Neu-Ulmer Zeitung

Hier ziehen alle Vereine an einem Strang

In Aufheim engagieren sich viele Menschen ehrenamtli­ch. Eine historisch­e Sonderstel­lung nimmt der Turm der Kirche ein

- VON CAROLIN LINDNER

Was macht das Wohnen in Aufheim so besonders? Wie lebt sich’s in Leibi? Und warum zieht es sogar Südtiroler in ein Dorf im Osterbacht­al? In unserer Serie „Heimat im Kleinen“, die wir vergangene­s Jahr mit sechs Folgen gestartet haben, wollen wir auch heuer wieder Orte im Landkreis vorstellen, die selten den Weg in die Zeitung finden. Dabei soll es um persönlich­e Geschichte­n, das Vereinsleb­en oder die Historie gehen. Im neunten Teil machen wir einen Streifzug durch den Sendener Ortsteil Aufheim. Amtshaus der Abtei Wiblingen, die viele Besitztüme­r im Ort hatte. In dem Amtshaus wohnte zeitweise auch der Maler Paul Etschmann. Eines seiner Werke hat er in ein Zimmer gemalt, es ist jedoch nicht mehr sichtbar, weil die Decke abgehängt wurde.

Doch die Aufheimer sind nicht nur auf Historisch­es stolz. Sie schätzen ihre Mehrzweckh­alle, die für viele Veranstalt­ungen genutzt werden kann. Diese wurde durch staatliche Zuschüsse finanziert – eine Art Prämie für die freiwillig­e Einglieder­ung nach Senden. Aufheim kam im Jahr 1978 zur Illerstadt und war damit der letzte der Sendener Ortsteile. Lediglich eine feste Bühne fehle manchmal, sagen die Vereinsver­treter. Zurzeit müsse man diese jedes Mal holen und aufbauen. Doch dafür – das wissen sie gleichzeit­ig auch – sei wohl in nächster Zeit kein Geld da.

Umso schöner sei es, dass die

Grundschul­e erhalten werden konnte und nun als

Außenstell­e der Sendener Grundschul­e betrieben wird, sagt Anton Menth, dessen Großvater Bürgermeis­ter in Aufheim war. Im Untergesch­oss des Anbaus proben die Dorfmusika­nten. Da gehe es jedoch schon ziemlich beengt zu, da dort alle Untergrupp­en üben. Die Musiker würden sich mehr Platz wünschen, sagt Vorsitzend­er Benjamin Schor. Und den brauchen sie auch: Auf 50 aktive kommen 60 junge Musiker. „Die Jugendarbe­it ist bei uns sehr wichtig“, so Schor.

Auch die Feuerwehr fördert in der Ausbildung Jugend – und Frauen. Dort sind unter den 60 aktiven Feuerwehrl­euten zehn Frauen. „Es gab vor einiger Zeit die Überlegung, die Feuerwehr auf Senden zu reduzieren“, sagt Bernhard Görthofer, der dem Fördervere­in der örtlichen Feuerwehr vorsteht. „Aber wir haben gekämpft, es stand Spitz auf Knopf.“Mit Erfolg: 2015 wurde das neue Feuerwehrg­erätehaus eingeweiht, das seitdem auch für kleine Feiern der „Feuerwehr-Familie“, wie Görthofer die Engagierte­n nennt, zur Verfügung steht.

Das Besondere an dem Ort sei die gute Vereinsgem­einschaft aller Institutio­nen in Aufheim, sagt deren Vorsitzend­er Hans-Ulrich Schwarzman­n. Mehrere gemeinsame Aktionen werden so übers Jahr verteilt gestemmt. „Das funktionie­rt gut, man kennt sich halt.“Dabei sticht unter anderem das jährliche Maifest hervor, denn der Baum wird in Aufheim noch traditione­ll mit Stangen aufgestell­t. Und die Einstimmun­g auf Weihnachte­n wird gemeinsam organisier­t – und auch sonst hilft man sich im Dorf, wenn es drauf ankommt.

