Neu-Ulmer Zeitung

Wird BMW noch bayerische­r?

Es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die Münchner Audi als wichtigen Anteilseig­ner und Sponsor des FC Bayern ablösen. Hier könnte es zu einem pikanten Deal kommen

- VON STEFAN STAHL

München Uli Hoeneß gilt als treue Seele und er hat Erfahrunge­n mit der Justiz gesammelt. Anders wäre es kaum zu erklären, dass es der FCBayern-Patriarch duldet, dass der tief gefallene und in U-Haft sitzende Audi-Mann Rupert Stadler weiter im Aufsichtsr­at des Fußballver­eins sitzt. Dort ist auch noch Platz für einen Mann, der im Zuge der DieselAffä­re als Manager im DauerAbsei­ts steht. Denn Hoeneß als Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ats gewährt dem früheren Volkswagen-Boss Martin Winterkorn ein Plätzchen in dem illustren Kontrollgr­emium.

Der FC-Bayern-Übervater halte, wie gesagt wird, lange an Freundscha­ften fest, auch wenn ein solch bestens Bekannter abgestiege­n sei. Das ist an sich ein schöner Zug in einer Zeit, in der viele, wie es in Oberbayern gern heißt, „wia a Fahndl im Wind“sind, wie ein Fähnchen im Wind ihre Meinung wechseln. Hoeneß wirkte hingegen, was Winterkorn betrifft, bisher eher wie ein fest im Boden verankerte­r Fahnenmast. Doch dessen Fundament könnte brüchig geworden sein, wenn die Anzeichen nicht trügen. Denn hinter den roten Bayern-Kulissen wird nach Informatio­nen unserer Zeitung aus Industriek­reisen seit geraumer Zeit gerungen, ob die Volkswagen­Tochter Audi weiter wie Adidas und die Allianz mit jeweils 8,33 Prozent der FC Bayern München AG bleiben soll.

Freundscha­ften hin oder her: Eine global agierende Marke wie der Münchner Fußballver­ein muss penibel auf sein Image achten – und das nicht nur im Heimatland. Der Diesel-Skandal verhüllt aber VW und Audi immer noch in einer dunklen Wolke aus Betrug und gesundheit­sschädlich­en Stickoxide­n.

In einem solch moralisch kontaminie­rten Umfeld fühlt sich eine edle Ballkunst-Marke wie der FC Bayern irgendwann nicht mehr wohl. Und so gebe es, wie gemunkelt wird, Bestrebung­en, sich auf Anteilseig­ner- und Sponsorens­eite wieder mehr reine Luft zu verschaffe­n. Das Gute liegt auch in diesem Fall nahe und trägt die spezifisch bayerische Spielweise schon im Namen: Denn die Bayerische­n Motoren Werke – kurz BMW – sollen schon seit längerer Zeit willens sein, die ethisch geschwächt­e Audi AG beim FC Bayern als Anteilseig­ner und Sponsor abzulösen. Die Rechercheu­re der Bild am Sonntag gehen schon so weit, BMW am Ziel zu sehen. Damit würden die Münchner die Ingolstädt­er spätestens 2025, vielleicht sogar schon 2019 vom Platz verdrängen. Doch noch, wird in der Landeshaup­tstadt unserer Zeitung berichtet, fänden weitere Gespräche statt. Audi soll auch reichlich Widerstand geleistet haben, sich aus der Allianz-Arena ver- scheuchen zu lassen. Von dem angebliche­n Angebot, das Sponsoreng­eld pro Jahr auf satte 60 Millionen Euro zu verdoppeln, ist die Rede.

Hoeneß gilt aber auch als Geschäftsm­ann mit Weitblick, der weiß, dass ein exzellente­r Ruf, wie er BMW eigen ist, auch einen Millionen-Wert hat. Kumpel hin, Kumpel her: Winterkorn etwa droht, wenn er in die USA reist, die Verhaftung. Daher wird spekuliert, dass der Bayern-Zampano schon seit längerem die Bayerische­n Motoren Werke favorisier­e. Was wäre das für eine Schmach für Audi, wenn Bayern-Spieler nicht mehr Autos des Ingolstädt­er, sondern des Münchner Konzerns fahren würden.

Sollte BMW-Chef Harald Krüger, der hinter den Fußball-Träumen steht, das Tor machen, könnte er dabei über eine offene Flanke des VWAnteilse­igner Konzerns in den Strafraum eindringen. Denn Volkswagen-Chef Herbert Diess, der früher selbst in Vorstandsd­iensten der BMW AG stand und von Wolfsburg abgeworben wurde, braucht das Wohlwollen seines einstigen Arbeitgebe­rs in einer pikanten Angelegenh­eit. Zum Entsetzen des Rivalen hat der VW-Boss nämlich den von ihm hochgeschä­tzten BMW-Spitzenman­ager Markus Duesmann zu Volkswagen gelockt. Dieser soll in den Vorstand in Wolfsburg eintreten und vielleicht sogar einmal Audi-Chef werden.

Der BMW-Aufsichtsr­at könnte den Aufstieg Duesmanns an die Audi-Spitze aus Trotz aber noch zwei Jahre blockieren. So zählen in München einige eins und eins zusammen und kommen auf einen Deal unter Sports- und Automänner­n: Duesmann darf rascher in Ingolstadt zur Nummer eins werden, dafür zeigt sich Audi großherzig und zieht den Fuß aus der Tür des FC Bayern. Keiner der betroffene­n Konzerne äußert sich zu dem heiklen Thema. Es darf weiter spekuliert werden.

Die BMW-Manager geben dafür gerne Einblicke in ihre Elektroaut­oStrategie. Der „iNext“, ein vollelektr­ischer und hoch autonom fahrender SUV, soll 2021 als Serienmode­ll kommen. Der Fahrer dürfe das Lenken dabei schon mal dem Auto überlassen. Diese Gefahr besteht im Fußball nicht. Hier müssen zum Glück noch Menschen spielen.

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Foto: imago, Wagner
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Foto: dpa/BMW Unser Bild zeigt die BMW Studie des vollelektr­ischen Autos „iNext“.

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