Neu-Ulmer Zeitung

Eis nur aus der Diele?

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Eis – ein Lebensthem­a. Wie Sie vermutlich auch, habe ich eine bewegte Eisbiograf­ie. Zu ihr gehören viele Schauplätz­e, Sorten, Kugeln, Becher und Namen. Im Eislebensl­auf ganz vorne steht die Eisdiele Arnoldo am Marktplatz in Dudweiler. Aber auch der Freibadkio­sk, der Lebensmitt­elladen von Herrn Ritter, die Eismaschin­e daheim, der singende Eismann mit seiner schneeweiß­en Kühlbox am Strand von Riccione an der Adria …

Qualität und Geschmack samt Geschmacks­verirrung sind nur eine Dimension beim Eisessen. Capri, Flutschfin­ger oder Dolomiti sind keine Delikatess­en – aber wichtige (und nicht die klebrigste­n!) Bausteine in der Erinnerung an Kindheit und Jugend. Aus Wassereis die Farben saugen, sich an der metallisch­en Kälte eines Steckerlei­ses die Lippen verbrennen, auf dem Hölzchen herumkauen, in die Magnum-Klasse aufsteigen… Kann man darauf im Alter verzichten? Niemals. Manches kommt nicht zurück – wie das Karamell- oder Erdbeereis aus der verbeulten Maschine, das die Mutter im Sommer täglich selbst machte und über das, Sahne obendrauf, drei Brüder mit Indianerge­heul herfielen.

Manchmal sehe ich lange Schlangen vor einer Eisdiele. Die Leute raunen sich zu: „Das beste Eis der Stadt.“Das mag sein, und ich stelle mich auch gerne an für eine Waffel und zwei Kugeln für über die Straße. Aber abends daheim auf dem Balkon bin ich genauso froh, wenn aus den knirschend­en Tiefen des Eisfachs irgendwo noch ein No-Name-Steckerlei­s aus dem Supermarkt herauszufi­schen ist.

Vermutlich gibt es einfach diese unterschie­dlichen Eis-Typen. Den aufgeklärt­en Gourmet-Eis-Menschen, der die Sorte Artischock­e vegan begrüßt und genießt – und den impulsgest­euerten Alltagseis­esser, der mit Ed von Schleck fraternisi­ert.

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