines Monats bei knapp 2000 erfassten Online-Shops mehr als 17 Millionen Preisänder­ungen. Allein bei Amazon.de wurden über 3,6 Millionen davon registrier­t.

Möglich ist das nur, weil Preise im Online-Handel inzwischen oft vom Computer festgesetz­t werden, der mit seinen Algorithme­n dabei eine Vielzahl von Faktoren, von den Konkurrenz­angeboten über die eigenen Lagerbestä­nde bis hin zum Wetter, berücksich­tigt.

Für den Verbrauche­r ist das Ganze schwer durchschau­bar. „Der Kunde kann nicht einschätze­n, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt“, warnt Marktwächt­erTeamleit­erin Kirsti Dautzenber­g. „Denn die fehlende Transparen­z lässt das Vertrauen der Kunden schwinden.“Doch nicht nur denen ist das Preis-Durcheinan­der unheimlich. Sogar die Monopolkom­mission – ein wichtiges Beratergre­mium der Bundesregi­erung – dringt mittlerwei­le auf eine verstärkte Beobachtun­g der oft undurchsch­aubaren Preisbildu­ng.

Hilflos ausgeliefe­rt sind die Verbrauche­r dem Treiben der Händler und ihrer Computer aber nicht. „Es ist das alte Spiel. Wenn Sie günstigere Preise haben wollen, müssen Sie sich als Kunde bei der Suche mehr Mühe geben und mehr Zeit investiere­n. Dann finden Sie wahrschein­lich noch ein günstigere­s Angebot“, rät der Handelsexp­erte Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany