Einfach mal die Klappe halten
Wer sich darauf einlässt, als Schiedsrichter Fußballspiele zu leiten, verfügt über Auffälligkeiten in der Persönlichkeitsstruktur. Die variieren je nach Spielklasse. Im unteren Amateurbereich pfeifen oft jene, denen die Entscheidungsgewalt zu Hause abhandengekommen ist. Auf dem Feld aber hat alles nach ihrer Pfeife zu tanzen. Das wird dann gerne in ermahnenden Monologen den dickbäuchigen Spielmachern klargemacht. Widerworte zwecklos, dem Unparteiischen steht der Sinn nicht nach Zwiegesprächen.
Je höher die Liga, desto eher strebt der Schiedsrichter schlicht nach Gerechtigkeit. Das hat so weit geführt, dass der Videobeweis auch auf ausdrücklichen Wunsch der Referees eingeführt wurde. Niemand soll sich unfair behandelt fühlen. Ein hehres Begehren. Ein zum Scheitern verurteiltes. Auch wenn er es nicht wahrhaben will, so ist auch der Schiedsrichter letztlich Mensch. Und der irrt nun mal, solange er strebt.
Überraschenderweise war während der WM zu beobachten, wie der Videobeweis sinnvoll eingesetzt wird. Ohne lange Vorbereitung, in einer Fremdsprache kommunizierend, wurden gute Entscheidungen getroffen. Das Wichtigste: Die Männer vor den Bildschirmen in Moskau griffen nur bei wirklich klaren Fehlentscheidungen ein.
Noch überraschender: Die Deutschen haben keinerlei Lehren daraus gezogen. Am ersten Spieltag quasseln die Assistenten im VideoBunker in Köln den Schiedsrichtern