Münstergemeinde sagt Ja zur Homo Ehe
Mit einem Vorstoß will der evangelische Gesamtkirchenbeirat den Weg frei für eine landesweite öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der Kirche machen
Ulm Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Ulm will den Weg frei machen für eine kirchliche Heirat von homosexuellen Paaren. „Wir dürfen gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen nicht vorenthalten“, sagt Ernst-Wilhelm Gohl bei einer Pressekonferenz am Montag.
In seiner Juli-Sitzung hatte der Gesamtkirchengemeinderat Ulm beschlossen, dass Homosexuelle ihren Segnungsgottesdienst feiern dürfen. Allerdings erst, wenn es eine kirchenrechtliche Ermöglichung gibt. Wie Gohl betont, werde es keinen Ulmer Alleingang geben. In Zeiten, in denen demokratische Strukturen und Entscheidungsprozesse immer mehr unter Beschuss gerieten, sei es besonders wichtig, sich an bewährte Regeln zu halten. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich homosexuelle Paare in Ulm das Ja-Wort in der Kirche geben können. Vielleicht schon nach der nächsten Landessynode im Herbst.
Ein erster Versuch scheiterte im Herbst 2017. Bei 62 Ja-Stimmen, 33 Nein-Stimmen und einer Enthaltung haben zwei Stimmen zur Annahme gefehlt. Nicht nur Gohl versteht dieses durchaus starke Votum als repräsentativ für die Stimmungslage an der kirchlichen Basis und als Verpflichtung, in dieser Sache weiter aktiv zu bleiben. Statt eines Kirchengesetzes strebt der Ulmer Vor- nun lediglich die Ermöglichung einer öffentlichen kirchlichen Amtshandlung für gleichgeschlechtliche Paare per Änderung der Gottesdienstordnungen an. Wohl eine Formsache. Denn dafür wäre nur eine einfache Mehrheit notwendig. Aus Sicht von Gohl, der auch Mitglied des Gesprächskreises „Evangelium und Kirche“ist, gibt es keine Argumente, gleichgeschlechtlichen Paaren dieses Recht zu verweigern. Derzeit steht es homosexuell empfindenden Menschen in Württemberg nur offen, sich im Rahmen der Seelsorge privat segnen zu lassen. Dabei werden die Menschen gesegnet, nicht die Partnerschaft.
Es prallen in der Kirche zwei Welten aufeinander: Die Konservativen, sind davon überzeugt, dass eine Homo-Ehe so etwas wie Sünde ist, weil die Ehe nur zwischen Mann und Frau möglich ist. Denn nur aus einer solchen Beziehung können Kinder entstehen. Die Liberalen sehen Treue, Vertrauen und Verlässlichkeit als hinreichende Kriterien für eine Eheschließung.
„Jesus hat sich mit keiner Silbe zum Thema Homosexualität geäußert“, sagt der liberale Dekan Gohl. Richtig sei, dass Bibelstellen, in denen es um Homosexualität geht, diese negativ darstellten. Meist werde Homosexualität in Verbindung mit Vergewaltigungen erwähnt. Doch die Aufgabe von Theologie sei es auch, die einzelnen Wörter in einen zeitgemäßen Gesamtzusammenhang zu bringen.
Von einem „bitteren Tag für homosexuelle Paare und die Landeskirche“sprach Gohl im Herbst verstoß gangenen Jahres, als die Mehrheit der Synode den Antrag ablehnte. Denn Baden-Württemberg gilt als die einzige Landeskirche der Republik, die sich noch nicht geöffnet hat.
Ein gleichgeschlechtliches Ulmer Paar, so berichtete Gohl, sei aufgrund dieses Beschlusses aus der Kirche ausgetreten. Die Heftigkeit der Diskussion steht aus Sicht des Dekans in keinem Verhältnis zu den erwarteten Hochzeiten unter Schwulen: „Ich rechne im Schnitt etwa mit einer pro Jahr in Ulm“, sagte Gohl. Nur zu Beginn der wohl kommenden Erlaubnis seien es vielleicht etwas mehr, weil einige Paare ihre Trauung nachholen würden. Wie Gohl betonte, solle kein Pfarrer zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gezwungen werden. „Wenn Pfarrer, sagen, ich kann das mit meinem biblischen Verständnis nicht vereinbaren, ist das halt so.“
Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern hat sich in Schwabach im Frühjahr für die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ausgesprochen. Bayerische Pfarrer können demnach nach ihrem Gewissen individuell entscheiden, ob für sie Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare möglich sind oder nicht. Ihre persönliche Entscheidung soll respektiert werden – genauso stellt es sich die evangelische Gesamtkirchengemeinde Ulm für Württemberg vor.