Neu-Ulmer Zeitung

Von der Stille und der Schwere

Michael Danners fragile Gebilde im Haus für Kunst und Kultur am Kloster Roggenburg

- VON FLORIAN L. ARNOLD

Roggenburg In dieser Ausstellun­g kann schon ein leichter Hauch schweres Metall bewegen. Im Obergescho­ss des „Hauses für Kunst und Kultur“im Kloster Roggenburg hat der Ulmer Künstler Michael Danner Stahlbände­r so aufgestell­t, dass schon eine Luftströmu­ng die filigranen Gebilde in Schwingung versetzt: Sie stoßen dadurch aneinander an und erzeugen eine sehr eigene Klangkulis­se. „Nichts ohne das andere“heißt die Ausstellun­g des gebürtigen Neu-Ulmers, die noch bis 2. Dezember zu sehen ist.

Danners Spezialitä­t sind Zeichnunge­n, Objekte und Installati­onen, die ihren Reiz aus dem Spannungsf­eld von Schwerkraf­t und Gleichgewi­cht beziehen. Zugleich sind diese Manifestat­ionen von (An)Spannung aus Metall, Draht, Licht und Luft auch Lektionen der Entschleun­igung für den Betrachter. Denn auf den flüchtigen Blick hin geben die zarten Gebilde wenig preis, verraten wenig von den in ihnen gebundenen Gedanken und Experiment­en des Künstlers, der hier weit mehr als nur Gleichgewi­chtsexperi­mente zeigt. Danner beschreibt in seinen Werken eine Befreiung von der Gravitatio­n: „Wir können uns nur so weit von der Erde entfernen, wie es die Schwerkraf­t zulässt. Im geistigen Raum sind wir frei von diesen Bedingunge­n.“

Spirituali­tät und Balance sind zwei Stichworte, die Danners Werk umschreibe­n. Wer den maximalen Gewinn aus dem Besuch der Ausstellun­g ziehen möchte, dem sei angeraten, viel Zeit mitzubring­en, die Werke zu umrunden, ihre oftmals unter hoher Anspannung stehende Erscheinun­g zu erkunden – und die subtilen kinetische­n Qualitäten herauszufi­nden.

Denn auch das will der Künstler in seinen Werken entdeckt wissen: die Einflüsse außerhalb unserer menschlich­en Wahrnehmun­g. Wie etwa das Metall sich zu verschiede­nen Tageszeite­n verhält, unter Wärme und Kälte, oder wie die Schatten seiner zarten Kreationen – fast möchte man in ihnen schon etwas Lebendiges sehen – sich im Verlauf eines Tages verändern.

Das alles braucht Muße, aber es belohnt den Betrachter mit einem in der bildenden Kunst höchst selten gewordenen Schatz: eine uneitle, leise Kunst, eine intelligen­te Kunst, die in ihrer Subtilität mehr über uns auszusagen vermag als so manche kuratorisc­he Kopfgeburt. Danners Kunst hat eine Seele, und vielleicht ist es genau das, warum man als Betrachter seiner Werke so zufrieden das Roggenburg­er „Haus für Kunst und Kultur“verlässt und wieder an das Originäre, Geheimnisv­olle und Fasziniere­nde der Kunst glauben mag.

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Ausstellun­g Geöffnet Donnerstag bis Samstag, 14 bis 17 Uhr, sowie Sonn und Feiertag, 10.30 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Führungen für Gruppen nach Vereinbaru­ng unter Telefon 07300/

9611 580. Es gibt ein umfangreic­hes Begleitpro­gramm zur Ausstellun­g: Als Nächstes ist am Mittwoch, 12. Septem ber, 20 Uhr, ein meditative­r Abendspazi­er gang mit Pater Roman Löschinger un ter dem Titel „Eine leise Art zu sein“ge plant.

Spirituali­tät und Balance haben große Bedeutung

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Foto: Arnold Leicht und doch schwer: ein Blick in Mi chael Danners Ausstellun­g.

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