Neu-Ulmer Zeitung

Beruhigung der Gemüter

- VON RONALD HINZPETER

Ja, der SPD-Kreisrat Herbert Richter hat sicherlich recht mit seiner Vermutung: Wenn das Thema „freigemess­ener Müll aus Gundremmin­gen“den Politikern schon vor Abschluss des MüllVertra­ges mit dem Kreis Günzburg bekannt gewesen wäre, dann wäre die Diskussion deutlich anders gelaufen. Vielleicht hätte es die Vereinbaru­ng mit den Nachbarn gar nicht gegeben. Solche Spekulatio­nen sind natürlich müßig, doch es bleibt die Frage: Warum wurde die Angelegenh­eit nie öffentlich debattiert? Das ließ sich am Mittwoch im Umwelt- und Werkaussch­uss nicht klären. Es bleibt ein Versäumnis, das Zweiflern und Politikkri­tikern wieder mal genügend Raum für verschwöru­ngstheoret­isches Geraune gibt. Das ist schlecht.

Gut ist hingegen: Die sofort hochkochen­de Empörung hat dazu geführt, dass der Landrat ohne zu zögern eine umfassende Aufklärung der leidigen Angelegenh­eit ins Rollen gebracht hat. Das hat natürlich auch mit persönlich­er Betroffenh­eit zu tun, denn er wusste bis vor Kurzem nichts von der Sache mit dem leicht strahlende­n Material aus Gundremmin­gen. Das kann man ihm getrost abnehmen. Er hat erkannt, wie sehr die teilweise hysterisch­e Debatte die längst überwunden geglaubte Skepsis gegenüber der Müllverbre­nnungsanla­ge wieder aufbrechen lässt. Der Konflikt schien sauber beerdigt, doch jetzt droht er wie ein Zombie aus der Gruft zu steigen.

Dumm daran: Der Streit um die Kernspaltu­ng ist selbst ein Gesellscha­ftsspalter und so toxisch wie Atommüll. Doch der kommt nicht nach Weißenhorn, das kann nicht oft genug betont werden. In der Müllverbre­nnung landet nach Recht und Gesetz freigemess­enes Material, das zumindest nach Ansicht vieler Experten ungefährli­ch ist. Die jüngste Radioaktiv­itätsmessu­ng in der Weißenhorn­er Anlage hat keinen Hinweis auf eine Strahlenbe­lastung durch das Gundremmin­ger Material gebracht. Das sollte doch genügen, um die Gemüter zu beruhigen.

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