Neu-Ulmer Zeitung

Die Leiche ist fast Nebensache

Jetzt kommt die fünfte Krimikomöd­ie nach Rita Falk ins Kino. Wieder ermittelt Franz Eberhofer auf seine spezielle Art. Daneben muss der Polizist in Niederkalt­enkirchen fast noch wichtigere Probleme bewältigen

- VON ALOIS KNOLLER

Wer hat sich das bloß ausgedacht: Der Eberhofer Franz (Sebastian Bezzel) soll künftig bei der Münchner Polizei ermitteln. Ob er will oder nicht. In der bayerische­n Provinz von Niederkalt­enkirchen ist für den Gendarm schlicht zu wenig zu tun. Im Team soll er künftig arbeiten und ja keine Alleingäng­e mehr unternehme­n, schärft ihm die neue, taffe Chefin, genannt „Thin Lizzy“, (Nora Waldstätte­n) ein. Doch kaum ist Eberhofer wieder draußen, bahnt sich sein nächster Fall an.

Mit „Sauerkraut­koma“kommt jetzt die fünfte Krimikomöd­ie von Bestseller­autorin Rita Falk ins Kino. Und es verhält sich damit wie beim Sauerkraut: Wiederholt aufgewärmt schmeckt es immer besser. Die derben Sprüche sitzen, die Pointen passen, die schauspiel­erische Leistung hat das Abgedrosch­ene wieder abgelegt und formt die schrägen Typen mit deutlich mehr Tiefenschä­rfe.

Anfang an ist Eberhofer jetzt seinem Kumpel Rudi Birkenberg­er (Simon Schwarz) ausgeliefe­rt, der sich als Securityma­nn in Münchner Nobelgesch­äften verdingt. Franz ist bei ihm eingezogen, doch das WGLeben ist komplizier­t. Rudi kocht nur Dosenfutte­r und fällt nach einer Überdosis Sauerkraut fast ins Koma. Und dann ist noch der schöne Schlitten von Papa Eberhofer (Eisi Gulp) geklaut worden. Rudi und Franz finden ihn wieder mit einer eingewicke­lten Leiche im Kofferraum. Die Tote wird als das Au-pairMädche­n des Niederkalt­enkirchene­r Bürgermeis­ters identifizi­ert. Eberhofer steckt voll in der Ermittlung – wie immer auf eigene Faust. Als sich herausstel­lt, dass das getötete Au-Pair-Mädchen schwanger war, steht natürlich der Bürgermeis­ter unter schwerem Verdacht.

Doch daheim in Niederkalt­enkirchen wartet eine noch größere Herausford­erung auf ihn: Karl-Heinz Fleischman­n (Gedeon Burkhard), der pickelige „Fleischi“von früher, nun erfolgreic­her Geschäftsm­ann, ist wieder aufgetauch­t und bezirzt die Susi (Lisa Maria Potthoff). Diesmal gibt es keinen anderen Ausweg: Franz ist seiner ewigen Freundin in der Dienststel­le den überfällig­en Heiratsant­rag schuldig.

Fast gerät die Leiche in den Hintergrun­d angesichts des absurdanar­chischen Alltags im Dorf. Um den Franz durch Steigerung der Delinquenz­rate im Ort zurückzuho­len, muss der Maibaum gefällt werden, was der Metzger Simmerl (Stephan Zinner), Heizungspf­uscher Flötzinger (Daniel Christense­n) und Wirt Wolfi (Max Schmidt) unter Aufbietung all ihrer Kräfte zuverlässi­g erledigen. Im Wirtshaus stieg zuvor ein alkoholges­chwängerte­r erotischer Männeraben­d mit Flötzinger an der Stange.

Regisseur Ed Herzog inszeniert diese komödianti­schen KabinettVo­n stückchen mit großer Hingabe. Genüsslich kostet er die Situation aus, bis der Maibaum endlich aufs Auto des Polizeiche­fs prasselt. Wieder glänzt die Krimikomöd­ie mit lakonische­n Dialogen, skurrilen Charaktere­n und einem zugespitzt­en Drehbuch (Ed Herzog und Stefan Betz). So gemächlich Eberhofer auch ermittelt, der Film kommt um ein Mindestmaß an Action nicht herum. Weiterhin ist der unglaublic­h große Kreisverke­hr Schauplatz für Slapstick: Aberwitzig brettert ein Auto rückwärts durch den Kreisverke­hr, der finale Crash ist mustergült­ig.

Man muss keinen Subtext hinter den mit dem Bayerische­n Filmpreis 2017 ausgezeich­neten EberhoferK­rimis erkennen, die Zuschauer dürfen sich deren höherem Blödsinn hingeben und herzhaft lachen. Dabei verrät Herzog nie das bayerische Wesen, vielmehr adelt er es als unerschütt­erlich widerständ­ig, geradlinig bis zur Sturheit und immer mit einem Hang zum Mystischen.

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Foto: Constantin Mein Gott, da is ja a Leich! Am Fundort im Kofferraum (von links): Rudi (Simon Schwarz), Oma (Enzi Fuchs), Leopold (Gerhard Wittmann), Franz (Sebastian Bezzel) und Papa Eberhofer (Eisi Gulp).
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