Es ist angerichtet
FC Bayern Die Münchner bringen sich mit dem 3:1-Sieg gegen Schalke in Stimmung für die kommenden Wochen. Einer der Hauptverantwortlichen: Serge Gnabry. Ein altes Leiden aber bekommt Trainer Niko Kovac nicht in den Griff
München Serge Gnabry rührte wieder mit seinem imaginären Kochlöffel in einem imaginären Topf und so gewöhnungsbedürftig der Jubel auch sein mag, er verdeutlichte den Schalkern: Hier gibt es heute nichts mehr zu holen. Der Münchner Außenstürmer hat sich die Pose vom US-Basketballstar James Harden abgeschaut. Motto: Ich bin so heiß, da muss erst mal umgerührt werden. Eine Geste, die zumindest nicht von einem unterentwickelten Selbstbewusstsein zeugt.
Gnabry zeigte sie unlängst schon in Berlin, als er mit zwei Treffern großen Anteil am Weiterkommen ins Viertelfinale des Pokalwettbewerbs hatte. Gegen Schalke rührte er nun schon wieder um und erneut war es ein wichtiger Treffer aus Sicht der Münchner. Die hatten ihren Gegner zwar über weite Strecken des Spiels im Griff, das hinderte sie aber schon zum wiederholten Male nicht daran, ein Spiel spannender zu gestalten, als es die Kräfteverhältnisse hergeben. Die Mannschaft von Niko Kovac hat in dieser Saison schon allerhand Schabernack mit Vorsprüngen getrieben und war gegen Schalke kurz davor, ein weiteres Kapitel Münchner Unzulänglichkeit zuzufügen.
Dabei sah nach 12 Minuten alles nach einem gemütlichen Abend aus. James Rodriguez steckte den Ball schön auf Robert Lewandowski durch und weil der hinterherhetzende Jeffrey Bruma bei seinem Klärungsversuch nicht vollkommen präzise vorging, führten die Bayern schnell. Ein wiederkehrendes Motiv aber sorgte für Spannung. Weil die Münchner im Pressing zu lange zögerten, auf das schnöde Mittel eines taktischen Fouls zurückzugreifen, strebte Ahmed Kutucu alleine auf das Tor von Sven Ulreich zu und ließ sich die Chance nicht entgehen (25.). Wieder einmal ein unnötiger Fehler, wieder einmal die prompte Bestrafung. „Es ist momentan so eine Phase, in der fast jeder Ball drin ist“, klagte Ulreich. Eine seit September andauernde Phase. Dass Kovac dem Gegentor nicht allzu viel Bedeutung beimessen wollte, hatte zweierlei Gründe. Zum einen schoss Lewandowski sein Team unverzüglich wieder in Führung und Gnabry sorgte mitten in der einzigen kurzen Schalker Drangphase für die Entscheidung. Zum anderen sieht Kovac sein Team im internationalen Vergleich nicht als Solitär. „Komischerweise trifft es ja nicht nur uns, sondern auch Liverpool und andere Mannschaften. Manchmal hat man da auch Sachen gesehen, die man nicht erwartet hat. Fehler halt.“Liverpool also. Jener Gegner, der den Münchnern in acht Tagen in der Champions League gegenübersteht. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp hatte in den vergangenen Wochen manchen Punkt unerwartet auf Manchester City verloren – führt die Tabelle aber noch an. Anders als die Münchner, die aber zumindest auf fünf Punkte an Borussia Dortmund herangerückt sind.
Die Leistungen gegen Berlin und Schalke lassen auf eine Mannschaft schließen, die noch an ihre Chance in sämtlichen Wettbewerben glaubt. Die Fehler allerdings, die das Team in den beiden Spielen fabrizierte: Auf ein Festmahl sollten die Münchner sich nicht am Saisonende verlassen.
Bayern München Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba – Thiago – Goretzka, James Rodríguez (78. Javi Martinez) – Gnabry (89. Davies), Coman (68. Ribéry) – Lewandowski FC Schalke 04 Fährmann – D. Caligiuri, Salif Sané, Bruma, Oczipka – Serdar (54. Harit), McKennie, Rudy (33. Mascarell), Konopljanka – N. Bentaleb, Kutucu (73. Uth) Tore 1:0 Bruma (12./Eigentor), 1:1 Kutucu (25.), 2:1 Lewandowski (27.), 3:1 Gnabry (57.) Zuschauer 75 000 Schiedsrichter Siebert (Berlin)