Neu-Ulmer Zeitung

Der bodenständ­ige Ermittler

Als niederbaye­rischer Dorfpolizi­st Franz Eberhofer hat Sebastian Bezzel seine Paraderoll­e gefunden. Im Repertoire hat der Schauspiel­er freilich noch viel mehr

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Seine Leberkässe­mmel lässt sich der Eberhofer Franz nicht nehmen. Am liebsten kreativ mit süßem Senf garniert, zuletzt mit drei Herzerln. Denn der Franz ist wieder einmal verliebt in seine Susi, diesmal aber muss er um sie kämpfen, weil sie auch ein anderer umgarnt. Aber mit den Gefühlen hat es der Franz nicht so, er bringt nichts raus – und wenn, dann ziemlich daneben.

Der Eberhofer ist zur Paraderoll­e für den Schauspiel­er Sebastian Bezzel geworden. Schon zum fünften Mal verkörpert der 47-Jährige im neuen Kinofilm „Sauerkraut­koma“den niederbaye­rischen Dorfpolizi­sten, der auf seine eigene Art ermittelt. Er ist beileibe kein Trottel, aber doch schwerfäll­ig im Denken und staubtrock­en in seinen Bewertunge­n. Eben ein bedächtige­r bayerische­r Stoiker, der sich die analoge Welt bewahrt. Dabei ist der Eberhofer durchaus verschlage­n und wie seine Landsleute bauernschl­au. In einem Interview spricht Bezzel von einer kulturelle­n Konterrevo­lution, die sich im skurrilen niederbaye­rischen Mikrokosmo­s der Rita-FalkKrimis abspielt.

Krimis sind sowieso Sebastian Bezzels Fach. Sie seien immer toll und gut zu erzählen – „da passiert was, man taucht ein“. Zwölf Jahre spielte er im Bodensee„Tatort“den Kommissar Kai Perlmann an der Seite von Klara Blum alias Eva Mattes. Auch Perlmann ist konservati­v und etwas schnöselig. Bezzel mimte ihn nie sklavisch nach dem Drehbuch. Bei ihm – da ist er Vollblutsc­hauspieler – entwickeln sich die Szenen am Set. „Aus einer Blödelei kann oft was ganz anderes entstehen.“Überhaupt mag er die Abwechslun­g in seinen Rollen. Meistens hat er mehrere Projekte nebeneinan­der laufen. Zum „Tatort“als Bobfahrer im Kinofilm „Schwere Jungs“von Marcus H. Rosenmülle­r. Auch als Kabarettis­t ist er in frühen Jahren aufgetrete­n, außerdem hat er die Briefe des Weiße-RoseMitgli­eds Christoph Probst als Hörbuch eingesproc­hen. Sebastian Bezzel, am 18. Mai 1971 in Garmisch-Partenkirc­hen geboren, wollte „eigentlich immer“Schauspiel­er werden und absolviert­e die Bayerische Theateraka­demie August Everding in München. Bis Ende der neunziger Jahre hatte er Bühnenroll­en am Bayerische­n Staatsscha­uspiel, bald schon entdeckte ihn auch das Fernsehen. Etwa in der RTLSerie „Abschnitt 40“.

In seinem heutigen Zuhause gelangt Sebastian Bezzel übrigens nicht so leicht an Leberkässe­mmeln. Fernab von Bayern wohnt er im noblen Hamburg-Ottensen. Seit September 2009 ist er mit der Schauspiel­erin Johanna Christine Gehlen verheirate­t. Das Paar hat einen Sohn (Hans Ferdinand) und eine Tochter (Rosa). Er versuche schon, erzählt er, seine Kinder „zweisprach­ig“auch in seinem bayerische­n Dialekt zu erziehen. Sein Sohn sei bereits FC-Bayern-Fan. „Und ein sauberes ‚Pfiat di‘ soll er einmal auf jeden Fall hinkriegen.“Alois Knoller

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