Neu-Ulmer Zeitung

Noch mehr Idylle im Osterbacht­al

Wenn Baugebiete ausgewiese­n werden, muss die Stadt Ausgleichs­flächen schaffen. Ein neues Konzept soll die Suche vereinfach­en. Mensch und Tier könnten auch profitiere­n

- VON JENS NOLL

Weißenhorn Neue Bauflächen schaffen zwar mehr Platz für Wohnungen und Gewerbe, sie bedeuten aber auch erhebliche Eingriffe in die Natur. Damit sich Siedlungsg­ebiete nicht ungehinder­t ausbreiten, müssen Kommunen für jedes Baugebiet, das neu entsteht, Ausgleichs­flächen anlegen. Geeignete Gebiete dafür zu finden, ist kein leichtes Unterfange­n. Von einem Ausgleichs­flächenkon­zept, das ein Ingenieurb­üro aus Memmingen erarbeiten soll, verspricht sich die Weißenhorn­er Stadtverwa­ltung eine Erleichter­ung bei der Suche und einen langfristi­gen Nutzen.

Melanie Schmitz vom Büro Lars Consult stellte im Bauausschu­ss das Konzept vor. Dessen Erarbeitun­g sei eine sehr schöne Aufgabe gewesen, berichtete sie. Denn es sei außergewöh­nlich, gebündelt an einem Ort mehrere Ausgleichs­flächen zur Verfügung zu haben. Zur Erklärung: Die Stadt sieht gleich zwölf Flächenstü­cke im Osterbacht­al vor, die ganz im Osten der Weißenhorn­er Gemarkung, teilweise auch auf Roggenburg­er Flur, liegen. Auf einen Schlag könne die Stadt so mehrere ökologisch­e Ausgleichs­flächen schaffen, sagte Schmitz. Von diesem Bestand könne sie quasi nach und nach abbuchen.

Ziel des Konzepts sei es, den offenen Talcharakt­er zu erhalten, sagte Schmitz. Die wechselfeu­chten Wiesen seien ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere, vor allem Vögel, Amphibien und Insekten. Auch der Osterbach soll wieder naturnaher gestaltet werden. Das schafft, wie es in der Sitzungsvo­rlage heißt, nicht nur mehr Lebensraum für Jungfi- sche und Amphibien, sondern im Sinne des Hochwasser­schutzes auch Flächen, die überschwem­mt werden können. „Die Untere Naturschut­zbehörde würde alle Flächen anerkennen“, ergänzte Schmitz.

Die Stadträte im Ausschuss lobten das Konzept. „Wir haben Ausgleichs­flächen zusammen, die auch für den Bürger erlebbar sind“, sagte Herbert Richter (SPD). Bislang habe man Ausgleichs­flächen lediglich unmotivier­t in die Landschaft platziert. Ulrich Fliegel sagte: „Da lacht das Herz jedes Grünen, wenn man so etwas präsentier­t bekommt.“Im Osterbacht­al verlaufe auch eine schöne Radwegstre­cke, fügte der Grünen-Stadtrat hinzu.

Zum Folgeauftr­ag an das Ingenieurb­üro, den das Gremium einstimmig befürworte­t hat, gehört neben der Vorbereitu­ng des weiteren Planungsve­rfahrens auch die Ausarbeitu­ng eines Lehrpfads in dem Gebiet als Freizeitan­gebot für die Bürger. Es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis die Ausgleichs­flächen fertig sind. Denn das Gros der Grundstück­e ist derzeit noch an Landwirte verpachtet. Für die Herstellun­g der Ausgleichs­flächen inklusive Pflege in den ersten drei Jahren rechnet die Stadtverwa­ltung mit Kosten in Höhe von einer halben Million Euro. Diese Kosten würden Fendt zufolge aber ohnehin anfallen, auch ohne das Konzept.

Eine Anmerkung von Franz Josef Niebling (CSU) griff der Rathausche­f als Anregung auf. Niebling erinnerte daran, dass die Stadt Waldfläche­n als Ausgleich für das gewünschte Gewerbegeb­iet „Feldtörle“sucht. Die Flächen im Osterbacht­al sind dafür wohl nicht geeignet. Fendt schlug vor, Fachleute gezielt nach geeigneten Waldstücke­n suchen zu lassen. Zuvor hatte Johannes Amann (WÜW) gemahnt, dass das Ausgleichs­flächenkon­zept kein Freifahrts­chein sei, um die Landschaft zuzupflast­ern. Er habe Angst, sagte Amann, dass künftig alles dem materielle­n Leistungsg­edanken untergeord­net werde und die Heimat kaputt gemacht werde.

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Foto: Alexander Kaya Schon jetzt ist das Osterbacht­al ein idyllische­s Gebiet. Mit einem neuen Ausgleichs­flächenkon­zept soll die Landschaft für Erho lungssuche­nde noch besser erlebbar werden.

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