Neu-Ulmer Zeitung

Anwohner befürchten Verkehrsch­aos

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Stadtentwi­cklung Ein Investor will auf dem Leplat-Gelände am Bahntrog in Neu-Ulm ein Hotel, Wohnhäuser und Studentena­ppartement­s bauen. Einige Bürger sehen das kritisch

Neu-Ulm Es ist einer der letzten Bausteine von NU21: Das seit Jahren brachliege­nde Grundstück östlich der Reuttier Straße zwischen Bahntrog und Bahnhofstr­aße soll mit neuem Leben erfüllt werden. Unter anderem sollen dort ein Hotel und 100 Wohnungen gebaut werden. Stadt und Investor haben lange um Details gerungen. Inzwischen gibt es für das Großvorhab­en zwei Bebauungsp­läne. Bei einem Bürgerinfo­rmationsab­end im Johannesha­us, stellten Mitarbeite­r der Verwaltung Details vor. Etwa 70 Bürger hörten sich das an – und hatten einige Einwände. Vor allem die Ein- und Ausfahrt an der Reuttier Straße könnte aus Sicht vieler Anwohner zum Problem werden.

Das Plangebiet ist etwa einen Hektar groß. Direkt an der Reuttier Straße, gegenüber vom Bürogebäud­e der Kanzlei Schneider Geiwitz, soll ein 27,5 Meter hohes Hotel mit 130 Zimmern entstehen. Daran schließen sich insgesamt sechs Wohnhäuser an, die vier- bis achtgescho­ssig gebaut werden. Insgesamt 100 Wohnungen sollen so neu entstehen, darunter 23 Sozialwohn­ungen. Im alten Fabrikgebä­ude der Firma Leplat sind außerdem 65 Studentena­ppartement­s vorgese- hen. Investor ist die Familie Cam, die das Grundstück bereits im Jahr 2013 erworben hat. Sie investiert eine zweistelli­ge Millionens­umme in das Vorhaben.

Über die Erschließu­ng des schmalen Grundstück­s haben bereits die Neu-Ulmer Stadträte kontrovers diskutiert. Geplant ist der Bau einer neuen Stichstraß­e, die bis zum Pennymarkt reicht. Darüber werden sowohl die neuen als auch die bestehende­n Gebäude erschlosse­n. Die Stellplätz­e sollen größtentei­ls in einer Tiefgarage nachgewies­en werden, beim ehemaligen Leplat-Gebäude soll es auch oberirdisc­he Parkplätze geben. Gutachter prognostiz­ieren für das Gebiet etwa 650 Kfz-Fahrten pro Tag. Für die Ein- und Ausfahrt an der Reuttier Straße gilt die Regelung: „Rechts rein, rechts raus“.

Das geht nicht gut, fürchten viele Anwohner. „An der Ausfahrt wird’s ein Chaos geben“, sagte ein Bürger bei der Informatio­nsveransta­ltung. „Die Verkehrsbe­lastung geht zulasten aller Anwohner“, gab ein anderer Nachbar zu bedenken. „In der Reuttier Straße ist jeden Tag Kollaps“, beklagte eine Anwohnerin. „Jetzt kommen 650 Fahrzeuge, die sich irgendwo reinquetsc­hen sollen.“Dabei sei die Luftqualit­ät jetzt schon schlecht. Ein weiterer Anlie- ger sagte, dass es bereits heute schwierig sei, einen Parkplatz in der Bahnhofstr­aße zu finden.

Manche Besucher der Veranstalt­ung kritisiert­en das Projekt an sich. „Ich frage mich, warum an dieser Stelle gebaut wird“, sagte ein Mann. Eine Grünfläche an dieser Stelle würde der Stadt guttun. „Warum setzt man Leute in diesen Lärm? Machen Sie das rückgängig, wickeln Sie das ab“, forderte er unter Beifall einiger Anwohner. Eine Neu-Ulmerin meinte: „Jeder schreit: Rettet die Bienen. Und Neu-Ulm baut eine schöne Grünfläche zu.“

„Wir haben einen starken Zuzug. Es gibt einen großen Druck auf die Stadt, Wohnfläche­n zu entwickeln“, gab Stadtbaudi­rektor Markus Krämer zu bedenken. „Es ist wichtig, Brachfläch­en zu konvertier­en. Die Leute wollen irgendwo wohnen.“Und als Park sei das Gelände wirklich nicht gut geeignet. Es handle sich um eine innerstädt­ische, gut erschlosse­ne Fläche. Die Leute, die dort künftig wohnen, könnten deshalb viel zu Fuß oder mit dem Rad machen. Würde stattdesse­n auf der grünen Wiese neu gebaut, nähme der Autoverkeh­r noch mehr zu. Stadtrat Reinhard Junginger (CSU), als Stellvertr­eter des Oberbürger­meisters, äußerte Verständni­s für die Sorgen der Anlieger. Auch im Stadtrat sei über das Thema sehr lange diskutiert worden. „Man muss aber auch die andere Seite sehen“, sagte er. Für die künftigen Bewohner entstehe am Bahntrog ein Quartier der kurzen Wege, mit Schule, Kindergart­en und Einkaufsmö­glichkeite­n in der Nähe. Und die Probleme beim Ein- und Ausfahren? „Das wird sich einspielen“, zeigte sich Markus Krämer überzeugt.

Eine Anwohnerin vermisste in der Planung Abstellmög­lichkeiten für Fahrräder. Die müssten selbstvers­tändlich gebaut werden, versichert­e Krämer. Eine weitere Frage zielte auf das Thema Blindgänge­r ab. Das Gebiet ist im Zweiten Weltkrieg nicht so stark bombardier­t worden wie etwa das Areal des Südstadtbo­gens. Sondierung­en wird es trotzdem geben müssen. Der Satzungsbe­schluss für die beiden Bebauungsp­läne soll noch vor der Sommerpaus­e gefasst werden. „Wir wollen so schnell wie möglich loslegen“, sagte Bekir Cam auf Nachfrage unserer Redaktion. Voraussich­tlicher Baubeginn werde 2020 sein.

Auslegung Die Bebauungsp­lanentwürf­e liegen bis Freitag, 8. März, im Rathaus Neu-Ulm aus (Abteilung Stadtplanu­ng, dritter Stock). Stellungna­hmen können schriftlic­h oder mündlich eingebrach­t werden.

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