Volksfest wird länger, LWF kürzer
Veranstaltungen Messe-Chef Jürgen Eilts spricht über kommende Veränderungen, eine reformierte Frühjahrsmesse und Anfragen von Konzertveranstaltern
Ulm Das Französische Dorf ist tot, es lebe das Volksfest: Weil die Budenstadt „Petit Paris“nicht mehr in Ulm stattfindet, ist Platz für eine verlängerte Kirmes: Früher endete das Volksfest immer am Schwörmontag. Doch dieses Jahr hängen die Macher eine Woche dran, sodass die Fahrgeschäfte von 12. bis 28. Juli auf dem Volksfestplatz stehen werden. Dass ist nicht die einzige Veränderung einer alten Gewohnheit der Ulmer Messegesellschaft, die die Hallen und den Volksfestplatz vermietet: Die Verbrauchermesse „Leben Wohnen Freizeit“(LWF) ist dieses Jahr hingegen deutlich kürzer. Die 1970 erstmals ausgerichtete Frühjahrsmesse dauert heuer nur fünf Tage (Donnerstag, 3. bis Sonntag, 7. April) und nicht neun wie in früheren Jahren.
Kürzere Messen liegen im Trend der Zeit, so Jürgen Eilts, Geschäftsführer der städtischen Ulmer Messegesellschaft. Kaum einer der tendenziell sehr gut ausgelasteten Handwerksbetriebe habe die Zeit und die Mitarbeiter, sich mehr als ein verlängertes Wochenende auf eine Messe zu stellen. Dieser notorische Zeitmangel führe dazu, dass der Veranstalter die Stände immer öfters vorbaue und der Aussteller sich mit seinen Waren ins gemachte Nest setzt.
Auch, wenn die Messen immer kürzer werden, ist Eilts mit der Auslastung der zur Verfügung stehenden Plätze, Hallen und Räume zufrieden.
Als noch Iron Maiden in der Donauhalle auftraten
Weihnachtsmarkt, Volksfest und die Großveranstaltungen wie die Bildungsmesse sind die Veranstaltungen, mit denen das Ulmer Messegelände in das Blickfeld der Öffentlichkeit gelangt. 20 Messen finden im laufenden Jahr in der Au statt. Von vielen Veranstaltungen nimmt weitgehend nur die Fachwelt Notiz. Darunter sehr Spezielles wie die „Biogas Infotage“, die „Fachgastro Süd“, „KPA – Kunststoffprodukte aktuell“, ein „Altenpflege Kongress“oder „Lekkerland“, eine Spezialmesse für Kioskbetreiber.
110 Veranstaltungen mit 300 Belegungstagen sind dieses Jahr im Terminkalender der Messe eingetragen. Denn auch das Kornhaus und ein Kontingent von maximal 50 Veranstaltungstagen im Congress Centrum Ulm (CCU) wird von der Ulm-Messe organisiert. 3,3 Millio- nen Euro setzte die Ulm-Messe so im vergangenen Jahr um. Tendenz: stabil. Theoretisch ist Eilts als Messe-Chef auch Ansprechpartner für Konzertveranstalter.
Doch die Zeiten, als Größen wie Genesis, Scorpions und Frank Zappa zu Open-Airs Zehntausende in die Au lockten, sind faktisch vorbei. Theoretisch darf dort aber einmal im Jahr am Wochenende ein Freiluftkonzert stattfinden, muss aber um 22 Uhr beendet sein. Durch zahlreiche Beschwerden rund um den „Sommertag-Traum“, ein DJFestival im Jahr 2012 mit David Guetta, wurden die Regeln vom Ulmer Gemeinderat verschärft. „Es kommen immer wieder Anfragen.“Doch diese „klaren Spielregeln“gelten als unattraktiv bei Konzertveranstaltern. Eigentlich, so Eilts. Dabei wäre der Volksfestplatz aber für Konzerte grundsätzlich geeigneter als das Neu-Ulmer Wiley-Gelände, auf dem häufiger Stars auftreten. Denn auf dem betonierten Festplatz würde weniger Grün zertrampelt als im Sportpark. Die Donauhalle – in der schon Bands wie Motörhead, Iron Maiden, Toten Hosen oder Green Day auftraten, wird nur noch selten für Konzerte genutzt. Vor zwei Jahren belebte das Hip-HopTrio Beginner die Tradition. Jedoch unfreiwillig, wie Eilts erklärt: „Das Roxy war zu klein, die RatiopharmArena belegt.“Und so musste die gute alte Donauhalle noch mal ran. Allerdings habe die zu wenig Nebenräume für große Konzert-Produktionen.