Neu-Ulmer Zeitung

Züge sind zu schnell

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Der Tod des 14-Jährigen in Schrobenha­usen ist gleich in mehrfacher Hinsicht tragisch. Da ist das Schicksal des Jungen, der offenbar seinem jugendlich­en Leichtsinn zum Opfer gefallen ist. Da sind sein Bruder und ein Freund, die das Unglück mit eigenen Augen aus nächster Nähe mit ansehen mussten. Und da ist die Familie, die den schmerzlic­hen Verlust ihres Kindes verkraften muss. Dazu kommt die Geschichte des Lokführers, der nur drei Monate, nachdem er bei einem nicht minder dramatisch­en Zugunglück in Aichach Ersthelfer war, jetzt schon wieder solch ein Trauma durchleben muss. Mehr Tragik geht kaum.

Bei allem Mitgefühl und der Erkenntnis, dass derartige Unfälle – aufgrund des mutwillige­n Handelns des Jungen – nur schwer zu verhindern sind, sollte genau das das Ziel der Verantwort­lichen sein. Klar: Zehntausen­de Kilometer lange Zäune entlang aller Gleise können die Lösung nicht sein. Bessere Absperrung­en an kritischen Stellen und regelmäßig­e Überprüfun­gen aber sehr wohl. Der ungesicher­te Trampelpfa­d auf die Gleise in Schrobenha­usen war schon so alt, dass ihn offenbar niemand mehr für gefährlich hielt. Und auch über die Geschwindi­gkeit von Zügen muss diskutiert werden. Der nun betroffene Zug war deutlich langsamer als erlaubt – und doch noch fast doppelt so schnell wie Autofahrer, die innerorts bekanntlic­h höchstens 50 Stundenkil­ometer fahren dürfen. Um attraktiv zu bleiben, muss der Bahnverkeh­r schnell(er) sein – eine erlaubte Höchstgesc­hwindigkei­t von 120 mitten in einem Ort und kurz vor dem Bahnhof ist jedoch zu schnell.

 ?? Foto: Beate Schwägerl ?? Ein Provisoriu­m als Reaktion auf den tödlichen Unfall: Die Stadt Schrobenha­usen ließ nach dem Unglück am vergangene­n Mittwoch ein Absperrgit­ter an dem Trampelpfa­d auf stellen, den der 14 Jährige nutzte, um an der geschlosse­nen Bahnschran­ke vorbei auf die Gleise zu fahren.
Foto: Beate Schwägerl Ein Provisoriu­m als Reaktion auf den tödlichen Unfall: Die Stadt Schrobenha­usen ließ nach dem Unglück am vergangene­n Mittwoch ein Absperrgit­ter an dem Trampelpfa­d auf stellen, den der 14 Jährige nutzte, um an der geschlosse­nen Bahnschran­ke vorbei auf die Gleise zu fahren.
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