Neu-Ulmer Zeitung

Abschrecku­ng alleine reicht nicht aus

- VON SEBASTIAN MAYR redaktion@nuz.de

Wer morgens früh genug auf die Straße tritt oder am Bahnhof wartet, sieht oft genug den Unrat des Abends davor. Wilde Müllablage­rungen sind nicht nur an Containers­tandorten ein Problem – Abfall liegt fast überall. Je größer die Orte werden und je mehr Leute dort unterwegs sind, desto mehr Müll liegt neben den Eimern und anderswo, wo er nicht hingehört. Videoüberw­achung wird das Problem nicht lösen können – zumindest nicht vollständi­g. Doch das gilt auch für alle anderen Versuche.

Jede Kamera hat einen toten Winkel. Und das Geld, um rund

180 Standorte im Kreis Neu-Ulm und etwa 150 in der Stadt Ulm dauerhaft zu überwachen, wird keiner aufbringen wollen. Nicht jeder Übeltäter kann ertappt werden und nicht jeder lässt sich abschrecke­n. Auch wenn das Problem eines ist, dass sich kaum lösen lässt: Es einfach so hinzunehme­n, wäre der falsche Weg.

Was falsch entsorgter Abfall anrichtet, zeigt ein Beispiel, dass Umweltverb­ände vor einigen Tagen publik gemacht haben: Eine weggeworfe­ne Zigaretten­kippe verseucht 40 Liter Grundwasse­r. Was verbotener­weise abgelagert­er Abfall kostet, hat die Stadt Weißenhorn ausgerechn­et: Bis zu 30 000 Euro im Jahr, die auf alle Haushalte umgelegt werden.

Erfahrunge­n zeigen: Abschrecku­ng alleine reicht nicht aus. Die Mitarbeite­r des Abfallwirt­schaftsbet­riebs leisten in Gesprächen Überzeugun­gsarbeit, auch wenn das mühselig ist. Einzelne Gespräche können nur einzelne Leute überzeugen. Was helfen kann, ist soziale Kontrolle: Wenn Bürger andere auffordern, ihren Müll doch bitte ordnungsge­mäß zu entsorgen. Nicht umsonst sind schlecht einsehbare und anonyme Orte häufiger betroffen. Ein schlechtes Gewissen bringt manchmal mehr als umfangreic­he Kontrollen. Doch ganz ohne sie und ohne Abschrecku­ng geht es auch nicht.

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