Neu-Ulmer Zeitung

Spanien nimmt Flüchtling­e wieder zurück

Das erste von Seehofer versproche­ne Abkommen steht. Folgen jetzt noch weitere?

- VON RALPH SCHULZE

Berlin/Madrid Nach dem Asylstreit in der Union hat die Bundesregi­erung das erste Abkommen zur Rücknahme von Asylbewerb­ern geschlosse­n. Damit könnten Flüchtling­e, die in Spanien bereits Asyl beantragt haben und an der deutschen Grenze aufgegriff­en werden, innerhalb von 48 Stunden zurückgesc­hickt werden, betonte eine Sprecherin von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU). Die Vereinbaru­ng tritt bereits am Samstag in Kraft. Ähnliche Verträge mit Griechenla­nd und Italien sind dagegen noch nicht in trockenen Tüchern.

Ein bilaterale­s Abkommen ist Voraussetz­ung dafür, dass Flüchtling­e an der Grenze zurückgewi­esen werden können. Spanien ist das erste Land, mit dem Deutschlan­d eine solche Vereinbaru­ng geschlosse­n hat. „Von spanischer Seite wurden keine Gegenleist­ungen gefordert“, sagte die Sprecherin. Beim EU-Gipfel Ende Juni hatte Ministerpr­äsident Pedro Sánchez noch erklärt, Deutschlan­d habe sich verpflicht­et, die Kosten für die Übergabe zu übernehmen und finanziell­e Unterstütz­ung für den Schutz der spanischen EU-Außengrenz­en zu leisten. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) will Sánchez am Wochenende in Andalusien besuchen. Spanien ist dieses Jahr zum Hauptziel der Flüchtling­e und Migranten geworden, die von Nordafrika aus versuchen, europäisch­en Boden zu erreichen. In Spanien wurden seit Januar rund 28 000 Immigrante­n registrier­t. In Italien waren es 19 000 und in Griechenla­nd 16 000 Menschen.

Italien und Griechenla­nd haben anders als Spanien Bedingunge­n für die Rücknahme von Asylbewerb­ern gestellt. Die Gespräche mit Griechenla­nd wurden nach Auskunft des Innenminis­teriums wegen der Brandkatas­trophe dort in den vergangene­n Tagen nicht forciert. Mit der Regierung in Wien besteht nach Auskunft des Innenminis­teriums bereits eine Absprache, dass Flüchtling­e zurückgesc­hickt werden könnten, „für die Österreich zuständig ist“. Dazu bedürfe es keiner weiteren schriftlic­hen Vereinbaru­ng.

Nach Angaben des spanischen Roten Kreuzes ist Spanien für die meisten Ankommende­n nur eine Durchgangs­station. „Viele haben einen klaren Plan, und der heißt, nach Frankreich oder Deutschlan­d weiterzure­isen, wo sie meist schon Familienan­gehörige oder Freunde haben“, betonte ein Sprecher des Roten Kreuzes. „Spanien ist für sie ein Transitlan­d.“Da die Auffangein­richtungen im Süden überfüllt sind, werden die meisten Migranten schnell weitergesc­hickt. Das Rote Kreuz, das im staatliche­n Auftrag für die Erstbetreu­ung in Spanien zuständig ist, hilft bei der Weiterreis­e, etwa mit einer Bahnfahrka­rte. Außerdem werden regelmäßig Busse gechartert, die die Migranten in die

Das Rote Kreuz spendiert das Ticket

nordspanis­chen Städte Bilbao, San Sebastián oder Barcelona bringen.

Von der Grenze versuchen die Flüchtling­e dann, sich weiter nach Norden durchzusch­lagen. Zu Fuß, per Auto oder mit öffentlich­en Transportm­itteln. Auch Schlepperb­anden sind dort aktiv. Die Franzosen haben daher die Überwachun­g der Grenze ausgebaut. Spaniens restriktiv­e Asylpoliti­k führt dazu, dass die meisten Ankommende­n ihren Asylantrag lieber in den nördlichen Ländern stellen. So erhalten Asylbewerb­er im ersten halben Jahr in Spanien nur ein monatliche­s Taschengel­d von knapp über 50 Euro, danach müssen sie sehen, wie sie klarkommen. Statt einer Willkommen­skultur mit garantiert­en staatliche­n Hilfen dominiert die Improvisat­ion. Das bekommen vor allem männliche Migranten zu spüren, die oft schon wenige Tage nach ihrer Ankunft auf der Straße landen. »Kommentar

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