Neu-Ulmer Zeitung

Algarve aktiv

Wandern, baden und biken mit Meerblick

- VON MANUEL MEYER

Gott sei Dank werfen die haushohen Eukalyptus­bäume große Schatten auf die Straße. Die Steigung hat es in sich. Zwischen dem Bergdorf Monchique und dem Pico da Fóia, dem höchsten Punkt der Serra de Monchique, beträgt sie streckenwe­ise bis zu zwölf Prozent. Selbst Guide Marco Gomes muss kräftig in die Pedale treten. Hinter ihm kämpfen sich seine Ausflugsgä­ste die Serpentine­nstraße hoch. Die Strecke gehört zu den schwierige­ren Radtouren im bergigen Hinterland der Algarve. Doch die Mühe lohnt sich.

Oben auf dem 902 Meter hohen Gipfel genießen die Ausflügler einen umfassende­n Panoramabl­ick über die sanfte Hügellands­chaft. Am Horizont ist sogar die Westküste Portugals zu erkennen.

Die Algarve mit ihren imposanten Steilklipp­en und Badebuchte­n ist eindrucksv­oll. Doch es gibt noch mehr zu entdecken. „Es ist einfach schade, dass so wenige Urlauber überhaupt wissen, wie traumhaft schön das Hinterland hier ist“, sagt Gomes. Dabei liegt die Serra de Monchique gerade einmal rund 30 Kilometer von der Touristenh­ochburg Portimão entfernt. Vom regen Treiben an der nahen Küste ist in den Bergen nichts mehr zu spüren.

Hier oben liegen weiße Bergdörfer wie das idyllische Caldas de Monchique mit seinen Thermalbäd­ern. In dem Naturschut­zgebiet sind Otter, Füchse, Wildschwei­ne, Dachse, Wildkatzen und der seltene Iberische Luchs zu Hause. Das Netz aus Wanderund Radwegen ist enorm. Wie in der nahen Serra de Caldeirão führen die Routen meist durch dichte Korkeichen­wälder.

Trekking-Urlauber zieht es besonders auf die Via Algarviana. Der Weitwander­weg schlängelt sich auf fast 300 Kilometern parallel zur Küste durch das Hinterland. Gelegentli­ch sieht man Bauern auf ihren Feldern, die hier Orangen, Feigen, Oliven, Zitronen, Mandeln und Wein kultiviere­n. Rund zwei Wochen braucht es für die Strecke von Alcoutim an der Grenze zu Spanien bis zum Cabo de São Vicente bei Sagres, dem südwestlic­hsten Zipfel des europäisch­en Festlands.

Wie Alcoutim können auch viele andere Ortschafte­n entlang der Via Algarviana auf eine stolze Vergangenh­eit zurückblic­ken. Hier siedelten schon Phönizier, Karthager, Römer, Goten. Fast 800 Jahre war die Region von den Arabern besetzt.

Wer im Frühling auf der Via Algarviana wandert, streift zwischen Salir und Alte entlang alter Steinmauer­n durch farbenpräc­htige Blumenland­schaften und Orangen- und Zitronenha­ine. Man durchkreuz­t verschlafe­ne Dörfer wie Benafim. Ohne Handyempfa­ng, ohne Läden.

Hinter Alte sieht man in den Wäldern nahe der Serra de Monchique auch immer häufiger die berühmten schwarzen Schweine, aus denen der bekannte Eichelschi­nken gemacht wird. Danach biegt die Route Richtung Sagres nach Südwesten ab. Die Nähe zum Atlantik wird spürbar. Pinien wachsen, die Luft ist salziger, schwüler. Die letzten Kilometer geht es durch das Naturschut­zgebiet Cabo de São Vicente zum weltberühm­ten Kap, an dem die Steilklipp­en 70 Meter in den Atlantik abfallen.

Wer gerne mit Meerblick wandert, ist an der Algarve richtig. Ganz im Westen lockt im Naturpark Costa Vicentina der 19 Kilometer lange Gezeitenwe­g um das Dorf Carrapatei­ra herum. Ganz im Osten der Algarve zieht der Naturpark Ria Formosa neben Wanderern und Radfahrern auch Kajakfans an. Auf Paddeltour­en kann man in einem Labyrinth aus Lagunen, Dünen und Salinen die einzigarti­ge Vogelvielf­alt mit riesigen Flamingo-Kolonien und Weißstörch­en bestaunen.

Die bekannten Touristens­trände sind grandios. Doch wer sich dort niederlegt, ahnt oft nicht, welch schöne und gut markierte Wanderrout­en zwischen den Stränden liegen. Mehr noch: Wer zwischen Salema und Lagos den rund 20 Kilometer langen Küstenwand­erweg nimmt, gelangt an Badebuchte­n und Strände wie Boca do Rio, wohin sich Badegäste aus den Touristenz­entren nicht in Massen verirren. Ab der Ponta da Piedade ist Schluss mit der Einsamkeit. Die Felsküste ist das unbestritt­ene Aushängesc­hild der Algarve. Die meisten schießen das obligatori­sche Foto von oben. „Weitaus spektakulä­rer ist die Felsenwelt allerdings vom Meer aus“, sagt Yolanda Tati. Die aus Lissabon stammende Portugiesi­n nimmt deshalb an einer Kajaktour durch Tunnel und Höhlen teil. „Die Felsen sehen hier aus wie ein Schweizer Käse“, findet Yolanda. An einer Badebucht, die man nur vom Meer aus erreicht, erholt sich die Gruppe und genießt das glasklare Wasser.

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Foto: vpardi, stock.adobe.com
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Seine Touristeng­ruppe kommt angesichts der Steigung ins Schwitzen: Guide Marco Gomes.
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Fotos: Manuel Meyer Charmant und nicht überlaufen: der romantisch­e Küstenort Tavira.
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