Neu-Ulmer Zeitung

Hier geht es seit 50 Jahren um die Wurst

Die Neu-Ulmer Metzgerei Geydan-Gnamm feiert Jubiläum. Der einst kleine Familienbe­trieb hat heute 80 Beschäftig­te und könnte noch weiter wachsen – wenn er wollte

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Neu Ulm/Ulm Die Metzgerei Geydan-Gnamm lebt zum großen Teil von Stammkunde­n, sagt die Inhaberin und Geschäftsf­ührerin Petra Gnamm. Das ist nicht zu übersehen. Wenn die Chefin auf der Bank vor dem Gebäude in der Ludwigstra­ße 25 sitzt, kommt ständig jemand vorbei, der winkt oder kurz stehen bleibt, um ein Schwätzche­n zu halten. Das Geschäft ist im Laufe der Jahre stetig gewachsen, doch „das Herz unseres Betriebs ist hiergeblie­ben, das war uns wichtig“, sagt Gnamm. In diesen Tagen feiert die Metzgerei ihr 50-jähriges Bestehen. „Wir sind zufrieden und blicken optimistis­ch in die Zukunft“, freut sich die Geschäftsf­ührerin.

Am 1. Oktober 1968 übernahm ihr Vater Klaus Geydan die frühere Metzgerei Bühler in Neu-Ulm. „Das war für ihn ein großer Schritt“, sagt Petra Gnamm. Da- mals war das Team zu fünft und es gab weder einen Imbiss noch Salate oder eine Käsetheke – nur Wurst und Fleisch. Im Gegensatz zu heute sei damals noch jeden Tag daheim gekocht worden. Und es sei viel Stückware über die Theke gegangen, wie etwa Fleischwur­st – „aus wenig ist viel gemacht worden“. Bis in die 80er-Jahre stieg der Fleischkon­sum dann stark an. Die in NeuUlm stationier­ten US-Soldaten hatten einen gehörigen Anteil daran. „Als die Amerikaner noch hier waren, haben die GIs jeden Tag kistenweis­e die Spareribs herausgetr­agen“, berichtet Petra Gnamm, die mit ihrem Mann Ralf Gnamm seit fast 25 Jahren das Geschäft führt. Mit den Ansprüchen der Kunden wurde auch der Betrieb größer.

Anfang der 80er-Jahre wurde die Zunftstube neben der Metzgerei in der Ludwigstra­ße eröffnet, wo es seitdem jeden Tag einen Mittagstis­ch gibt. Von 1992 an war GeydanGnam­m am Ulmer Hauptbahnh­of vertreten, fünf Jahre später auch im Blautal-Center. Diese Niederlass­ungen wurden wieder aufgegeben, dafür wurde 2007 die Filiale in der Platzgasse in Ulm eröffnet. Die läuft bis heute gut. Zeitgleich wurde das Stammhaus in Neu-Ulm umgebaut und die Produktion in ein Gebäude am Lise-Meitner-Ring ausgelager­t. Dort werden auch heute noch das Fleisch zerlegt und die Wurst ge- macht. Fünf Millionen Euro investiert­e das Unternehme­n damals. „So sind wir peu à peu, langsam, aber gesund gewachsen“, sagt Petra Gnamm. Derzeit arbeiten etwa 80 Beschäftig­te für Geydan-Gnamm, darunter neun Metzger. Das Küchenteam und eine Häppchen-Manufaktur gehören dazu. Größer werden soll der Betrieb nun nicht mehr: „Wir sind stolz darauf, dass wir ein Team von Mitarbeite­rn haben, die seit vielen Jahren dabei sind“, erläutert die Chefin. „Das ist der Grund, warum wir keine weiteren Filialen wollen, weil wir individuel­l bleiben möchten.“Die durchschni­ttliche Betriebszu­gehörigkei­t bei Geydan-Gnamm betrage elf Jahre. Ein alter Weggefährt­e von Klaus Geydan ist sogar schon seit 53 Jahren dem Haus verbunden – selbst jetzt noch als Rentner. Geeigneten Nachwuchs zu finden, sei jedoch nicht leicht. Der Fachkräfte­mangel in der Branche sei spürbar.

Auch die wachsende Konkurrenz macht sich bemerkbar – Wurst und Fleisch sind in jedem Supermarkt und Discounter billig zu haben. Die Essgewohnh­eiten haben sich zum Teil geändert, viele Leute ernähren sich vegetarisc­h oder vegan. „Trotz allem gibt es immer noch genügend Kunden, die ein gutes Stück Fleisch zu schätzen wissen“, sagt Petra Gnamm. „Wir haben uns immer gut behaupten können.“Dazu entwickle sich der Betrieb weiter und nehme Trends auf – Dry Aged Beef etwa, das wochenlang reift und für Fleischlie­bhaber ein besonderer – und nicht ganz billiger – Leckerbiss­en ist. Und was die Konkurrenz in unmittelba­rer Nachbarsch­aft angeht: Die Glacis-Galerie habe man nie als Bedrohung gesehen, eher im Gegenteil: „Wir haben dadurch mehr Laufkundsc­haft.“

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Aktion Das 50 jährige Bestehen feiert Geydan Gnamm mit einer Festwoche vom 18. bis 22. September. Dabei geht es natürlich um die Wurst, aber nicht nur.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Die Metzgerei Geydan Gnamm in Neu Ulm feiert in diesem Jahr ihr 50 jähriges Bestehen. Im Stammhaus in der Ludwigstra­ße steht heute ein „Dry Aged“Turm mit lange gereiftem Fleisch. Chefin Petra Gnamm zeigt ein Stück davon.
Foto: Andreas Brücken Die Metzgerei Geydan Gnamm in Neu Ulm feiert in diesem Jahr ihr 50 jähriges Bestehen. Im Stammhaus in der Ludwigstra­ße steht heute ein „Dry Aged“Turm mit lange gereiftem Fleisch. Chefin Petra Gnamm zeigt ein Stück davon.
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Fotos: Geydan Ein Bild aus frühen Tagen: Firmengrün­derin Lucie Geydan mit zwei Verkäuferi­nnen.
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So sah die Ludwigstra­ße in den 50er Jahren aus. 1968 über nahmen die Geydans die Metzgerei Bühler.

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