Der Kriegstreiber
Vice – Der zweite Mann Dick Cheney diente vier US-Präsidenten als ruchloser Stellvertreter
„Vize-Präsident, das ist doch der Mann, der rumsitzt und wartet, bis der Präsident stirbt.“Eigentlich sind sich Lynne und Dick Cheney einig. Diesen Job will der US-Politiker Cheney nicht annehmen, nachdem er schon unter Nixon sowie Reagan gearbeitet hatte und auch die Sympathien von Papa Bush genoss. Doch der alte Taktiker wittert seine Chance, als Bush Jr. Hilfe braucht. Wie man das politische System der USA von innen heraus aushebeln kann, hat Cheney schon Jahre vorher geplant.
Und so kommt 2001 mit den Anschlägen des 9/11 sein großer Moment. Zuerst ordnet er ohne Genehmigung des Präsidenten den Abschuss von Passagierflugzeugen an. Dann startet auf seine Initiative der Überfall auf Afghanistan und später den Irak. Allein der letzte, auf der Lüge von den Massenvernichtungswaffen basierende Krieg, kostete im Irak 600000 Menschen das Leben. Zehntausende mehr starben durch den IS, laut „Vice“eine direkte Folge der weltpolitischen Interventionen Cheneys. Diese Karriere eines Mörders kommt keineswegs moralisch oder stockernst daher. „Vice“erzählt Politik mit wilder Montage wie sein italienischer Seelenverwandter „Il Divo“von Paolo Sorrentino über Giulio Andreotti. Da springen Comics und die Jagd der Löwen aus einem Tierfilm ins Bild.
Was „Vice“mit seinen hervorragend gespielten Charakterzeichnungen besonders spannend macht, ist die Rolle von Cheneys eiskalter Frau Lynne (Amy Adams) als treibende Kraft. Ebenso ruchlos ist der Plan der grauen Eminenz: Er wartet Jahrzehnte auf die Lücke in der Verfassung, die ihn gegen alle demokratischen Prinzipien an die Macht lässt. Die Geschichte des Unscheinbaren, der hinter vier republikanischen Präsidenten zum Monster wird, macht Adam McKay zur exzellent inszenierten Farce.
Vice – Der zweite Mann
(2 Std. 12 Min.), Farce/Satire, USA 2018
Wertung