Journalist soll gefälscht haben
Affäre trennt sich von ihm
München Wieder geht es um einen Journalisten, der einen Gesprächspartner in einer Geschichte erfunden haben soll – und wieder könnten mehrere Qualitätsmedien von Fälschungen betroffen sein. Nach Claas Relotius vom der einräumte, Reportagen und Interviews gefälscht zu haben, hat sich das nun von einem freien Journalisten getrennt. Das berichtete das Branchenmagazin am Mittwoch. Der Chefredakteur des
Timm Klotzek, bestätigte den Fall auf Anfrage unserer Redaktion: Das Süddeutsche Zeitung Magazin habe Anfang Februar eine für den Druck vorgesehene Geschichte eines freien Journalisten nicht veröffentlicht, „weil Redaktion und Dokumentation des Magazins feststellen mussten, dass eine die Geschichte tragende Person nicht existiert“. Und weiter: „Weil die Chefredaktion das als groben Verstoß gegen die journalistischen Standards erachtet, haben wir die Zusammenarbeit mit dem Journalisten eingestellt.“
Bei dem freien Journalisten handelt es sich offenbar um einen mehrfach mit Journalistenpreisen ausgezeichneten Reporter. Meedia zufolge schrieb er auch für Spiegel, Spiegel
und Redaktionen der ZeitVerlagsgruppe. Dort prüfe man derzeit die Veröffentlichungen. Dies geschieht laut einer Sprecherin der
„unter Mithilfe des Autors, der uns seine Rechercheunterlagen zur Verfügung gestellt hat“. Man habe bislang faktische Fehler, aber keine Fälschungen gefunden. Bislang hätten sich alle Orte, Personen und Ereignisse als real erwiesen. Beim habe man bislang keine verdächtigen Unregelmäßigkeiten identifizieren können.
Nach Angaben von Klotzek hat der Journalist zugegeben, dass die Zweifel an der Geschichte berechtigt sind. Das SZ-Magazin und die Zeitung hätten andere Texte des Journalisten überprüft, die erschienen sind. „Dabei haben sich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dass es weitere schwerwiegende Verstöße gegen unsere journalistischen Standards gegeben hat“, sagt Klotzek. Es habe sich aber herausgestellt, dass der Journalist in einer Geschichte unsauber zitiert und Sachverhalte ungenau wiedergegeben hat.
Im Dezember hatte das Nachrichtenmagazin einen schweren journalistischen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt und öffentlich gemacht. Dabei ging es um Fälschungen des Reporters Claas Relotius, der erst als freier Mitarbeiter und dann als Redakteur für das Nachrichtenmagazin gearbeitet hatte. Von ihm sind dem zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei Spiegel Online erschienen. Nach Spiegel-Angaben hat der Journalist in „großem Umfang seine eigenen Berichte gefälscht und Protagonisten erfunden“. Die neue Chefredaktion um Steffen Klusmann setzte eine Kommission aus internen und externen Experten ein, die den Fälschungen nachgeht.
Klotzek betont, die Prüfungs-Verfahren hätten funktioniert. „Trotzdem werden wir diesen Vorfall zum Anlass nehmen, unsere redaktionsinternen Abläufe gerade bei der Verifizierung und Dokumentation von Texten weiter zu verbessern.“