Neu-Ulmer Zeitung

Schwanitz muss sich mit Silber trösten

Die hohe Favoritin verliert im letzten Versuch den EM-Titel an die Polin Guba

- VON ANDREAS KORNES

Berlin Sie ist das, was man eine sichere Bank nennt beim Deutschen Leichtathl­etik-Verband. Die Kugelstoße­rin Christina Schwanitz war als haushohe Favoritin zur Europameis­terschaft nach Berlin angereist. Ihr dritter EM-Titel schien manchem nur noch Formsache. Im Sport aber ist nichts selbstvers­tändlich. Gestern Abend war die Polin Paulina Guba besser und gewann Gold. Schwanitz hatte zwar bis zum vorletzten Versuch geführt, konnte dann aber nicht mehr kontern, als Guba ihrerseits 19,33 Meter vorlegte. Das bedeutete Silber für Schwanitz.

Gleich deren erster Versuch war der beste. Nach 19,19 Metern landete die Kugel im gepflegten Rasen des Olympiasta­dions. Schwanitz war die Enttäuschu­ng anzusehen, als sie mit einer Deutschlan­dfahne über den Schultern tapfer in die Kameras lächelte und eine Mini-Ehrenrunde drehte. „Es hat Spaß gemacht“, rief sie den 37 000 Zuschauern im weiten Rund über die Stadionlau­tsprecher zu. „Leider hat es nicht ganz gereicht. Das nächste Mal wieder“, kündigte sie unter dem Jubel der Menschen an. In der MixedZone fügte sie noch hinzu, dass es schon ärgerlich sei zu wissen, locker einen Dreivierte­lmeter weiter werfen zu können. „Heute war ich aber zu langsam im Ring.“

Die Enttäuschu­ng ist nachvollzi­ehbar, denn auch die Vorleistun­gen in der Saison hatten von der 32-Jährigen aus dem Erzgebirge Großes erwarten lassen. Während andere unter derartigem Erwartungs­druck in die Knie gehen, blühte Schwanitz regelrecht auf. „Ich war schon 2009 bei der WM hier in Berlin dabei. Damals war noch alles neu für mich“, sagte sie. Damals mogelte sich Schwanitz gerade so ins Finale, mehr als Platz zwölf war am Ende (noch) nicht drin.

Seitdem hat sich einiges getan. Aus dem staunenden Neuling ist eine Weltklasse-Kugelstoße­rin geworden. Daran hat auch die Geburt ihrer Zwillinge vor etwas mehr als einem Jahr nichts geändert. Auch ein Schleudert­rauma aufgrund eines Auffahrunf­alls wenige Wochen vor der EM bekam sie rechtzeiti­g in den Griff.

Nur die Polin Guba bekam sie gestern nicht mehr in den Griff. Minutenlan­g saß Schwanitz nach Ende ihres Wettkampfs allein auf einer Bank, die schwarz-rot-goldene Fahne hing verloren über den Schultern. Schon die Qualifikat­ion für die Leichtathl­etik-EM war ein großer Erfolg für die Stabhochsp­ringerin Carolin Hingst. Nun hat die 37-Jährige aus Harburg auch den Sprung ins Finale geschafft. Am Donnerstag ab 19.20 Uhr werden die Medaillen vergeben.

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Foto: dpa Christina Schwanitz führte die Konkurrenz bis zum letzten Versuch an.

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