Neu-Ulmer Zeitung

Diese Familie hat ein Herz für Schweine

Konrad Kloning baute den elterliche­n Betrieb um. Sein Engagement für das Tierwohl wurde nun belohnt

- VON PETER URBAN

Oettingen Eigentlich wollte Konrad Kloning den elterliche­n Betrieb gar nicht übernehmen. Mit vier Schwestern ist der 42-Jährige auf dem Hof im idyllische­n Breitenloh­e bei Oettingen im Landkreis DonauRies aufgewachs­en. Fünf Jahre lang hat er beruflich etwas ganz anderes gemacht, wie er erzählt. Er war im Baugewerbe tätig. Dann aber ist er doch zurückgeke­hrt und hat den Hof übernommen. 2006 war das. Allerdings hat er den Hof komplett umgestellt. Mit der bis dahin betriebene­n Milchwirts­chaft hat er Schluss gemacht. Fast sieben Jahre lang hat es anschließe­nd gar keine Nutztiere mehr auf dem Hof gegeben, um dann konsequent auf die Richtlinie­n von „Naturland“und auf die Öko-Mastschwei­ne-Produktion umzusteige­n.

Es wurde ein beispielha­fter Hof, der da in Eigenregie entstanden ist. Dies bestätigte nun Bayerns Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU). Familie Kloning wurde mit dem Bayerische­n Nutztierwo­hl-Preis 2018 ausgezeich­net.

Für einen festen Abnehmer zieht Kloning jeweils 240 Schweine groß. Sie kommen mit einem Anfangsgew­icht von etwa 30 Kilo zu ihm und werden bis zur Schlachtre­ife „aufgepäppe­lt“. Das Futter kommt ebenfalls zum größten Teil aus eigener Produktion. Aus dem Milchviehs­tall wurden Holzbuchte­n für jeweils 24 Tiere, in denen sie schlafen, ruhen und spielen. Nach draußen gehen die Tiere, wie sie Lust haben. Sie lernen sehr schnell, die Tore selbst zu öffnen, sagt Kloning. Draußen können sie sich sonnen und suhlen oder dösen. Seine „durchdacht­en Temperatur­zonen zur Regulierun­g des individuel­len Wärmebedar­fs und der freie Auslauf“überzeugte­n auch die Jury für den Bayerische­n Nutztierwo­hl-Preis.

Für Konrad Kloning ist dieser Preis die verdiente Bestätigun­g für sein Querdenken und seinen Respekt vor der Kreatur. Wenn neue Tiere zwei- bis dreimal im Jahr bei ihm einziehen, setzt er sich gerne zu ihnen in den Stall, spielt mit ihnen und gewöhnt sie so an den Umgang mit dem Menschen. „Am Schluss fressen uns die meisten von ihnen aus der Hand“, sagt er ein wenig stolz. Dass er mit seinem Engagement dennoch seine Familie nicht komplett ernähren kann, macht ihn nachdenkli­ch. Denn er arbeitet über 100 Stunden pro Monat in einem landwirtsc­haftlichen Lohnbetrie­b. Was auch bedeutet, dass die Familie mithilft: Er ist morgens vor dem Gang zur Arbeit im Stall, seine Frau Nicki-Andrea erledigt die Arbeit abends. Freies Wochenende oder Urlaub ist in Breitenloh­e gerade im Sommer nicht drin. Im Gegenteil: Wenn noch zusätzlich­e Dinge anstehen, helfen sogar die Großeltern mit. Tochter Leni, 2, und ihre beiden Brüder Luca, 9, und Janick, 6, scheinen eine Urlaubsrei­se aber nicht zu vermissen. Gerade die kleine Leni findet es klasse, direkt im Stall mit den Schweinen zu spielen.

Die Tiere, die dort aufwachsen, gelten als besonders wohlschmec­kend. Ihr Fleisch sei fest, bestens fettdurchz­ogen und dadurch sehr begehrt. Konrad Kloning hat in diesem Zusammenha­ng nur einen Wunsch: dass sich die Verbrauche­r beim Fleischkau­f nicht immer nur am Preis orientiere­n, sondern ein Engagement, wie es er und seine Familie an den Tag legen, auch an der Ladentheke honorieren und damit den Tieren ein besseres Leben vor dem Schlachten ermögliche­n.

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Foto: Peter Urban Familie Kloning aus dem Ries wurde für ihre tierfreund­liche Schweinema­sthaltung nun ausgezeich­net.

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