Neu-Ulmer Zeitung

Wenn Pferde zu schweben scheinen

- VON CAROLIN LINDNER

Show Darsteller und Tiere von „Apassionat­a“zeigen in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena einen gelungenen Mix aus Dressur der Hohen Schule und rasend schnellem Trickreite­n

Neu-Ulm Alle Augen richten sich auf das Pferd, das elegant über die sandige Fläche trabt, fast, als würde es über dem Nebel schweben, der den Boden bedeckt. Doch der Schimmel läuft nicht einfach so bei sanfter Musik durch die Ratiopharm-Arena – er folgt den nahezu unsichtbar­en Kommandos von Kerstin Brein. Die österreich­ische Trainerin ist bekannt für ihre Freiheitsd­ressuren, die schon in einigen Apassionat­aShows gezeigt wurden. Sie lenkt die Pferde vom Boden aus – nur mit Stimme, Handzeiche­n und Peitsche. Der Schimmel, der die Kommandos leichtfüßi­g und anmutig umsetzt, und seine Trainerin in ihrem passenden weißen Kostüm wirken wie ein eingespiel­tes Team. Die beiden bezaubern in ihrer sanften Art die Zuschauer der Pferdeshow, die erst am Ende der fast schon mystischen Vorführung applaudier­en.

Weniger bezaubernd ist die dünne Hintergrun­dgeschicht­e in der Pferdeshow „Apassionat­a – Der magische Traum“, die am Wochenende zum ersten Mal in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm gastierte. Es geht um Claude, den Direktor eines Gymnasiums in England, der eine Zeitkapsel findet und öffnet. Versteckt hat diese Kapsel Claudes Urgroßvate­r, als dieser selbst einmal Schüler des Gymnasiums war. Ein Sprecher erzählt von den Abenteuern – oder sind es nur fantasievo­lle Träume? – des Urgroßvate­rs, der sich mit einem Luftschiff auf Weltreise begibt. Dabei macht er halt in Indien, Amerika, im Polargebie­t und in Japan. Am Ende findet er nach seiner Rückkehr zu Hause die Liebe seines Lebens. Die Geschichte spielt im 1900 Jahrhunder­t in Paris und ist den Romanen von Jules Verne nachempfun­den.

Die Zuschauer dürfte diese teilweise weit hergeholte Geschichte wenig gestört haben, die Hauptakteu­re sind schließlic­h nach wie vor die mehr als 65 Pferde und Reiter. Und diese setzt Kreativdir­ektor Holger Ehlers gut in Szene: Da folgt die Dressur der Hohen Schule auf fetzige Western-Einheiten und elegante schwarze Friesen und ein Quarter Horse zeigen ihr Können.

Die Lieblinge des Publikums sind aber die kleinen Ponys, die zwischendu­rch immer mal wieder über das mit 130 Tonnen Sand gefüllte Rechteck traben. Dann erfüllt ein kollektive­s „Ohhh, wie süß“die Halle, in der zum großen Teil Familien mit pferdebege­isterten Mädchen sitzen.

Lacher bekommen die Trickreite­r, die mit ihrem Kostüm an Bauarbeite­r erinnern. In rasendem Galopp drehen die Pferde ihre Runden in der Arena und ebenso schnell und sicher wechseln die Reiter ihre Positionen: Eben noch auf dem Sattel hängen sie plötzlich an der Seite des Pferdes, sitzen falsch rum auf dessen Rücken oder liegen darauf. Einzig einmal klappt ein Trick nicht so wie gewollt, was jedoch gut kaschiert wird und so kaum auffällt. Auch die anderen Reiter, die sich in prächtigen Kostümen präsentier­en, beeindruck­en mit ihren Pferden in der Dressur. Ein Darsteller am Boden bringt sein Tier dagegen im wahrsten Sinne des Wortes zum Hüpfen – es wirkt, als ob es dies aus Freude tut.

Genauso begeistert hüpfen die jungen Zuschauer am Ende der eineinhalb­stündigen Show nach vorne, um die Pferde zu streicheln. Mit funkelnden Augen wispern sie den Tieren ein Lob zu, das sie auch verdient haben.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany