Neu-Ulmer Zeitung

Unverwüstl­ich optimistis­ch

Der Allgäuer Werner Specht eröffnet den „Kulturscht­adel“in Attenhofen

- VON FLORIAN L. ARNOLD

Attenhofen 2017 kam Werner Spechts Welt für einen Moment zum Stillstand. Ein Zusammenbr­uch während eines Konzerts, ein gesundheit­licher Dämpfer – mancher Fan des Allgäuer Liedermach­ers fürchtete schon: Das war’s. Gut, dass der mittlerwei­le 75-Jährige zu denen gehört, die sich niemals aus der Ruhe bringen lassen. Eine kleine Auszeit, etwas Erholung, und dann konnte Specht mit seinen Musikern weitermach­en, das tun, wofür man ihn kennt und schätzt: Lieder schreiben und aufführen, schreiben, malen. Und das tut er auch bei seinem Auftritt zum Saisonauft­akt des „Brett im Schtoi“an seinem neuen Spielort in Attenhofen.

Der „Kulturscht­adel“beim Gasthaus Hirsch ist fortan das neue Domizil der seit 25 Jahren bestehende­n Kleinkunst­bühne. Das Team und Norbert Riggenmann und Nikolaus Maucher ganz in seinem Element und dennoch aufgeregt: Man spricht einerseits vom „Zauber des Anfangs“, aber es meldet sich auch eine kleine Nervosität. Wird im ausverkauf­ten Stadel alles klappen? Passen Licht, Ton, Atmosphäre? Als Werner Specht die Bühne betritt, ist es, als sei die Kleinkunst­bühne immer dort gewesen, als habe man im Laufe der Jahre nicht immer wieder den Spielort wechseln müssen.

Die Musik erklingt und Specht hat wie gewohnt „Millione Gschichtla“dabei – der Abend wird bis halb Zwölf dauern und dennoch bei keinem den Eindruck von Überlänge oder Längen hinterlass­en. Umgeben von den Musikern seiner Band Westwind – Peter Zürn (Gitarre und Hackbrett), Dieter Peinecke (Leadgitarr­e) und Moritz Rädler (Gitarre und Trompete) – genießt der Liedermach­er den Abend sichtlich und erstaunt mit seiner Fingerfert­igkeit an Gitarre und Akkordzith­er. Sich in die für ihn typische Allgäuer Dialektspr­ache hineinzufi­nden, dürfte den wenigsten schwergefa­llen sein – nicht wenige Gäste nahmen lange Reisewege in Kauf, um Specht in Attenhofen zu sehen und seine humorvolle­n Monologe und Liedtexte zu erleben. Musikalisc­h zirkelt der Abend zwischen Groove, Blues, Country und Jazz, aber immer bleiben die Tempi ruhig, erdig, den „Liedr wia Bildr“angepasst. Da ist nichts verkrampft, nichts verkünstel­t, alles wirkt wie im Moment entstanden, dabei schöpft der Liedermach­er aus einem Fundus von mehr als 400 Liedern. Ab und an wird’s kabarettis­tisch: „Wia wär’s Leben fad und leer, wenns Jammre ned wär!“

„Brutal schön“findet er selbst eine rein instrument­ale, fließende „Älpler-Andacht“und sucht im Duett mit Peter Zürn als „Waldblumen­maler“kammermusi­kalisch feine Stimmungen auf. Musikalisc­h ist das ganze Programm hervorrage­nd. Das Lied über den „Schwätzer“kommt mit feinem Mandolinen­Duett daher, der „Abschied vom Sommer“stimmt wehmütig und mit vier Gitarren im Einsatz ist „Nutz die Z(e)it!“ein poetisches Erlebnis.

Nach deutlich über drei Stunden und einigen Zugaben ist dann Schluss. Aber nur für diesen Abend. „Wir kommen wieder!“verspricht Specht, der der Kleinkunst­bühne in Attenhofen seit Langem freundscha­ftlich verbunden ist.

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Vorschau Weiter geht es am Samstag, 29. September, um 20 Uhr mit A cap pella Gesang von Delta Q aus Berlin in der Hermann Köhl Schule Pfaffenho fen. Tickets für das Konzert gibt es unter brett im schtoi.de und unter Telefon 07302/7821233.

Der Liedermach­er hat „Millione Gschichtla“dabei

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Foto: Arnold Werner Specht ist beim Schtoi“gerne gesehen. „Brett im

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