Wo soll die Sendener Tafel hin?
Soziales Der Standort war schon beschlossen – dann regte sich Widerstand. Welche weiteren Flächen infrage kommen
Senden Die Sendener Tafel muss wegen des Umbaus des Bahnhofs die Borsigstraße verlassen. Das ist klar. Aber wo soll sie hin? Der Bauausschuss hatte sich mit einem Grundstück an der Kirchensteige/Ecke Zeisestraße für einen neuen Standort entschieden. Dann meldeten sich die Bewohner der angrenzenden Wohnanlage Rosengarten zu Wort und erklärten dieses Gelände für ungeeignet – betonten jedoch, die Tafel sei eine hervorragende Einrichtung und müsse unbedingt erhalten werden. Auch Bürgermeister Raphael Bögge sagte: „Wir brauchen eine langfristige Lösung.“Doch die Leiterin der Sendener Tafel, Ursula Hammer, erklärte frank und frei: „Unsere Mitarbeiter sind zwischen 75 und 85 Jahre alt. Wenn wir keine Jüngeren finden, weiß ich nicht, wie es in ein paar Jahren gehen soll.“
Aber jetzt ist jetzt und jetzt braucht die Tafel einen neuen Standort. Die Stadtverwaltung reagierte auf den Protest der Rosengarten-Bewohner. Es gibt nun zwei weitere Stellen, an denen die existierenden Container – eventuell mit einem kleinen Anbau – aufgestellt werden könnten: Der eine ist auf dem geschotterten Platz zwischen Studer-Haus und alter Weberei, der andere, wie berichtet, ein paar Me- ter weiter auf einer Wiese an der Illerwehrstraße. Am Freitagnachmittag gab es eine Begehung der drei potenziellen Standorte, auf denen mit Pflöcken die mögliche Lage der Tafel abgesteckt war. Bürgermeister, Stadträte, Vertreter des Bauamts sowie anfangs etwa 40 Bürger vor allem aus der Wohnanlage Rosengarten waren mit großem Interesse und vielen Fragen an die Verantwortlichen mit von der Partie.
Allen Anwesenden teilte Bögge klipp und klar mit: „Den optimalen Standort für die Tafel gibt es nicht. Wir müssen zusehen, den bestmöglichen zu finden.“Einige theoretisch infrage kommenden Flächen seien nicht verfügbar, so der Bürgermeister. Den Vorschlag eines Bürgers, mit der Tafel in ein Objekt zur Miete einzuziehen, konterte Bögge: „Wir können nicht über ein Privatgelände verfügen.“Er machte klar, dass bis zum 19. Februar eine Lösung gefunden werden soll und meinte: „Möglicherweise kommt zu den bestehenden potenziellen Standorten noch ein vierter hinzu“, erklärte aber nicht, welcher dies sei. So oder so: Die Zeit drängt. Entscheiden werde unter normalen Umständen der Planungs-, Bauund Umweltausschuss, erklärte Bögge. Schließlich gelte es auch, ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Aber auch der Stadtrat könne den Beschluss fassen, wo die Tafel letztlich hin soll.
Bei den bisher genannten drei Standorten gebe es ähnliche Aufgaben bezüglich der Erschließung des Geländes, die im Schnitt 200000 Euro kosten würde, so Bögge. Zudem gebe es quasi die gleichen Bedenken hinsichtlich der Anlieferung und Abfuhr an der Tafel, des Verkehrs rundum oder der dortigen Parksituation. Dem hielt Ursula Hammer entgegen: „Ich bin nicht unbedingt für den Standort an der Kirchensteige und sehe ein paar Probleme, aber manche Bedenken kann ich generell ziemlich zerstreuen.“Es sei etwa nur am Dienstag und Freitag Betrieb. Die 110 Bedürftigen seien dann nur jeweils eine Stunde zwischen zwölf und 13 Uhr da. „Auch am Wochenende ist bei uns Ruhe. Die Anlieferer und Entsorger sind insgesamt nur viermal unterwegs und es wird der gesamte Müll mitgenommen.“Eventuelle Störungen auch von Spaziergängern oder Schulkindern gebe es also kaum. Eine Bürgerin war sich aber sicher: „Die Zahl der Bedürftigen wird zunehmen, wenn sich die Politik nicht ändert.“
Wenn dann mal ein Standort gefunden ist, sollen die Container wie sie sind umziehen. Einen festen Untergrund gibt es nur zwischen Studer-Haus und alter Weberei. Stromleitungen und Wasseranschlüsse müssten aber auch dort verlegt werden. Die Entscheidung dürfte schwierig werden. Ursula Hammer gab sich ganz pragmatisch: „Die Tafel gehört mitten in die Gesellschaft. Den Standort, der uns zugewiesen wird, den nehmen wir.“