Neu-Ulmer Zeitung

Elon Musks Schussfahr­t ins Ungewisse

Mit seiner Ankündigun­g, den Autobauer Tesla von der Börse zu nehmen, verwirrt der Unternehme­r die Anleger. Der Coup birgt aber auch hohe Risiken für den Milliardär

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wandelte er das Werk im kalifornis­chen Tesla in eine „Produktion­shölle“um, schlief selbst in der Fabrik und trieb die Mitarbeite­r mit nächtliche­n E-Mails zu Höchstleis­tungen an.

Zwar ließ Musks jüngste Ankündigun­g den Tesla-Kurs am Dienstag um elf Prozent auf 379,57 schießen, was dem Mitinhaber binnen weniger Stunden einen Milliarden­gewinn bescherte. Doch wie bei der erratische­n Umstellung seiner Auto-Manufaktur auf die Massenprod­uktion ist völlig unklar, wie nachhaltig diese Entwicklun­g ist. Bei einem angekündig­ten Preis von 420 Dollar pro Aktie wäre Tesla rund 72 Milliarden Dollar wert. Die Privatisie­rung wäre mit Abstand das größte Buyout der Geschichte. Nur ist völlig unklar, woher das Geld kommen soll.

Kandidaten für ein solches Buyout, für das sich ein Investor große Mengen Geld leihen muss, verfügen normalerwe­ise über beachtlich­e und beständige Einnahmest­röme. Tesla sitzt jedoch auf einem Schuldenbe­rg von 10,9 Milliarden Dollar. Auf der Suche nach Geldgebern, unken Experten,

Ein Saudi Fonds ist am Konzern beteiligt

könnte Musk bei ausländisc­hen Staatsfond­s landen. Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass der saudi-arabische Public Investment Fund weniger als fünf Prozent an Tesla hält. Im vorigen Jahr hatte die chinesisch­e Tencent Holdings einen Anteil von fünf Prozent übernommen. Doch ein Ausbau solcher ausländisc­her Engagement­s dürfte die um die nationale Sicherheit besorgten Aufsichtsb­ehörden in den USA auf den Plan rufen.

Legt Musk jedoch keinen Finanzieru­ngsplan vor, drohen dem großspurig­en Unternehme­r, den viele für einen genialen Visionär und kaum weniger viele für einen Blender halten, ernste rechtliche Konsequenz­en. Dann hätte er nämlich eine börsenrele­vante falsche Auskunft gegeben und den Kurs der Aktie künstlich in die Höhe getrieben. „Wenn Musk keinen Nachweis erbringt, dass die Finanzieru­ng tatsächlic­h steht, könnte sein Tweet als Marktmanip­ulation gewertet werden“, sagte John Coffee, Wirtschaft­sprofessor an der ColumbiaUn­iversität, dem Wall Street Journal: „Das ist Material für einen Prozess, den Anwälte als Weihnachte­n im August betrachten.“

 ?? Foto: Robyn Beck, afp ?? Für einige ist Elon Musk ein Genie, für andere ein Verrückter. Sein Twitter Ausbruch könnte unter Umständen nun sogar noch ein juristisch­es Nachspiel haben.
Foto: Robyn Beck, afp Für einige ist Elon Musk ein Genie, für andere ein Verrückter. Sein Twitter Ausbruch könnte unter Umständen nun sogar noch ein juristisch­es Nachspiel haben.

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