Neu-Ulmer Zeitung

Männer retten 74 Jährigen vor dem Ertrinken

Der Rentner droht in einem See in Unterelchi­ngen unterzugeh­en. Badegäste ziehen ihn an Land

- VON ARIANE ATTRODT

Unterelchi­ngen Julian Rapp wollte eigentlich nur eine Runde im Kastengrie­s-See in Unterelchi­ngen schwimmen, doch am Sonntag wurde der 21-Jährige auf einmal zum Lebensrett­er: Er zog gemeinsam mit zwei anderen Badegästen einen 74-Jährigen aus dem Wasser, der zu ertrinken drohte.

Rapp, der in Freiburg Medizin studiert und zu Besuch bei seinen Eltern in Elchingen war, wollte eigentlich schon wieder gehen, als er plötzlich den 74-Jährigen im Wasser sah: „Er hatte eine Badenudel zu einem Ring geformt und war damit geschwomme­n. Aber dann hatte offenbar seine Kraft nachgelass­en.“Die Badenudel hielt nur seine Brust über Wasser, den Kopf nicht. „Seine Frau hat nach ihm gerufen, aber er hat nicht geantworte­t“, schildert der 21-Jährige den dramatisch­en Moment in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Rapp zögerte nicht, lief – gemeinsam mit zwei anderen Männern – ins Wasser und schwamm zu dem Rentner. Als die Retter bei ihm ankommen, ist dieser bewusstlos. „Es ging Gott sei Dank relativ schnell, dass er wieder geatmet hat“, erzählt Rapp.

Schließlic­h kam die Gruppe am Ufer an – und musste dort erst einmal ausharren, wie ein weiterer Retter erzählt. „Es war eine steile Böschung, da konnten wir nicht alleine hoch“, sagt der 26-Jährige aus Langenau, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. Er war gerade erst am See angekommen, als sich der Badeunfall ereignete. „Ich hatte mich gerade auf mein Handtuch gesetzt und mein Buch aufgeschla­gen. Dann bemerkte ich, dass die Frau neben mir immer wieder nervös aufs Wasser geschaut hat. Ich habe gar nichts gesehen, vor mir war nur Schilf.“Dann sprach die Frau ihn an, erzählte ihm, ihr Mann würde ertrinken. „Ich sah, wie sein Kopf im Wasser hing. Dann habe ich mein T-Shirt ausgezogen und bin sofort ins Wasser.“

Am Ufer brachten die Retter – auch ein älteres Pärchen soll bereits im Wasser mitgeholfe­n haben – den 74-Jährigen in die stabile Seitenlage. Der Mann war zu diesem Zeitpunkt zwar wieder bei Bewusstsei­n, konnte jedoch nicht selbst aufstehen. Kurz darauf waren die alarmierte Feuerwehr und die Rettungswa­cht vor Ort, die den Mann versorgten, bis der Notarzt vor Ort war. Die Feuerwehr Unterelchi­ngen zog den 74-Jährigen, der bis dahin noch halb im Wasser gelegen hatte, mithilfe eines sogenannte­n Spineboard­s das steile Ufer hinauf. Der Rettungswa­gen brachte den Rentner schließlic­h in ein Krankenhau­s. Alarmiert waren auch die Feuerwehr Unterelchi­ngen sowie Thalfingen und die Polizei Neu-Ulm.

Die Feuerwehr Unterelchi­ngen will die Retter nun für eine Ehrung vorschlage­n, wie Gruppenfüh­rer Thomas Link berichtet. Welche genau dafür infrage kommt, ist noch offen – denn alles muss wegen des Wohnorts der Männer über die Verwaltung in Baden-Württember­g laufen und dort geprüft werden.

Selbst sehen sich die beiden Männer übrigens nicht als Helden. „Ich habe aus dem Instinkt heraus gehandelt. Wenn ich einmal in so einer Lage bin, hoffe ich, dass mir auch jemand hilft“, so der 26-Jährige aus Langenau. Das sieht auch Rapp so: „Ich glaube, das würde jeder so machen in dem Moment.“Er fügt hinzu: „Im Nachhinein habe ich auch erfahren, dass das nicht ganz ungefährli­ch war. Aber daran habe ich in dem Moment gar nicht gedacht. Zum Glück waren wir zu dritt.“

Auch Alfons Sailer, Pressespre­cher der Kreiswasse­rwacht NeuUlm, hält es für einen Vorteil, dass kein Retter alleine zugange war. „Um jemanden an Land zu ziehen, braucht man ordentlich Kraft und Ausdauer.“Die Badegäste in Unterelchi­ngen haben ihm zufolge aber alles richtig gemacht: „Von unserer Seite aus ein riesengroß­es Dankeschön“, betont Sailer.

Der Vorfall in Unterelchi­ngen war nicht der einzige Einsatz für die Wasserwach­t am Sonntag: Beim Hallenbads­ee in Senden war ein kleiner, etwa fünf Jahre alter Bub seinem erwachsene­n Begleiter während des Schwimmens ausgebüxt. Er schwamm mit Schwimmflü­geln in Richtung des Floßes im See, auf halbem Wege verließ ihn jedoch die Kraft und er rief um Hilfe. „Wir sind dann mit dem Rettungsbo­ot rausgefahr­en und haben die beiden an Bord geholt“, erzählt Sailer. Passiert sei zum Glück nichts. Aber: „Das war eine Situation, die schnell hätte kritisch werden können.“

Bereits vor knapp zwei Wochen hatte sich in Elchingen ein Badeunfall ereignet – damals allerdings mit einem schrecklic­hen Ausgang. Wie berichtet, war ein 13-jähriger Bub im Schützense­e ertrunken. Die Ermittlung­en zu den exakten Umständen des Unglücks laufen noch.

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Helfer Wer ebenfalls bei der Rettung maßgeblich mitgeholfe­n hat – wie der dritte, bislang unbekannte Mann oder das ältere Pärchen –, kann sich bei der Feuerwehr Unterelchi­ngen melden, per E Mail an info@ff unterelchi­ngen.de

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Foto: Wasserwach­t Die Wasserwach­t hatte einen Einsatz in Unterelchi­ngen.

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