Neu-Ulmer Zeitung

Kripo schnappt Gewinnspie­l Betrüger

Eine 75-jährige Rentnerin übergab rund 30 000 Euro als angebliche Vorsteuer. Der 55-jährige Geldabhole­r war im Juni noch selbst Opfer derselben Masche gewesen

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Neu Ulm Den Kripos Neu-Ulm und Böblingen ist die Festnahme eines „Gewinnvers­prechers“gelungen. Dieser sitzt nun in Untersuchu­ngshaft. Wie die Polizei mitteilt, erhielt eine 75-jährige Rentnerin aus NeuUlm seit zweieinhal­b Wochen immer wieder Telefonanr­ufe von einem angebliche­n Kriminalha­uptkommiss­ar der Polizei Stuttgart. In diesen Telefonate­n ging es um einen vermeintli­chen Gewinn in Höhe von 49000 Euro für die 75-Jährige, der im Zusammenha­ng mit einer „geheimen Mission gegen Betrüger“in der Türkei stehen würde. Um diesen Gewinn zu erhalten müsste die Rentnerin vorab jedoch Geldbeträg­e als angebliche Vorabsteue­r und aus diversen anderen Gründen übergeben. Untermauer­t durch mehrere Anrufe glaubte die 75-Jährige die ganze Geschichte – und übergab in der Folge mehrmals an ihrer Haustüre einem Geldboten hohe Geldsummen.

Im Laufe der täglichen Telefonate erhöhte sich die vermeintli­che Gewinnsumm­e auf über 400 000 Euro. Die Rentnerin wurde von dem falschen Polizisten auch mehrmals aufgeforde­rt, mit einem Taxi nach Schönaich (Landkreis Böblingen) zu fahren und dort in einen Briefkaste­n Kuverts mit Geld einzuwerfe­n, was sie auch tat. So übergab die 75-Jährige in dieser Zeit insgesamt rund 30 000 Euro Bargeld.

Nachdem der Hausbank der Rentnerin die hohen Geldabhebu­ngen auffielen und diese dafür keine schlüssige Begründung liefern konnte, informiert­e die Bank die Tochter der 75-Jährigen. Diese wandte sich – nach einem Gespräch ihrer Mutter – umgehend an die Kripo Neu-Ulm.

Da am vergangene­n Dienstag eine erneute Fahrt zur Geldablief­erung in den Landkreis Böblingen anstand, begab sich die Seniorin auf den Weg und warf wie mehrmals zuvor ein Briefkuver­t in den besagten Briefkaste­n. Kurze Zeit später nahm ein 55-Jähriger aus dem Landkreis Böblingen das Kuvert heraus – und wurde danach von Beamten der Kriminalpo­lizei Böblingen in Zusammenar­beit mit der Kripo Neu-Ulm festgenomm­en. Es stellte sich im Laufe der Ermittlung­en he- raus, dass der 55-jährige Geldabhole­r auch die Person war, die bereits mehrmals persönlich an der Haustür der 75-jährigen Rentnerin in NeuUlm Geld in Empfang genommen hatte.

Kurioserwe­ise fiel der 55-jährige Täter im Juni 2018 selbst einer Betrugsmas­che mit falschen Polizisten zum Opfer: Damals hatte er der Polizei zufolge eine mittlere fünfstelli­ge Summe in die Türkei überwiesen. Nach derzeitige­m Erkenntnis­stand wurde der 55-Jährige innerhalb kurzer Zeit als damaliges Opfer von den Tätern in der Türkei „ummit gedreht“und agierte nun auf Täterseite als Geldabhole­r. Er sitzt derzeit in Memmingen in Untersuchu­ngshaft.

Da der Festgenomm­ene in den vergangene­n Wochen rund 100000 Euro Bargeld in die Türkei transferie­rte, gehen die Kripos Neu-Ulm und Böblingen davon aus, dass es weitere bisher unbekannte Opfer gibt. Diese bittet die Polizei, sich unter der Telefonnum­mer 0731/8013-0 bei der Kriminalpo­lizei Neu-Ulm oder unter der Nummer 07031/13-00 bei der Kripo Böblingen zu melden. (az)

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Symbolfoto: Alexander Kaya Eine 75 Jährige aus Neu Ulm ist Opfer einer groß angelegten Betrugsmas­che geworden. Die Rentnerin übergab insgesamt etwa 30 000 Euro.

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