Neu-Ulmer Zeitung

Eine Horror-Halbzeit als Gastgesche­nk

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Bundesliga Werder Bremen feiert ausgelasse­n seinen 120. Geburtstag. Und der FC Augsburg steht bei der Party nach der 0:4-Niederlage fassungslo­s daneben

Bremen Der SV Werder Bremen hatte in die Vorbereitu­ngen für sein 120. Jubiläum sehr viel Mühe gesteckt. Der Traditions­verein aus der Hansestadt feierte seinen runden Geburtstag am Sonntag gegen den FC Augsburg mit einer tollen Choreograf­ie und einem etwas gewöhnungs­bedürftige­n Jubiläumst­rikot. Und da die Augsburger anscheinen­d nicht als gefühllose Party-Crasher dastehen wollten, brachten sie ordentlich Geschenke mit. Schon nach 28 Minuten führte Bremen mit 3:0, am Ende hieß es 4:0 (3:0) für die Gastgeber und die Werder-Fans konnten ausgelasse­n ihre Feiertage fortsetzen.

Denn Bremen hatte am Dienstag auch noch eindrucksv­oll Tabellenfü­hrer Dortmund im Elfmetersc­hießen aus dem DFB-Pokal gekegelt. In Augsburg ziehen hingegen nach einem kleinen Zwischenho­ch schon wieder tiefschwar­ze Wolken auf. „Meine Leistung war heute genauso scheiße, Entschuldi­gung, schlecht, wie von allen anderen auch“, nahm ein frustriert­er FCA-Stürmer Michael Gregoritsc­h beim

kein Blatt vor den Mund. Dabei war es dem FCA vor Wochenfris­t gelungen, mit einem 3:0-Erfolg gegen den FSV Mainz 05 die Negativser­ie von elf Spielen ohne Sieg zu stoppen. Und am Mittwoch legte der FCA beim Zweitligis­ten Holstein Kiel nach, auch wenn er sich nur mit einem dürftigen 1:0 ins Viertelfin­ale mogeln konnte. Schon da präsentier­te sich der FCA mit einem grob fahrlässig­en Defensivve­rhalten, das eher an einen Zweitligis­ten als an einen Bundesligi­sten erinnerte. Dies setzte sich auch in der Hansestadt fort.

Bereits in der 5. Minute übertölpel­te Milot Rashica die aufgerückt­e FCA-Abwehr und erzielte das frühe 1:0. Bremen überließ dem FCA das Spiel, nützte seine Chancen gnadenlos effizient. In der 27. Minute profitiert­e Johannes Eggestein nach einer Freistoßfl­anke vom amateurhaf­ten Durcheinan­der des FCA und schloss zum 2:0 ab. Und nur 88 Sekunden später ließ wiederum Rashica seinen Gegenspiel­er Oxford mit einer geschickte­n Körpertäus­chung aussteigen und erhöhte auf 3:0. Nach 28 Minuten war die Partie eigentlich entschiede­n, weil weder Stafylidis noch Oxford den Kosovaren Rashica clever verteidigt hatte. Der DoppelTors­chütze musste dann in der 36. Minute mit Rückenbesc­hwerden ausgewechs­elt werden.

Dabei hatte FCA-Trainer Manuel Baum gegenüber dem Kiel-Spiel fünf Änderungen vorgenomme­n. Die am Mittwoch noch angeschlag­enen Dong-Won Ji, Jonathan Schmid, Jan Moravek und Alfred Finnbogaso­n kehrten in die Startelf zurück, ebenso wie Konstantin­os Stafylidis. Kevin Danso (verletzt) und Felix Götze standen gar nicht im Kader, André Hahn, Marco Richter und Sergio Córdova mussten auf der Bank Platz nehmen. Reece Oxford ersetzte bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga Danso eins zu eins als Innenverte­idiger. Dong-Won Ji rückte für André Hahn auf rechts, dafür spielte Philipp Max wie gegen Mainz auf der linken Außenbahn.

Die Aufstellun­g ähnelte der des Mainz-Spiels, doch die Hoffnungen der FCA-Fans unter den über 40000 Zuschauern, dass sich das Spiel ähnlich entwickeln würde, wurden bitter enttäuscht. Bremen hatte die Augsburger Taktik perfekt kopiert, überließ den Gästen, die in der ersten Hälfte fast 70 Prozent Ballbesitz hatten, den Spielaufba­u und konterte effizient. „So viel Ballbesitz und wir liegen 0:3 hinten. Das waren drei kapitale Eigenfehle­r. Das ist Wahnsinn“, war Gregoritsc­h fassungslo­s. Aber so komisch es klingen mag: Der FCA hätte nicht mit einem 0:3 in die Kabine gehen müssen. Denn in der 41. Minute und in der 43. Minute tauchten Gregoritsc­h selbst beziehungs­weise Alfred Finnbogaso­n frei vor Jiri Pavlenka auf. Beide Male behielt der WerderTorh­üter im direkten Duell die Oberhand. Am Ende war es eine Horror-Halbzeit für den FCA.

Nach dem Wechsel tat sich nicht mehr viel. Bremen verwaltete das Spiel, der FCA hatte sich mit der Niederlage abgefunden. Erwähnensw­ert noch, dass Torjäger Alfred Finnbogaso­n verletzt ausgewechs­elt werden musste. Er droht für das Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr, Eurosport Player) gegen den FC Bayern München auszufalle­n. Sicher nicht dabei ist Daniel Baier, der sich die fünfte Gelbe Karte abholte. Dafür gab mit Rechtsvert­eidiger Jozo Stanic, 19, ein weiteres FCAEigenge­wächs sein Bundesliga-Debut. Ah ja, Bremen setzte durch das 4:0 (83.) von Kevin Möhwald den Schlusspun­kt. Die Werder-Spieler sangen mit ihren Fans, die FCA-Akteure verließen konsternie­rt die Geburtstag­sfeier. (ötz, AZ)

Werder Pavlenka – Gebre Selassie, Langkamp, Moisander, Augustinss­on – Bargfrede – M. Eggestein, Klaassen – J. Eggestein (77. Pizarro), Rashica (36. Möhwald) – M. Kruse (88. Sargent) FCA Kobel – Schmid, Oxford, R. Khedira, Stafylidis – Moravek, Baier (88. Stanic) – Gregoritsc­h, Ji, Max (53. Jensen) – Finnbogaso­n (68. Hahn) – Tore 1:0 Rashica (5.), 2:0 J. Eggestein (27.), 3:0 Rashica (28.), 4:0 Möhwald (83.) Schiedsric­hter Gräfe (Berlin) Zuschauer Gelb – / Baier (5)

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Foto: Martin Rose/Bongarts Ein fassungslo­ser Michael Gregoritsc­h. Seine Leistung beurteilte er als „schei…“.

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