Vom Haustier zum Internet-Star
Kolumne Grumpy Cat macht es vor: Viele Halter verdienen Geld mit Fotos ihrer Tiere. Das ist nicht unbedenklich
berall hört und liest man von Influencern, jenen jungen Leuten, die im Internet Schminktipps oder Skiabfahrten präsentieren und gleichzeitig Werbung machen. Wir lernen von ihnen, welche Wahnsinns-Wimperntusche und welche Mega-Skibrille wir unbedingt brauchen. Was Influencer in einer Tierkolumne verloren haben? Sie sind das Vorbild der Petfluencer. Der was?
Vielleicht kennen Sie Grumpy Cat. Sie ist das wohl berühmteste vier Menschen für die grantige Katze. Sie wirbt unter anderem für eine große US-Katzenfuttermarke und soll mittlerweile über 100 Millionen Dollar eingespielt haben.
Auf Instagram sorgt aktuell ein afrikanischer Weißbauchigel für Furore. Seine Besitzerin, eine Studentin aus Wiesbaden, veröffentlicht laufend süße und seltsame Fotos von Mr. Pokee. Derzeitiger Stand der Follower: 1 283 080. Ei- nen zugehörigen Shop mit Kalendern und Pullovern gibt es bereits.
Kurz vor ihrem ganz großen Durchbruch standen im vorigen Jahr die US-Anwältin Lori Edwards und ihre französische Bulldogge Chloe. Die Hündin war als OnlineStar bekannt geworden und bereits auf Plakaten für ein Smartphone und eine Bettenfirma zu sehen. Plötzlich starb Chloe, vier Jahre alt, bei einem Routine-Eingriff. Edwards ist sich sicher, dass ein Fehler in der Tierklinik passiert ist – und klagte. Damit kam eine neue Diskussion über den finanziellen Wert eines prominenten Tieres ins Rollen. Chloes Frauchen spricht von
15000 Dollar pro bezahltem Posting, die ihr durch den Tod des Hundes entgehen. Der Fall ist noch offen.
Falls Sie nun tatsächlich auch mit Ihrem Vierbeiner eine Karriere starten wollen, könnte es hilfreich sein, wenn Sie sich zunächst von Vorstellungen einer möglichst natürlichen Tierhaltung verabschieden. Hunde im matschigen Schnee kommen nicht gut an. Höchstens, wenn sie Hunde-Moonboots tragen und bedauernswert schauen. Es kommt auch nicht gut an, wenn Ihre Katze gesund ist und normal aussieht. Hechelnde Tiere mit platten Nasen – das wollen die Follower anscheinend. Da machen wir natürlich nicht mit. Vielleicht fangen Sie mit neckischen Faschingskostümen an. Bello mit Lederhose und Narrenorden wie Andreas Gabalier wäre doch eine Variante. Die Mitglieder der Münchener Narhalla wären Ihnen als Follower schon sicher. Ein Weißwurstfabrikant als Sponsor lässt dann sicher nicht lang auf sich warten.
Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.