Vorsicht, Zecke!
Die Blutsauger sind im Kreis Neu-Ulm gerade besonders aktiv. Wie man sich schützen kann
Landkreis Sie lauern im hohen Gras, an Waldrändern und Feldwegen und warten nur darauf, bis sie endlich zustechen und sich mit Blut vollsaugen können: Zecken. Derzeit haben sie Hochsaison, abseits der Wege im Dickicht sind etliche der kleinen Blutsauger zu finden – sehr zum Leidwesen vieler Menschen und auch Tiere.
Denn die Spinnentiere können gefährliche Krankheiten übertragen. Dazu zählen Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), besser bekannt als Hirnhautentzündung, die durch Viren hervorgerufen wird. Borreliose wiederum wird von Bakterien, die Zecken in sich tragen können – den Borrelien – übertragen. Borreliose wird auch als Multisystemerkrankung bezeichnet, denn mehrere Organe und Gelenke können durch die Bakterien beschädigt werden. Impfen lassen kann man sich dagegen im Vergleich zur FSME nicht.
Dabei gilt der Landkreis NeuUlm als FSME-Risikogebiet. Das bedeutet, dass dort eine besonders hohe Anzahl an FSME-Infizierten auftritt. Gemessen wird diese Summe in einem Landkreis in einem Fünfjahreszeitraum. Auch die Nachbarlandkreise spielen dabei eine Rolle, da die Menschen häufig ebenfalls in diesen unterwegs sind. Robert-Koch-Institut zählt so etwa auch das Unterallgäu zu den deutschen FSME-Risikogebieten, genauso wie das Gebiet um Ulm sowie der Alb-Donau-Kreis.
Dass es im Kreis Neu-Ulm heuer mehr Zecken gibt als in den Vorjahren, könne man nicht sagen, teilt Dr. Martin Küfer vom öffentlichen Gesundheitsdienst im Landratsamt mit. Die Zahl der Meldungen sei schlichtweg zu gering, um daraus eiLaut nen Anstieg oder einen Abfall an Zeckenstichen zu erkennen.
Bisher sind Küfer zufolge im Landkreis acht Menschen mit Borreliose angesteckt worden, ein Einwohner von den kreisweit insgesamt 170000 bekam nach einem Zeckenstich eine Frühsommer-Meningoenzephalitis. Zum Vergleich: 2014 gab es nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in der gleichen Zeit, also bis Anfang August, vier Lyme-Borreliose-Infizierte, 2016 waren es drei und 2017 war es ein Einwohner. An Hirnhautentzündung sind jeweils bis Anfang August sowohl im Jahr 2014 als auch 2016 keine Bewohner erkrankt. Im vergangenen Jahr waren es vier.
Welche Dörfer oder Städte bei den Blutsaugern besonders beliebt sind, kann Küfer nicht sagen, denn die Daten werden auf Landkreisund nicht auf Gemeindeebene erfasst. Fest steht, dass die Spinnentiere vor allem in Wäldern, Wiesen und hohem Gras zu finden sind – sie klettern jedoch nicht auf Bäume. Normalerweise sind sie zwischen März und Oktober aktiv. Aber Küfer warnt: „Sie gehen bereits ab sechs bis sieben Grad auf Wirtssuche. In milden Wintern haben sie keine Aktivitätspause.“Menschen, die sich häufig in der Natur aufhalten, sollten sich deshalb am besten hell kleiden, rät das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Denn darauf seien die Blutsauger leichter zu erkennen. Außerdem hilft es, sich nach einem Waldspaziergang genau unter die Lupe zu nehmen. Das gilt übrigens nicht nur für Menschen.
Wie Amtstierärztin Dr. Susanne Stöckl mitteilt, können die Spinnentiere nämlich auch auf unsere Heimtiere Krankheiten übertragen. Die Medizinerin im Veterinäramt NeuUlm rät, beispielsweise Hunde nach jedem Spaziergang gründlich auf die Parasiten abzusuchen – und die Zecken schnellstmöglich zu entfernen. Es gebe aber auch Präparate, die Tierfreunde etwa auf die Haut der Vierbeiner reiben können, um Zecken fernzuhalten. Die Tierärztin mahnt allerdings zur Vorsicht: Nicht jedes Produkt sei für jedes Tier geeignet. Genau wie bei Menschen auch zählt bei Tieren die Zeit nach einem Zeckenstich. Je früher der Blutsauger entfernt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheitserreger noch nicht übertragen worden sind.
Und noch etwas: Zecken beißen nicht, sie stechen. Laut RobertKoch-Institut besitzen sie einen Stech- und Saugapparat, der aus zwei scherenartigen Mundwerkzeugen besteht. Erst wird der Wirt damit „aufgeschnitten“, dann sticht das Tier zu.