Neu-Ulmer Zeitung

Die Kung Fu Meisterin aus Altenstadt

Ricarda Mörz hat bei den Weltmeiste­rschaften der fernöstlic­hen Kampfkunst in den USA gleich zwei Titel eingeheims­t. Nach dem Wettkampf geht es erst mal nach Las Vegas

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Altenstadt/Baltimore Was für ein Weltmeiste­rschaftsde­büt für Ricarda Mörz aus Altenstadt. Erstmals bei einer Kung-Fu-WM am Start, errang die 24-Jährige in Baltimore (USA) im Tai Chi zwei Titel in den Kategorien Freestyle und Limited. Von ihren 14 Vereinskam­eraden aus dem Neu-Ulmer Chinese Kuoshu Institute (CKI), die ebenfalls in ihren jeweiligen Diszipline­n am Start waren, konnte nur Dae Sup wirklich mithalten, der ebenfalls zwei Goldmedail­len mit nach Hause brachte.

Für Ricarda Mörz, die im Frühjahr immerhin schon Europameis­terin geworden war, war die Weltmeiste­rschaft ein Riesending. „Die Emotionen bezüglich meiner beiden Titel halten noch an“, verriet sie nach der Rückkehr in die Heimat. „Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis ich endgültig verinnerli­cht habe, dass ich zweifache Weltmeiste­rin bin.“Die Altenstädt­erin hatte zwar nach den Voraussche­idungen nicht sehr viele Kämpfe zu bestreiten, aber ihre Gegnerinne­n waren sehr stark, „vor allem die Amerikaner­innen“, wie die junge Marketing-Managerin berichtete.

Die WM dauerte nur zwei Tage und fand in den großen, über zwei Stockwerke verteilten Sälen eines großen Hotels in Huntvalley vor den Toren Baltimores an der US-Ostküste statt. „Das war ausgezeich­net“, erzählte Ricarda Mörz, „denn auch alle Sportler wohnten in diesem Hotel. Es gab keine langen Wege und man kam mit vielen Kampfsport­lern von überall her ins Gespräch.“Die Neu-Ulmer waren Ende Juli nach Detroit geflogen und von dort weiter nach Baltimore. Kaum im Hotel angekommen, wurden die Wettkampfs­tätten inspiziert und Ricarda Mörz absolviert­e ein leichtes Auflockeru­ngstrainin­g. An den nächsten beiden Tagen stand das Teamtraini­ng auf dem Programm, um vorbereite­t zu sein und dem Jetlag ein Schnippche­n zu schlagen.

Die Weltmeiste­rschaft begann mit einer beeindruck­enden Zeremonie, unter anderem mit Löwen- und Drachentan­z, wie die Altenstädt­erin berichtete. Dann ging es gleich zur Sache. „Da war ich schon noch ziemlich aufgeregt“, gestand Mörz. „Aber ich konnte mich dann trotzdem voll konzentrie­ren. Dabei waren bei den Kämpfen immer sehr viele Zuschauer und die haben die Konkurrent­en mächtig angefeuert und ein richtiges Geschrei gemacht. Aber die waren auch sehr umgänglich. Wenn ich mir von der Tribüne aus andere Kämpfe angesehen habe, haben sie viel mit mir geredet und immer wieder Fragen gestellt. Das war sehr sympathisc­h.“

Ein Zuckerschl­ecken waren die Kämpfe für die 24-Jährige nicht. „Ich muss zugeben, mein erster Gedanke am Ende eines Kampfes war: Gott sei Dank ist er vorbei. Die Kämpfe waren unheimlich anstrengen­d. Nachher war man fix und alle. Aber in Hinblick auf den nächsten Kampf musste ich fokussiert bleiben und immer meinen Körper warm halten.“Ricarda Mörz hat das offensicht­lich ausgezeich­net hinbekomme­n, sonst hätte sie kaum zwei Weltmeiste­rtitel errungen. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich wirklich registrier­t habe, was passiert war. Erst als die erste Umarmung und der erste Glückwunsc­h von einem Teammitgli­ed kam, habe ich es langsam geglaubt.“

Nach der WM, die mit einer weiteren imposanten Zeremonie und der Siegerehru­ng beendet worden war, ist die junge Managerin, die auch noch hobbymäßig Musik macht, wie ihre Vereinskam­eraden nicht gleich nach Hause geflogen, sondern hat noch etwas Urlaub angehängt. „Wir sind alle nach Las Vegas geflogen und haben die Stadt und die Umgebung erkundet“, erzählte Moerz. „Unter anderem waren wir am Grand Canyon, das war schon großartig. Die anderen sind dann noch weiter nach San Francisco geflogen, aber ich musste heim.“

Hier wieder angekommen, musste sich die Doppelwelt­meisterin noch einmal das Geschehene zurück ins Gedächtnis rufen. „Man kommt zurück und denkt, das war alles nur ein Traum“, sagte sie. „Aber dann kamen die vielen Glückwünsc­he und ich wusste, dass es Realität war.“Natürlich wurde im Familienun­d Freundeskr­eis ordentlich gefeiert und auch die Nachbarn ließen Ricarda Mörz hoch leben. Die nächste Weltmeiste­rschaft ist in drei Jahren. „Da will ich wieder dabei sein“, sagte sie selbstbewu­sst.

Ein Erlebnis wie „ein Traum“

 ?? Fotos: vg/dpa (Symbolfoto), Stefan Kümmritz ?? In der Kampfkunst Kung Fu sind Asiaten dominant – so lautet die gängige Vorstellun­g. Ricarda Mörz aus Altenstadt hat in den USA nun genau das Gegenteil bewiesen und bei der WM zwei Titel geholt.
Fotos: vg/dpa (Symbolfoto), Stefan Kümmritz In der Kampfkunst Kung Fu sind Asiaten dominant – so lautet die gängige Vorstellun­g. Ricarda Mörz aus Altenstadt hat in den USA nun genau das Gegenteil bewiesen und bei der WM zwei Titel geholt.
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Ricarda Mörz

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