Mode nach Maß
Handel Mehr Passgenaues, weniger Massenware: Rechnet sich das?
Endlich passen Hose, Kleid, Sakko wirklich und sofort. Technisch machbar wäre das. Den Kunden einfach per Bodyscanner im Geschäft exakt vermessen. Doch will man das? Gnadenlos sehen, wo Pölsterchen, wo Problemzonen sind?
Die Digitalisierung macht’s möglich, dass dieser für viele doch eher brutale Akt menschlicher gestaltet werden kann. Denn Christian Kaiser hat als Experte für Textiltechnologie an der Uni Albstadt-Sigmaringen eine bessere Idee: im Laden ruhig so viele Maße wie benötigt per Hand nehmen. Dann sich systemgestützt auf Basis von Reihenmessungsdaten versichern, dass die erzeugte Figur auf verlässlichen Daten basiert – und passgenau fertigen.
Passgenauer soll es bald auch online gehen. Zwar werde noch nach der endgültigen Lösung gesucht, doch auch hier setze man auf digitale Modelle, die mittels weniger Maßangaben des Kunden zur perfekten Größe kommen. Denn die Modebranche hat ein Problem: Viel zu viel wird produziert und landet am Ende im Müll. Eine riesige Ressourcenverschwendung. Hinzu kommen die umweltbelastenden Retouren, nur weil Kunden alles in verschiedenen Größen bestellen und zurücksenden, was nicht passt. Doch nach Einschätzung von Kaiser befindet sich die Modebranche im Umbruch. Vergleichbar dem Schritt von der Schreibmaschine zum PC. Denn dank digitaler Fertigungsmethoden könnten Hersteller immer flexibler, schneller und individueller produzieren. Wunschfarben etwa seien innerhalb kürzester Zeit machbar. Auch persönliche Anpassungen. So könnte auch mehr Mode in Deutschland oder Europa hergestellt werden. Allerdings räumt Kaiser ein: „Die maßgeschneiderte Produktion wird nie die billige Massenware verdrängen.“