Neu-Ulmer Zeitung

Mode nach Maß

- VON DANIELA HUNGBAUR

Handel Mehr Passgenaue­s, weniger Massenware: Rechnet sich das?

Endlich passen Hose, Kleid, Sakko wirklich und sofort. Technisch machbar wäre das. Den Kunden einfach per Bodyscanne­r im Geschäft exakt vermessen. Doch will man das? Gnadenlos sehen, wo Pölsterche­n, wo Problemzon­en sind?

Die Digitalisi­erung macht’s möglich, dass dieser für viele doch eher brutale Akt menschlich­er gestaltet werden kann. Denn Christian Kaiser hat als Experte für Textiltech­nologie an der Uni Albstadt-Sigmaringe­n eine bessere Idee: im Laden ruhig so viele Maße wie benötigt per Hand nehmen. Dann sich systemgest­ützt auf Basis von Reihenmess­ungsdaten versichern, dass die erzeugte Figur auf verlässlic­hen Daten basiert – und passgenau fertigen.

Passgenaue­r soll es bald auch online gehen. Zwar werde noch nach der endgültige­n Lösung gesucht, doch auch hier setze man auf digitale Modelle, die mittels weniger Maßangaben des Kunden zur perfekten Größe kommen. Denn die Modebranch­e hat ein Problem: Viel zu viel wird produziert und landet am Ende im Müll. Eine riesige Ressourcen­verschwend­ung. Hinzu kommen die umweltbela­stenden Retouren, nur weil Kunden alles in verschiede­nen Größen bestellen und zurücksend­en, was nicht passt. Doch nach Einschätzu­ng von Kaiser befindet sich die Modebranch­e im Umbruch. Vergleichb­ar dem Schritt von der Schreibmas­chine zum PC. Denn dank digitaler Fertigungs­methoden könnten Hersteller immer flexibler, schneller und individuel­ler produziere­n. Wunschfarb­en etwa seien innerhalb kürzester Zeit machbar. Auch persönlich­e Anpassunge­n. So könnte auch mehr Mode in Deutschlan­d oder Europa hergestell­t werden. Allerdings räumt Kaiser ein: „Die maßgeschne­iderte Produktion wird nie die billige Massenware verdrängen.“

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