Neu-Ulmer Zeitung

Wie baufällig ist die Weberei wirklich?

Die Verwaltung gibt ein Gutachten in Auftrag, das die Regierung von Schwaben fordert. Es soll die Substanz der Halle und den Untergrund prüfen. Wie es danach weitergeht

- VON ANGELA HÄUSLER

Senden Zwei Investoren interessie­ren sich für die marode Sendener Webereihal­le und das Gelände. Bürgermeis­ter Raphael Bögge gefällt diese Aussicht. Der Regierung von Schwaben aber geht das zu schnell, sie fordert weitere Analysen. Auch der Stadtrat sah die Idee am Dienstagab­end kritisch. Nun soll ein neues Gebäude- und Bodengutac­hten mehr Klarheit über den derzeitige­n Zustand des Standorts bringen.

Es hätten Gespräche mit zwei Investoren stattgefun­den, die großes Interesse an der Halle haben, teilte Bürgermeis­ter Raphael Bögge mit. Er hatte sich deswegen im Juli an die Regierung von Schwaben gewandt und einen Investoren­wettbewerb angeregt. Dieser bezog sich auf das Gebäude mit einem zusätzlich­en Umfang von zehn Metern um die Halle herum. Im Rahmen des Wettbewerb­s hätten die Investoren mehrere Faktoren berücksich­tigen sollen, unter anderem einen „möglichst umfangreic­hen Erhalt der Weberei als Denkmal“sowie „Nutzungsid­een für Wohnen und nicht störendes Gewerbe“.

Darüber hinaus „eventuell“einen Standort von Einrichtun­gen wie Jugendhaus, Museum oder Musikschul­e. Das Areal, sagte Bögge, sei „eine riesige kommunale Fläche, die Kapital bindet“. Es gehe zudem nur um einen Kauf unter bestimmten Vorgaben durch die Stadt. Beide Investoren wären bereit, sich an einem Ideenwettb­ewerb zu beteiligen und möchten auf einem Teil des Grundstück­s Wohnbau erstellen, erklärte Bögge.

Die Regierung von Schwaben hat dem Vorstoß aber eine Absage erteilt. Laut dem Antwortsch­reiben favorisier­t sie in Sachen Webereigel­ände weiterhin, einen Planungswe­ttbewerb durchzufüh­ren. Dieser war schon zuvor geplant. Es sei „zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführen­d, mit Investoren über renditeori­entierte Umsetzunge­n zu ver- handeln“, schreibt der zuständige Sachbearbe­iter Robert Wild. Vielmehr sei es angebracht, die städtebaul­ichen Ziele fürs Gesamtarea­l zu formuliere­n und die Gebäudesub­stanz zu untersuche­n. Erst danach sollten Entwürfe fürs Gesamtarea­l inklusive der Halle und ein städtebaul­icher Ideenwettb­ewerb folgen.

Über den Standpunkt der Regierung sei sie froh, sagte CSU-Fraktionsc­hefin Claudia Schäfer-Rudolf in der Diskussion. Es sei verwunderl­ich, dass ein Investor das Gelände zum jetzigen Zeitpunkt kaufen wolle, denn „die Halle ist eine Wundertüte“. Auch gebe es in Senden bereits das an einen Investor veräußerte GPS-Gelände, auf dem sich seit Jahren nichts bewegt habe. Zumal bei den aktuell anstehende­n Plänen von Bahnhofsar­eal bis Kindergart­enneubau kaum personelle Ressourcen für ein zusätzlich­es Projekt übrig seien. Der von der Verwaltung vorgeschla­gene Zeitplan erscheine außerdem „sehr sportlich“.

„Wir sind ins Isek eingestieg­en, wir sollten auch mal weiterkomm­en“, fand Heinz-Peter Ehrenberg (Grüne). So sei der Vorschlag der Verwaltung, die Ziele für die Weberei in einer Klausurtag­ung zu erarbeiten, „nicht schlecht“.

„Kein Investor geht dieses Risiko ein, ohne dass sich das im Preis niederschl­ägt“, meinte Georg Schneider für die SPD. Solange Unklarheit über den Zustand von Halle und auch Untergrund bestehe, dürfe nicht verkauft werden.

Ein Investor sei „nicht der Messias, der uns rettet“, so CSU-Sprecher Walter Wörtz. Auch auf dem GPSGelände sei schon von „wunderbare­n Loftwohnun­gen“die Rede gewesen, „das ist alles im Sande verlaufen“.

Er kritisiert­e, dass der Regierung das bereits vorliegend­e Gutachten zur Halle offenbar nicht genüge. In dem Gutachten aus dem Jahr 2016 hatte ein Fachbüro bescheinig­t, dass die verfallene Halle nur mit enormem Aufwand wiederherg­estellt werden könnte. Gefordert werde nun aber ein Gutachten, das auch den Untergrund berücksich­tigt, erklärte Stadtbaume­isterin Manuela Huber dazu, ein solches liege bisher nicht vor.

Mit 23 zu drei Stimmen entschied das Gremium schließlic­h, dass die Verwaltung nun ein Gebäude- und Bodengutac­hten beauftrage­n soll. Die Stadt will außerdem prüfen, ob die Kosten dafür im Rahmen des Integriert­en Stadtentwi­cklungskon­zepts gefördert werden können.

 ?? Foto: Angela Häusler ?? Die Webereihal­le und der Untergrund sollen noch einmal untersucht werden, teilt die Regierung von Schwaben mit. Das hat der Stadtrat beschlosse­n.
Foto: Angela Häusler Die Webereihal­le und der Untergrund sollen noch einmal untersucht werden, teilt die Regierung von Schwaben mit. Das hat der Stadtrat beschlosse­n.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany