Müll: Es gibt noch viel Klärungsbedarf
Zum Bericht „Eine Frage der Messung“vom 9. Februar:
Festzuhalten ist, dass per se Radioaktivität in einem Müllheizkraftwerk (MHKW) nichts zu suchen hat. Rühmen sich die AKW nicht immer, dass in einem Störfall keine Radioaktivität ausgetreten ist?
Und nun bläst ein MHKW vermutlich Radioaktivität in die Luft.
Aber was misst man eigentlich? Zum Verständnis der Radioaktivität bietet sich ein Vergleich mit einem brennenden Material an, das Wärme aussendet. Die Temperaturmessung entspricht quasi der Aktivitätsmessung (Anzahl der Zerfälle pro Sekunde) in Becquerel (Bq)/kg (zum Beispiel Abfall) oder Bq/m3 (zum Beispiel Luft).
Kommt nun eine Person dem Feuer zu nahe, erleidet sie eine Verbrennung, die quasi einer Energieaufnahme entspricht, nämlich der sogenannten personenbezogenen absorbierten Energiedosisleistung, gemessen in Sievert pro Jahr (oder Millisievert pro Jahr beziehungsweise Mikrosievert pro Jahr).
Wenn von Sievert die Rede ist, haben Menschen bereits ihr Strahlungspaket in Bq abbekommen. Es fragt sich dann nur noch, wie viel. In Deutschland beträgt die allgemeine Strahlenbelastung personenbezogen circa vier Millisievert pro Jahr. Eine Computertomografie vom Brustkorb verursacht etwa acht Millisievert sofort.
Was heißt das für den Umgang mit strahlenden Müllsäcken? Selbstverständlich müssen sie einer Messung unterzogen werden, um festzustellen, wie viel Radioaktivität emittiert wird. In Abhängigkeit davon müsste das Personal gegebenenfalls mit Dosimetern ausgestattet werden, um dem Arbeitsschutz gerecht zu werden. Und wie viel Bq werden am Schornstein des MHKW emittiert? Sind Anwohner betroffen? Was geschieht mit der Schlacke? Konzentriert sich dort Radioaktivität auf? Wird das ganze Werk kontaminiert? Es gibt noch erheblichen Klärungsbedarf, bevor weitere Abfälle verbrannt werden. Dr. Thomas Mallon,
Illertissen