Überraschung in der Grube
Fabian Heinle landet auf Silber. Aber haben die Kampfrichter richtig gemessen?
Berlin In einem Final-Krimi mit reichlich Verwirrung hat Weitspringer Fabian Heinle vom VfB Stuttgart überraschend die Silbermedaille gewonnen. Der 24-Jährige kam gestern Abend im Berliner Olympiastadion zweimal auf die persönliche Saison-Bestleistung von 8,13 Metern. Wegen eines möglichen Fehlers in der Messung des vierten Versuchs von Heinle legte der Deutsche Leichtathletik-Verband zudem Protest ein. Die bislang letzte deutsche EM-Medaille im Weitsprung hatte Europameister Sebastian Bayer 2012 geholt. Gold sicherte sich nun der Grieche Miltiadis Tentoglou mit 8,25 Metern. Sergej Nykyforow aus der Ukraine kam wie Heinle auf 8,13 Meter, brachte aber einen schlechteren zweiten Versuch in die Wertung ein und gewann damit Bronze. Erst im letzten Sprung sprang Heinle erneut seine Top- Weite und schob sich damit wieder am Ukrainer vorbei. In dem turbulenten Wettkampf beklagten mehrere Springer angeblich falsche Weiten-Messungen. Bislang hatte der deutsche Meister Heinle als bestes Resultat bei internationalen Wettkämpfen einen sechsten Platz bei der EM vor zwei Jahren in Amsterdam erreicht. Bei der WM 2015 und Olympia 2016 hatte der gelernte Mechatroniker jeweils mit Weiten von unter acht Metern noch knapp das Finale der besten Acht verpasst.
Anschließend wurde er von Rückenproblemen immer wieder zurückgeworfen. Inzwischen aber ist er schmerzfrei.
Schon immer hat Deutschland seine Zehnkämpfer verehrt. Holdorf, Walde, Bendlin, Kratschmer, Hingsen. Mit Hingsen aber begann das Leiden. Obwohl zweifacher Weltrekordler, hat der Modell-Athlet keinen großen Titel gewonnen. Bei Olympia 1988 in Seoul trieb Hingsen mit drei Fehlstarts über 100 Meter Deutschland in den Wahnsinn.
Fortan nahm der Schmerz in den heimischen Fernsehsesseln kein Ende mehr. Es erschien Paul Meier, der wie aus dem Nichts 1993 WMBronze gewann. Weil dessen Körper aber für den Zehnkampf in etwa so geschaffen war wie Woody Allens Statur für das Gewichtheben, war für Meier bald Schluss. Alle hatten schon genug gelitten, als Frank Busemann kam. Er hat sich, und damit irgendwie auch die Fans der Leichtathletik, geschunden, bis es nicht mehr auszuhalten war.
Aber es war noch nicht Schluss. Es kam er Ulmer Arthur Abele, ein talentiertes, aber anfälliges Muskelpaket, den Bänderrisse, Ermüdungsbrüche und Entzündungen immer wieder zurückgeworfen haben. Abele aber hat sich vom Zehnkampf nicht abschütteln können. Gestern hat ihn der Sport dafür belohnt. Ein König war er schon vorher.