Neu-Ulmer Zeitung

2000 Höhenmeter am Tag

15 Jugendlich­e des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums in Weißenhorn fuhren im Rahmen ihres P-Seminars mit den Mountainbi­kes über die Alpen. Ihre Route führte zum Teil durch gefährlich­es Gelände

- VON JONATHAN MAYER

Weißenhorn Sieben Tage auf dem Fahrrad, über Stock, Stein und Tausende Höhenmeter. Was im ersten Moment nach Tour de France klingt, ist eigentlich ein Projekt einiger Schüler der elften Klassen des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums in Weißenhorn. Projekt? Zugegeben, für manch einen mag sich die Tour von Mittelberg in Österreich bis zum Gardasee in Norditalie­n nach Urlaub anhören. Die Jugendlich­en mussten jedoch nicht nur die Strecke bewältigen, sondern in den neun Monaten vor ihrer Tour auch alles genau durchplane­n. Denn die Aktion war der Höhepunkt ihres P-Seminars im Fach Sport. Die Schülerinn­en Theresa Schmidt, Anna Szobonya und Cora Schwann erzählen, wie das ablief:

Zu Beginn des P-Seminars teilten sich die Schüler in Arbeitsgru­ppen auf. Die einen kümmerten sich um die genaue Routenplan­ung, die anderen eigneten sich mechanisch­es Wissen an, um sich während der Reise um kaputte Mountainbi­kes kümmern zu können. Wieder andere entwickelt­en sogar eine eigene Website mit Blog, auf der jede Tagesetapp­e beschriebe­n ist und sich das Team vorstellt.

Dass die Vorbereitu­ng nicht einfach ist, schildern die drei Freundinne­n. Sie haben vor der Abfahrt nach den passenden Unterkünft­en gesucht. „Das war zum Teil wirklich schwer“, erzählt Anna. Denn die Gruppe sei in jeder Herberge und jedem Hotel immer nur für eine Nacht geblieben. „Da wollten viele Hotelbesit­zer nicht mitmachen.“Und dann gab es da noch einige „Extrawünsc­he“: „Wir sind jeden Tag um 8 Uhr losgefahre­n, deswegen mussten wir oft früher frühstücke­n, als die Herbergen das anbieten“, sagt Cora. Für die drei war es die erste Reise, die sie geplant haben. „Vorher ist man halt einfach mit den Eltern in den Urlaub gefahren. Da haben die das gemacht“, sagt Cora.

Aber all die Mühe, die sich das ganze Team neun Monate lang gemacht hat, habe sich am Ende gelohnt. „Es war einfach toll“, resümieren die drei heute, knapp zwei Wochen nach ihrer Rückkehr. Vor allem, weil die ganze Gruppe enger zusammenge­wachsen sei. „Wir kannten viele aus den anderen Klassen vorher gar nicht wirklich, aber das hat sich jetzt geändert“, sagt Cora.

Doch es habe auch Momente gegeben, in denen sich die drei fragten, warum sie das Ganze überhaupt auf sich nehmen. Denn die Tour hatte es in sich: Knapp 40 Kilometer und zum Teil mehr als 2000 Höhenmeter hätten sie mit ihren Moun- an einem einzigen Tag hinter sich bringen müssen. Und das oftmals nicht nur auf dem Sattel: „Wir hatten sehr viele Schiebe- und Tragepassa­gen“, sagt Anna. „Das schlaucht richtig.“Und Cora fügt an: „Manchmal mussten wir ewig hochschieb­en und haben uns schon auf die Abfahrt gefreut. Doch oben wurden wir enttäuscht und mussten nach unten auch noch schieben.“Abends seien die meisten nur noch müde ins Bett gekippt.

Und dann gab es da noch die zahlreiche­n Trails, die über sehr unwegsames Gelände führten. Die seien zum Teil gefährlich gewesen. „Jeder von uns ist mindestens ein Mal gestürzt“, erzählt Theresa. Abgesehen von einigen blauen Flecken und Schürfwund­en habe es aber keine ernsthafte­n Zwischenfä­lle gegeben. In solchen Momenten habe sich vor allem das Mechaniker­team bewährt. Ständig seien Fahrräder kaputt gegangen, erzählen die drei. Von plattainbi­kes ten Reifen über zerstörte Speichen sei alles dabei gewesen. Sogar ein Sattel sei an einem Fahrrad abgebroche­n. Dann mussten jedes Mal die Mechaniker flicken. „Bei großen Zwischenfä­llen mussten sie sogar in die nächste Ortschaft, um Ersatzteil­e zu kaufen“, erzählt Theresa.

Heute, nach der Tour durch Teile Österreich­s, der Schweiz und Italiens, habe sich für die Jugendlich­en einiges verändert: Davon sind sie überzeugt. Die Ausrüstung, die sich die Gymnasiast­en für das P-Seminar gekauft haben, wollen sie auch weiterhin nutzen. „Wir machen immer noch Fahrradtou­ren“, sagt Cora. Dann seien sie jedoch hier in der Region unterwegs. Und die Klassengem­einschaft sei gestärkt. So ist der Weg zum Abitur am NKG auch gleich einfacher zu bewältigen.

»Senf dazu

»Internetau­ftritt der Tour unter: www.nkg transalp 2018.com

 ??  ?? Endlich angekommen. Nach sieben Tagen auf dem Sattel haben die Jugendlich­en des P Seminars den Gardasee erreicht – k.o., aber glücklich.
Endlich angekommen. Nach sieben Tagen auf dem Sattel haben die Jugendlich­en des P Seminars den Gardasee erreicht – k.o., aber glücklich.
 ??  ?? Kurze Verschnauf­pause im Gras, dann geht es weiter. Für Theresa, Anna und Cora war die Strecke zwar anstrengen­d, aber schön.
Kurze Verschnauf­pause im Gras, dann geht es weiter. Für Theresa, Anna und Cora war die Strecke zwar anstrengen­d, aber schön.
 ??  ?? Nicht nur die Landschaft war beeindruck­end. Entlang der Tour fanden sich auch so manche Tiere.
Nicht nur die Landschaft war beeindruck­end. Entlang der Tour fanden sich auch so manche Tiere.
 ??  ?? Auf manchen Abschnitte­n mussten die Jugendlich­en schieben.
Auf manchen Abschnitte­n mussten die Jugendlich­en schieben.
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Vom Gipfel oben boten sich den Schülern traumhafte Ausblicke.

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