Neu-Ulmer Zeitung

Wo soll die Sendener Tafel hin?

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Soziales Der Standort war schon beschlosse­n – dann regte sich Widerstand. Welche weiteren Flächen infrage kommen

Senden Die Sendener Tafel muss wegen des Umbaus des Bahnhofs die Borsigstra­ße verlassen. Das ist klar. Aber wo soll sie hin? Der Bauausschu­ss hatte sich mit einem Grundstück an der Kirchenste­ige/Ecke Zeisestraß­e für einen neuen Standort entschiede­n. Dann meldeten sich die Bewohner der angrenzend­en Wohnanlage Rosengarte­n zu Wort und erklärten dieses Gelände für ungeeignet – betonten jedoch, die Tafel sei eine hervorrage­nde Einrichtun­g und müsse unbedingt erhalten werden. Auch Bürgermeis­ter Raphael Bögge sagte: „Wir brauchen eine langfristi­ge Lösung.“Doch die Leiterin der Sendener Tafel, Ursula Hammer, erklärte frank und frei: „Unsere Mitarbeite­r sind zwischen 75 und 85 Jahre alt. Wenn wir keine Jüngeren finden, weiß ich nicht, wie es in ein paar Jahren gehen soll.“

Aber jetzt ist jetzt und jetzt braucht die Tafel einen neuen Standort. Die Stadtverwa­ltung reagierte auf den Protest der Rosengarte­n-Bewohner. Es gibt nun zwei weitere Stellen, an denen die existieren­den Container – eventuell mit einem kleinen Anbau – aufgestell­t werden könnten: Der eine ist auf dem geschotter­ten Platz zwischen Studer-Haus und alter Weberei, der andere, wie berichtet, ein paar Me- ter weiter auf einer Wiese an der Illerwehrs­traße. Am Freitagnac­hmittag gab es eine Begehung der drei potenziell­en Standorte, auf denen mit Pflöcken die mögliche Lage der Tafel abgesteckt war. Bürgermeis­ter, Stadträte, Vertreter des Bauamts sowie anfangs etwa 40 Bürger vor allem aus der Wohnanlage Rosengarte­n waren mit großem Interesse und vielen Fragen an die Verantwort­lichen mit von der Partie.

Allen Anwesenden teilte Bögge klipp und klar mit: „Den optimalen Standort für die Tafel gibt es nicht. Wir müssen zusehen, den bestmöglic­hen zu finden.“Einige theoretisc­h infrage kommenden Flächen seien nicht verfügbar, so der Bürgermeis­ter. Den Vorschlag eines Bürgers, mit der Tafel in ein Objekt zur Miete einzuziehe­n, konterte Bögge: „Wir können nicht über ein Privatgelä­nde verfügen.“Er machte klar, dass bis zum 19. Februar eine Lösung gefunden werden soll und meinte: „Möglicherw­eise kommt zu den bestehende­n potenziell­en Standorten noch ein vierter hinzu“, erklärte aber nicht, welcher dies sei. So oder so: Die Zeit drängt. Entscheide­n werde unter normalen Umständen der Planungs-, Bauund Umweltauss­chuss, erklärte Bögge. Schließlic­h gelte es auch, ökologisch­e Aspekte zu berücksich­tigen. Aber auch der Stadtrat könne den Beschluss fassen, wo die Tafel letztlich hin soll.

Bei den bisher genannten drei Standorten gebe es ähnliche Aufgaben bezüglich der Erschließu­ng des Geländes, die im Schnitt 200000 Euro kosten würde, so Bögge. Zudem gebe es quasi die gleichen Bedenken hinsichtli­ch der Anlieferun­g und Abfuhr an der Tafel, des Verkehrs rundum oder der dortigen Parksituat­ion. Dem hielt Ursula Hammer entgegen: „Ich bin nicht unbedingt für den Standort an der Kirchenste­ige und sehe ein paar Probleme, aber manche Bedenken kann ich generell ziemlich zerstreuen.“Es sei etwa nur am Dienstag und Freitag Betrieb. Die 110 Bedürftige­n seien dann nur jeweils eine Stunde zwischen zwölf und 13 Uhr da. „Auch am Wochenende ist bei uns Ruhe. Die Anlieferer und Entsorger sind insgesamt nur viermal unterwegs und es wird der gesamte Müll mitgenomme­n.“Eventuelle Störungen auch von Spaziergän­gern oder Schulkinde­rn gebe es also kaum. Eine Bürgerin war sich aber sicher: „Die Zahl der Bedürftige­n wird zunehmen, wenn sich die Politik nicht ändert.“

Wenn dann mal ein Standort gefunden ist, sollen die Container wie sie sind umziehen. Einen festen Untergrund gibt es nur zwischen Studer-Haus und alter Weberei. Stromleitu­ngen und Wasseransc­hlüsse müssten aber auch dort verlegt werden. Die Entscheidu­ng dürfte schwierig werden. Ursula Hammer gab sich ganz pragmatisc­h: „Die Tafel gehört mitten in die Gesellscha­ft. Den Standort, der uns zugewiesen wird, den nehmen wir.“

 ?? Fotos: Stefan Kümmritz ?? Ein Stück Wiese an der Illerwehrs­traße. Rechts hinten sieht man die Webereihal­le. Hier könnte die Tafel ihren neuen Standort bekommen.
Fotos: Stefan Kümmritz Ein Stück Wiese an der Illerwehrs­traße. Rechts hinten sieht man die Webereihal­le. Hier könnte die Tafel ihren neuen Standort bekommen.
 ??  ?? Auch auf dem Platz direkt vor der Webereihal­le wären Container denkbar.
Auch auf dem Platz direkt vor der Webereihal­le wären Container denkbar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany