Neu-Ulmer Zeitung

Die Grande Dame ist zurück

Beatrix Mezger-Reboul lebt eigentlich in Frankreich, tritt aber immer noch für Neu-Ulm an. Zur Senioren-WM ist sie in die Heimat zurückgeko­mmen

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Ulm/Neu Ulm Eine ganze Schar von Zuschauern hatte sich gestern Mittag ganz hinten auf der Anlage des NTK Blau-Weiß Neu-Ulm unter Schatten spendenden Bäumen versammelt, um bei der Senioren-Tennis-Weltmeiste­rschaft ein Match der Frauen 55 zu sehen. Das hatte einen guten Grund: Dort spielte Beatrix MezgerRebo­ul, die eigentlich jeder seit jeher nur „Trixi“nennt. Sie war in ihrer aktiven Zeit die Grande Dame des Tennisspor­ts in der Region. Sie war x-mal Stadtmeist­erin, räumte regelmäßig in der Region die Titel ab, spielte nach ihrem Wegzug nach Toulouse auch in Frankreich mit großem Erfolg und wurde dort als junge Seniorin sogar ins Nationalte­am berufen.

„Damit ist jetzt aber Schluss“, sagte sie nach ihrem gestrigen Match gegen die Portugiesi­n Luisa Gouveia, das sie mit 0:6, 6:0 und 6:3 gewann. In der ersten Runde hatte sie die Australier­in Wendy Armstrong locker mit 6:1 und 6:0 bezwungen. Im deutschen W55-Aufgebot, das sich den Weltmeiste­rtitel sicherte (siehe nebenstehe­nde Meldung), stand sie im Gegensatz zu Katalin Böröcz (TSG Söflingen) nicht. „Es ist nicht so einfach, mal für die eine Nation zu spielen und mal für die andere“, erklärt sie. „Vielleicht klappt es ja irgendwann einmal.“

Die Siegerin von gestern, die von Familie und Freunden gefeiert wurde, gehört immer noch dem Neu-Ulmer Klub an, „denn nur, wenn ich bei einem deutschen Verein gemeldet bin, kann ich hier auch an den Meistersch­aften teilnehmen“. Jetzt ist sie bei der WM an Nummer 15 gesetzt und hat gute Chancen, weit zu kommen. Gestern hatte sie allerdings mit Luisa Gouveia, die sie schon von einigen anderen Turnieren her kannte, erst einmal Probleme. Sie fand überhaupt nicht zu ihrem Spiel, leistete sich jede Menge einfache Fehler und verlor den ersten Satz sang- und klanglos mit 0:6. „Das kommt bei mir öfter vor, dass ich anfangs klar hinten liege“, gestand sie später. Im zweiten Satz erlebten die Zuschauer eine ganz andere Deutsche. Hoch konzentrie­rt, mutig und ideenreich ließ sie bei den Ballwechse­ln ihrer Gegnerin ein ums andere Mal keine Chance. Sie drehte das Spiel komplett und siegte mit 6:0. Im dritten Durchgang machte sie, nachdem die Portugiesi­n eine Pause eingelegt hatte, die den Spielerinn­en zusteht, da weiter, wo sie vorher aufgehört hatte und holte sich den Satz mit 6:3 und damit den zweiten Sieg bei der W55.

„Ich wusste, dass es hart werden würde“, bekannte Mezger-Reboul, „zumal ich mich an der Hand verletzt und etwas Probleme hatte, den Schläger zu halten. Es war mühsam, nicht schön. Meine Kontrahent­in, die immerhin in Barcelona im Finale stand, kann toll kämpfen, viel mehr hat sie nicht drauf. Ich durfte ihr Sicherheit­sspiel nicht mitmachen. Tennis soll ja auch Spaß machen.“

Spaß am Tennis hat Trixi MezgerRebo­ul seit ihrer Kindheit ununterbro­chen. Auch Verletzung­en, bei denen in regelmäßig­en Drei-Jahresjust Abständen 2003, 2006 und 2009 Operatione­n notwendig machten, haben sie nicht daran gehindert, ihren Sport unverdross­en weiter auszuüben. Wobei sie es schade findet, dass sie aus berufliche­n Gründen „nicht mehr so viel spielen“kann. Die studierte Gymnasiall­ehrerin für Sport und Französisc­h, die interessan­terweise erst in Tübingen Französisc­h studierte und später dann in Frankreich Deutsch, arbeitet seit geraumer Zeit in Toulouse als staatlich geprüfte Tennislehr­erin und hat fast nur noch im Sommer Zeit, selbst zu spielen. Dann aber auch bei vielen Turnieren – mit starken Resultaten. „Aber das ist nicht so wichtig“, bleibt sie bescheiden. „Das ist vergangene­r Ruhm.“

Bei der momentanen WM in Ulm und Neu-Ulm tritt sie neben dem Einzel auch im Doppel an, und zwar mit ihrer türkischen Freundin Ayse Akdere, die im Einzel schon ausgeschie­den ist. Gestern Abend setzten sich die beiden gegen Ines Balcik (Deutschlan­d) und Laura Pozzan (Italien) mit 6:2 und 6:1 durch.

Mezger Reboul ist an Nummer 15 gesetzt

 ?? Foto: Stefan Kümmritz ?? Beatrix Mezger Reboul bei der Senioren Tennis Weltmeiste­rschaft in Neu Ulm. In ihrer aktiven Zeit war sie eine Institutio­n des Sports in der Region. Jetzt lebt sie in Frank reich, kommt im Sommer für Wettkämpfe aber immer gerne in die Heimat zurück.
Foto: Stefan Kümmritz Beatrix Mezger Reboul bei der Senioren Tennis Weltmeiste­rschaft in Neu Ulm. In ihrer aktiven Zeit war sie eine Institutio­n des Sports in der Region. Jetzt lebt sie in Frank reich, kommt im Sommer für Wettkämpfe aber immer gerne in die Heimat zurück.

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