Kinder, die in den Krieg ziehen
Weltweit 250 000 minderjährige Soldaten
Berlin/Köln Schätzungen zufolge werden weltweit rund 250 000 Mädchen und Jungen als Kindersoldaten eingesetzt. Sie werden in mindestens 19 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas in bewaffneten Konflikten zum Kämpfen gezwungen oder als Spione, Minensucher und Wachposten missbraucht, wie das Deutsche Bündnis Kindersoldaten und die Menschenrechtsorganisation terre des hommes in Berlin erklärten. Das UN-Kinderhilfswerk in Köln verwies darauf, dass weltweit Jungen und Mädchen so auf brutale Weise ihrer Kindheit beraubt würden, obwohl der Einsatz von Kindersoldaten in den meisten Ländern verboten ist. Mit einer Protestaktion vor dem Bundeskanzleramt machte das Bündnis ebenfalls auf die Problematik aufmerksam. Anlass ist der „Red Hand Day“, der Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten am 12. Februar.
Laut Unicef hatte zuletzt in der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo die Neu-Rekrutierung von Kindersoldaten wieder deutlich zugenommen. In Somalia habe die Terrorgruppe Al-Shabaab 2017 mehr als 1600 Kinder entführt. Daneben würden auch verschiedene Konfliktparteien in Syrien, im Jemen, in Afghanistan, Mali und Myanmar besonders viele Jungen und Mädchen für ihre Zwecke missbrauchen.
Kritik gab es auch an Deutschland, wo die Bundeswehr verstärkt Minderjährige rekrutiere, erklärte das Deutsche Bündnis Kindersoldaten. Im vergangenen Jahr seien 1679 Minderjährige als Soldatinnen und
Bundeswehr gilt als schlechtes Vorbild
Soldaten angeheuert worden. Insgesamt habe sich seit 2011 der Anteil der Minderjährigen in der Bundeswehr mehr als verdoppelt. Die Bundesrepublik gehöre neben den USA und Großbritannien zu den Industrieländern, die in großer Zahl unter 18-Jährige als Soldatin oder Soldat einstellen. Als große Industrienationen schwächten sie damit den internationalen „Straight-18-Standard“, der die Rekrutierung von Minderjährigen verbiete – und damit auch den Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten, sagte Bündnissprecher Rolf Willinger: „Denn bewaffnete Gruppen und Armeen in Konfliktgebieten, beispielsweise in Myanmar, rechtfertigen die Rekrutierung von Kindersoldaten auch mit dem Verweis auf die Rekrutierung minderjähriger Soldaten in diesen drei Ländern.“