Der Mannschaftsgeist passt
Das deutsche M 60-Team schafft es bei der Sebioren-WM in der Doppelstadt bis ins Halbfinale. Da kommt es an seine Grenzen
Ulm/Neu Ulm Es sind schon noch kernige Männer, die in dieser Woche im deutschen M60-Team, also in der Mannschaft der mindestens 60-Jährigen, bei der Senioren-Tennis-Weltmeisterschaft in Ulm und Neu-Ulm angetreten sind. Sie hatten sich sogar gewisse Titelchancen ausgerechnet, wussten aber, dass das starke australische Team kaum zu bezwingen sein würde. So kam es dann auch – allerdings schon im Halbfinale. Lokalmatador und WM-Mitorganisator Florian Ebner aus Ulm, Klaus Liebthal (Mainz), Manfred Jungnitsch und der beständige Norbert Henn (Amberg) unterlagen den Australiern oder besser gesagt deren Top-Ass Glenn Busby mit 1:2 und der Traum vom Finale oder gar dem Titel war vorbei.
Klar war das deutsche Quartett etwas traurig, aber die WM insgesamt war für sie ein Riesenerlebnis. Wie fast alle Teilnehmer an den Titelkämpfen schwärmten sie von deren Qualität. Norbert Henn etwa meinte: „Das ist eine super Veranstaltung mit hervorragender Organisation. Und die Spielerparty war die beste, die es je gegeben hat. Schon vor dem Essen haben Spieler aller Nationen auf den Tischen getanzt.“Gerüchten zufolge soll eine Spielerin im Übermut vom Tisch gefallen sein und sich leicht verletzt haben.
Zum Tanzen war den Deutschen nach dem Match gegen Australien nicht mehr zumute. Zunächst hatte Norbert Henn gegen Stephen Myers locker mit 6:1 und 6:1 gewonnen. Dann aber hatte der leicht angeschlagene Manfred Jungnitsch gegen den überragenden Glenn Busby (Ebner: „Der spielt sonst gegen 30bis 40-Jährige“) keine Chance (1:6, 2:6). Intensiv berieten die Deutschen, wie sie das Doppel besetzen sollen, um noch eine Chance zu haben. Die Wahl fiel auf das Duo Henn/Liebthal, das amtierender Deutscher Meister ist. Die beiden Spieler wehrten sich erst gut, im letzten Satz hatten die Australier Glenn Busby und Michael Ford aber mehr Körner und siegten mit 6:3, 6:7 und 6:0.
„Das Halbfinale war unser Mini- malziel“, verriet Florian Ebner. Immerhin: Das hat das deutsche Quartett erreicht. Wobei Ebner, der wegen einer Verletzung, die er sich 2016 zugezogen hatte, fast zwei Jahre lang keinen Schläger mehr in der Hand hatte, vor der Partie gegen Australien frank und frei sagte: „Ich würde, noch dazu auf heimischem Boden, gerne Weltmeister werden. Das wäre die Krönung.“
Weil Ulm und Neu-Ulm den Zuschlag für die Senioren-WM erhalten hatten, begann der Lokalmatador dann im Frühjahr wieder mit dem Training. Es hat sich für Ebner trotz des verpassten Finales ausgezahlt. Er war beim 3:0 gegen Schweden zusammen mit Klaus Liebthal im Doppel am Start, ebenso beim 3:0 gegen Argentinien und auch beim 3:0 gegen Großbritannien.
Florian Ebner, vor seiner Verletzung vor zwei Jahren bei der M55 Fünfter der Weltrangliste und WMHalbfinalist, ist von seinem Team begeistert: „Jedem hat es unheimlich viel Spaß gemacht, hier zu spielen. Ich kenne die anderen drei alle seit über 40 Jahren. Bei uns herrscht ein richtig guter Mannschaftsgeist.“Daran soll sich auch nach dem verpassten Finale nichts ändern.
Florian Ebner trainierte extra für die Heim WM