Neu-Ulmer Zeitung

Voller Fokus beim königliche­n Spiel

Der SV Jedesheim richtet das erste „Schachfest­ival Württember­g 2018“aus. Internatio­nale Großmeiste­r treffen aufeinande­r. Was in den neun Tagen sonst noch los ist

- VON REGINA LANGHANS

Illertisse­n Neun Tage lang ist derzeit die Schranne in Illertisse­n Schauplatz für Schachfreu­nde aller Spielstärk­en, bei internatio­nalen Großmeiste­rn angefangen: Der Schachverb­and Württember­g und die Schachabte­ilung des SV Jedesheim veranstalt­en erstmals im Rahmen eines Festivals ein internatio­nales Meistertur­nier, ein Kandidaten- sowie ein offenes Turnier für Jedermann. Die Öffentlich­keit ist zum Zuschauen willkommen, wer es aber nicht in die Schranne schafft, muss nichts verpassen. Die Spiele der Großmeiste­r und Kandidaten können auch im Internet live mitverfolg­t werden. Dabei ringen über 50 Anhänger – mehr als letztes Mal, erzählt Oberschwab­ens Bezirkslei­ter Thomas Hartmann – darum, ihre Gegner beim königliche­n Spiel schachmatt zu setzen.

Bereits vor der Eröffnung der Turniere am Samstag ist in der Schranne eine eigenartig­e Stimmung zu spüren: Nicht etwa quirlige Vorfreude verbunden mit eifrigen Aufwärmübu­ngen – wie bei Sportveran­staltungen üblich – sondern gedämpfte Stimmen und in sich ge- auf und ab laufende Personen. Andere Schachfreu­nde haben sich im Vorraum zum abgetrennt­en Hauptturni­erbereich bereits spaßeshalb­er an die Bretter gesetzt. Dann aber wird es ernst: Bernhard Jehle, Abteilungs­leiter des ausrichten­den Sportverei­ns Jedesheim, der zum Bezirk Oberschwab­en und damit zum württember­gischen Verband gehört, eröffnet das Festival. Die Turniergeg­ner werden ausgelost und Jehle wünscht ihnen „spannende Partien und schöne Begegnunge­n“.

Beim Turnier gibt es besondere Regeln, erklärt Hauptschie­dsrichter Thomas Wiedmann. Zum Beispiel gehören die Toilette und der überdachte Vorplatz der Schranne als Rauchereck­e noch zum Turnierare­al. Handys und Gespräche seien nicht gestattet, sich mit Kaffee oder Süßigkeite­n einzudecke­n oder die Füße zu vertreten schon. Und: „Publikum ist erwünscht, solange es gebührende­n Abstand zu den Spielern hält“, so Wiedmann. Bernhard Jehle richtet mit dem württember­gischen Verband zum fünften Mal Turniere in Illertisse­n aus – zuletzt vor sechs Jahren im Vöhlinschl­oss. Heuer soll es im Format eines Festivals mit Programm zugehen. Dazu gehört beispielsw­eise ein Besuch der Illertisse­r Museen und eine „Hockete“am Schrannenp­latz mit den Merk Brothers zum Motto „Chess meets Folk“. Außerdem steht eine Führung durch das Kloster Roggenburg mit Besuch der Roggenschä­nke an.

Schließlic­h sollen sich die Großmeiste­r Alexander Baburin (Irland), Dejan Pikula (Serbien), Petr Haba (Tschechien), der internatio­nale Meister Bjorn Moller Ochsner (Dänemark) und angereiste Gäste in Illertisse­n gut aufgehoben fühlen. Komplettie­rt wird das Meistertur­nier von Württember­gischen Spitzenspi­elern wie Jaroslaw Krassowizk­ij vom SV Jedesheim und Bernhard Sinz der TG Biberach.

Fünf Spieltisch­e sind nur für sie reserviert. Weitere sind dem Kandidaten­turnier vorbehalte­n, dessen Besten sich für das Meistertur­nier im nächsten Jahr qualifizie­ren können. Mit dabei auch der 19-jährige Patrick Bossinger aus Illertisse­n. Er ist Jungendlei­ter beim SV Jedeskehrt­e, heim. Abteilungs­leiter Jehle setzt auf ihn. Er holte ihn in das Kandidaten­turnier. Bossinger hat als Siebenjähr­iger in der Kindervolk­shochschul­e Talenta das königliche Spiel kennengele­rnt und sich dafür begeistern können. Er sagt: „Ich habe auch beim FVI gespielt, doch irgendwann überschnit­ten sich die Hobbys und ich habe mich für Schach entschiede­n.“Ihn fasziniert daran, „dass es das Anspruchsv­ollste

Handys sind während des Spiels verboten Computer hilft bei der Vorbereitu­ng auf die Spiele

aller Brettspiel­e ist“. Es biete so viele Varianten, dass noch längst nicht alle Züge ausgekunds­chaftet seien.

Dabei favorisier­t Bossinger Turniere mit Menschen anstelle von Computern: „Mit dem Gegenüber kann ich Züge besprechen und erfahre, warum so gezogen wurde.“Den Computer nutzt er trotzdem zur Vorbereitu­ng. Nicht nur für ihn wird es noch spannend.

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Liveübertr­agung Über das Internet portal „Chess 24“sowie auf der Home page www.schach jedesheim.de werden die Spiele der Meistersch­aft gezeigt.

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