Gegner mit neuem Gesicht
Basketball Das kriselnde Team aus Jena hat sich Verstärkung aus der NBA geholt und prompt zum ersten Mal nach elf Niederlagen in Folge gewonnen. Jetzt kommt es nach Ulm
Ulm Wer für die Golden State Warrios in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA einen Saisonschnitt von 15 Punkten erzielt, kann Basketball spielen – findet Ulms Trainer Thorsten Leibenath. Widersprechen würde ihm wahrscheinlich niemand. Den Wert hat Reggie Williams erzielt, der neuerdings für Science City Jena auf Körbejagd geht. Von der NBA nach Thüringen, ein Abstieg? Dazu muss gesagt sein, dass er den 15-Punkteschnitt in der Saison 2009/2010 erzielt hatte, einige Jahre bevor die Warriors zu dem dominanten Team wurden, das sie heute sind. Zudem legte Williams im Sommer 2017 eine Pause vom Basketball ein, die jetzt
24 Punkte im zweiten Spiel
ihr Ende gefunden hat. Heute (19 Uhr) kommt er mit Jena in die Ratiopharm-Arena.
32 Jahre alt ist Williams und dass er das Basketballspielen nicht verlernt hat, präsentierte er jüngst beim 85:83-Sieg der Thüringer gegen Braunschweig. Es war ihr erster Erfolg nach elf Niederlagen hintereinander und Williams hatte mit 24 Punkten einen entscheidenden Anteil daran. Seine Bilanz nach zwei Spielen in der Basketball-Bundesliga (BBL): 38 Punkte, acht Assists und elf Rebounds. „In den zwei Jahren hat er nichts verlernt“, sagt Leibenath. Doch Reggie Williams ist nur einer von zwei Neuen, die mit ihren Leistungen Jena aus dem Tabellenkeller hieven könnten. Der andere ist Ronald Roberts. 27 Jahre alt, 2,03 Meter groß und mit einer Statistik im Gepäck, die aufhorchen lässt: drei Spiele, durchschnittlich 17,3 Punkte, eine Wurfquote von 77 Prozent und im Schnitt 6,3 Rebounds. Roberts kam vom Eurocup-Team aus Jerusalem und ist für Thorsten Leibenath eine „ganz tolle Verpflichtung“.
Zwei Spieler allein verändern zwar noch keine Mannschaft grundlegend. Bei einem Team wie Jena, das 20 Spiele lang mehr schlecht als recht durch die Liga tingelte, kön- nen sie allerdings eine Initialzündung bewirken. Vor allem, wenn sie auf routinierte Mitspieler wie Julius Wolf, Julius Jenkins, Dru Joyce oder Derrick Allen treffen. Im Hinspiel verlor Jena zu Hause mit 80:85 gegen die Donaustädter. Obwohl es jetzt die beiden Neuen in seinen Reihen hat, hilft dieses Spiel dem Ulmer Trainer bei seiner Vorbereitung: „Teile ihre Setplans haben sie behalten.“
Erkenntnisse hat er auch aus der Niederlage gegen Gießen vom Samstag gesammelt. Obwohl er wusste, was auf sein Team zu- kommt, habe es Gießen trotzdem seine Stärken ausspielen lassen, erklärt Leibenath. Besonders mit Jared Jordan hatten die Ulmer ihre liebe Not. Ein Erklärungsversuch sieht der Ulmer Trainer darin, dass seine Mannschaft nach dem Sieg im Eurocup gegen Villeurbanne „vielleicht nicht so konzentriert“war, weil der Erfolg seine Basketballer in falscher Sicherheit gewogen habe. Vielleicht auch deshalb sagt er über Jena: „Wir müssen die sehr, sehr ernst nehmen.“Auf die körperliche Stärke müsse sich sein Team besinnen, um bestehen zu können.
Die Partie gegen die Mannschaft von Trainer Björn Harmsen ist die vorletzte vor der zweiwöchigen Länderspielpause. Gleich am Donnerstag geht es noch weiter nach Würzburg. Dann enden für Ulm anstrengende Wochen. Ob Ryan Thompson heute auflaufen wird, ist indes noch unklar. Thompson war gegen Gießen auf einem WerbeAufkleber ausgerutscht, mit einem Gegenspieler zusammengestoßen und prellte sich dabei das Bein. „Solche Sticker sind ein Ärgernis für jeden aktiven Basketballer“, findet Leibenath.