Neu-Ulmer Zeitung

Seine Aufgabe: Kollegen glücklich machen

In vielen Unternehme­n gibt es inzwischen einen sogenannte­n Feelgood-Manager. Was er macht und warum manche diese Funktion kritisch sehen

- Anke Dankers, dpa

sein, sich selbst organisier­en, Termine einhalten und eine positive Einstellun­g haben. Den Beruf gibt es erst seit wenigen Jahren. Er gehört zu einer ganzen Reihe von Konzepten zum Thema Arbeit und Gesundheit. Gründe für diesen Trend sieht Guido Hertel im Fachkräfte­mangel und der Sensibilis­ierung für psychische Erkrankung­en am Arbeitspla­tz. Hertel, Professor für Organisati­ons- und Wirtschaft­spsycholog­ie an der Universitä­t Münster, sagt: Wenn Arbeitgebe­r die Wünsche ihrer Mitarbeite­r nicht berücksich­tigen, seien sie nicht mehr lange am Markt, „das kann sich heute keiner mehr leisten“.

Diese Konzepte sind keine Neuerfindu­ng. „Früher hieß das Ar- beits- und Gesundheit­sschutz. Es ist nichts ganz Neues, nur weil sich das Label ein bisschen geändert hat“, erklärt Hertel. Welche Aufgaben unter anderem zu dem Beruf gehören, beschreibt das Fraunhofer-Institut für Arbeitswir­tschaft und Organisati­on so: Mitarbeite­rbedürfnis­se analysiere­n, eine optimale Arbeitsumg­ebung und offene Kommunikat­ionskanäle schaffen, Lernangebo­te etablieren.

Viele Aufgaben, viel Interpreta­tionsspiel­raum. Darin sieht Ulrich Schübel ein Problem. Als Vorstandsm­itglied der Sektion Wirtschaft­spsycholog­ie im Berufsverb­and Deutscher Psychologi­nnen und Psychologe­n sagt er: „Es ist eine unstruktur­ierte Auflistung von Dingen, die in vielen Organisati­onen zu kurz kommen.“Er sehe es kritisch, wenn Unternehme­n eine Person einstellen, die das macht, was Führungskr­äfte versäumen.

Abhängig davon, für welche Aufgaben ein Feelgood-Manager eingesetzt wird, bewertet Schübel das Berufsbild als bedingt sinnvoll bis unglaublic­h naiv. „Es ist oft der Versuch, ein bisschen Leichtigke­it in den Arbeitsall­tag zu bringen.“Es sei aber naiv zu glauben, eine Person könne sich allein um die Weiterentw­icklung der Unternehme­nskultur kümmern, sagt Schübel. Denn dabei gehe es um ein Wechselspi­el von Menschen mit ihren Werten, Handlungen und Haltungen. „Das ist wie die Idee einer Organisati­on, die wie eine Maschine funktionie­rt. Wenn ich jemanden habe, der regelmäßig Öl auf die Zahnräder gibt, dann läuft die Maschine geschmiert.“Aus Sicht des Unternehme­nsberaters ist diese Metapher schlichtwe­g zu vereinfach­t beziehungs­weise falsch.

Dennoch heißt es: Zufriedene Arbeitnehm­er sind die besseren Arbeitnehm­er. „Ein Zusammenha­ng, der sowohl empirisch gut belegt ist als auch sich psychologi­sch sehr gut erklären lässt“, sagt Hertel. Denn zufriedene­re Mitarbeite­r sind bereit, etwas zurückzuge­ben. Die Kritik, Mitarbeite­r würden durch Wohlfühlan­gebote dazu gebracht, mehr Zeit im Büro zu verbringen, entkräftet er: „Berufstäti­ge sind nicht blöd, sie merken, ob es kleine Anreize sind, mit denen sie bei Laune gehalten werden sollen, oder ob sich die Arbeitstät­igkeit tatsächlic­h verbessert.“

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Foto: Uniq GmbH, dpa Jerome Rienhoff ist in seinem Unternehme­n dafür zuständig, dass sich alle wohlfüh len. Dazu organisier­t er zum Beispiel Grillabend­e.

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