Abschreckung alleine reicht nicht aus
Wer morgens früh genug auf die Straße tritt oder am Bahnhof wartet, sieht oft genug den Unrat des Abends davor. Wilde Müllablagerungen sind nicht nur an Containerstandorten ein Problem – Abfall liegt fast überall. Je größer die Orte werden und je mehr Leute dort unterwegs sind, desto mehr Müll liegt neben den Eimern und anderswo, wo er nicht hingehört. Videoüberwachung wird das Problem nicht lösen können – zumindest nicht vollständig. Doch das gilt auch für alle anderen Versuche.
Jede Kamera hat einen toten Winkel. Und das Geld, um rund
180 Standorte im Kreis Neu-Ulm und etwa 150 in der Stadt Ulm dauerhaft zu überwachen, wird keiner aufbringen wollen. Nicht jeder Übeltäter kann ertappt werden und nicht jeder lässt sich abschrecken. Auch wenn das Problem eines ist, dass sich kaum lösen lässt: Es einfach so hinzunehmen, wäre der falsche Weg.
Was falsch entsorgter Abfall anrichtet, zeigt ein Beispiel, dass Umweltverbände vor einigen Tagen publik gemacht haben: Eine weggeworfene Zigarettenkippe verseucht 40 Liter Grundwasser. Was verbotenerweise abgelagerter Abfall kostet, hat die Stadt Weißenhorn ausgerechnet: Bis zu 30 000 Euro im Jahr, die auf alle Haushalte umgelegt werden.
Erfahrungen zeigen: Abschreckung alleine reicht nicht aus. Die Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs leisten in Gesprächen Überzeugungsarbeit, auch wenn das mühselig ist. Einzelne Gespräche können nur einzelne Leute überzeugen. Was helfen kann, ist soziale Kontrolle: Wenn Bürger andere auffordern, ihren Müll doch bitte ordnungsgemäß zu entsorgen. Nicht umsonst sind schlecht einsehbare und anonyme Orte häufiger betroffen. Ein schlechtes Gewissen bringt manchmal mehr als umfangreiche Kontrollen. Doch ganz ohne sie und ohne Abschreckung geht es auch nicht.