Alleine der Sportverei­n mit seinen acht Abteilunge­n hat um die 600 Mitglieder, sagt Schwarzman­n. Schon im Gründungsj­ahr 1974 seien es 300 Mitglieder gewesen. Um den Nachwuchs kümmern sich beispielsw­eise die Fußballer. Aufheim hat in Spielgemei­nschaft mit Holzschwan­g und Pfaffenhof­en 200 Buben in elf Mannschaft­en – und sogar 100 Mädchen in fünf Teams, sagt stellvertr­etender Abteilungs­leiter Hannes Baur. In der am Wochenende startenden Bezirkslig­a stellen die aktiven Frauen in Spielgemei­nschaft mit Holzschwan­g zum ersten Mal eine Mannschaft. Die „schon lange sehr gute Jugendarbe­it“ist das Werk von Franz Zwetnitsch, der viele Jahre Jugendleit­er war.

Neben der guten Vereinsarb­eit fällt Aufheim in Sachen Gastronomi­e auf. Es gibt drei Gasthäuser im Ort: das Rössle, den Adler und die Gaststätte Waldblick am Sportplatz. Damit sind die Aufheimer im Vergleich zu anderen kleineren Orten, die oft keine einzige Gaststätte mehr haben, geradezu verwöhnt. Es gibt im Ort auch einen Bäcker. Nur für ihre Finanzen müssen die Bürger weiter fahren, denn die Banken sind weg. Das Ortsbild ist vielleicht gerade durch fehlende Geschäfte sehenswert. Entlang der Straßen gibt es einige hübsch hergericht­ete Häuser. Sie stellen gelungene Renovierun­gen dar, die in den Ort passen, sagt Menth. Als Beispiel nennt er das ehemalige Pfarrhaus, das lange abgerissen werden sollte – und nun ein Blickfang ist.

Eine Bildergale­rie von Aufheim finden Sie unter www.nuz.de/bilder

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Fotos: Horst Hörger Vereinsver­treter zeigen, was an ihrem Dorf besonders ist: (von links) Benjamin Schor, Bernhard Görthofer, Hans Ulrich Schwarz mann, Helmut Mangold, Hannes Baur, Franz Zwetnitsch und Anton Menth.
 ??  ?? Die Pfarrkirch­e St. Johannes Baptist hat den ältesten Kirchturm im Landkreis Neu Ulm vorzuweise­n. Teile des Turms sind roma nisch und stammen etwa aus dem Jahr 1230.
Die Pfarrkirch­e St. Johannes Baptist hat den ältesten Kirchturm im Landkreis Neu Ulm vorzuweise­n. Teile des Turms sind roma nisch und stammen etwa aus dem Jahr 1230.
 ??  ?? Die Aufheimer sind stolz darauf, eine Grundschul­e im Ort zu haben. Gleiches gilt für die nebenan stehende Mehrzweckh­alle.
Die Aufheimer sind stolz darauf, eine Grundschul­e im Ort zu haben. Gleiches gilt für die nebenan stehende Mehrzweckh­alle.
 ??  ?? Das Ortsschild begrüßt die Besucher mit einer Kirchendar­stellung.
Das Ortsschild begrüßt die Besucher mit einer Kirchendar­stellung.
 ??  ?? Im Chorraum kamen einfache Bauern malereien von früher hervor.
Im Chorraum kamen einfache Bauern malereien von früher hervor.
 ??  ?? Hübsche Blumen schmücken die Straßen im Ortskern.
Hübsche Blumen schmücken die Straßen im Ortskern.
 ??  ?? Eine spätgotisc­he Pieta aus dem frühen 16. Jahrhunder­t steht in der Kirche.
Eine spätgotisc­he Pieta aus dem frühen 16. Jahrhunder­t steht in der Kirche.

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