„Einer für alle, alle für einen“
Champions League Der FC Bayern sieht sich nach dem 0:0 gegen Liverpool auf dem Weg zu alter Stärke und verloren geglaubtem Selbstbewusstsein, auch wenn das Ergebnis ein großes Risiko birgt
dass eben vor allem die bajuwarischen Musketiere in dieser Hinsicht herausstachen, allen voran Javi Martínez, „der einfach hervorragend war und einige Bälle abgefangen hat, die sonst ganz gefährlich hätten werden können“, wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic bestätigte.
Der Spanier profitierte von der Verletzung von Leon Goretzka und davon, dass Franck Ribéry nach der Geburt seines fünften Kindes noch an den Folgen einer schlaflosen Nacht litt. Martínez spielte wie zu besten Triple-Zeiten 2013. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Die Mannschaft braucht mich in schwierigen Momenten und ich bin immer bereit für Spiele wie heute“, sagte der Abräumer, dem Torwart Manuel Neuer sogar noch ein Sonderlob aussprach: „Das hat er schon in den letzten Jahren unter Beweis gestellt, dass er keinen Zweikampf verloren gibt. Chapeau vor seiner Leistung.“
Es braucht aber mehr als einen Martínez, um in Liverpool zu beste- hen. 0:2, 1:3, 1:4 – selten waren die Bayern-Fans so skeptisch vor einer Partie. Zumal selbst Uli Hoeneß im Vorfeld gerade einmal ein Unentschieden als Zielsetzung vorgegeben hatte. Auf Nachfragen, ob das nicht zu zurückhalten sei, wurde er fast schon ausfällig. Ein Sieg in Liverpool? Eher, so hätte man meinen können, würde in der Beatles-Stadt den Rolling Stones ein Museum gewidmet.
Nein, der Respekt vor dem FC Liverpool, vor der Kulisse an der Anfield Road war tatsächlich groß und ließ keinen Platz für Miasan-mia-Sprüche. Auch deshalb, weil sich die Bayern in der Bundesliga zuletzt immer wieder eklatante Fehler in der Abwehr leisteten. Nicht zuletzt beim jüngsten 3:2-Sieg gegen den FC Augsburg.
Bundesliga ist aber nicht ChampiNur, ons League und die Champions League ist keine Bundesliga. Oder Weltmeisterschaft. Oder Europameisterschaft. In diesem Stakkato versuchte Kovac zu erklären, warum in Liverpool plötzlich all das funktionierte, was vorher schieflief. Konkreter wurde Salihamidzic, der es so erklärte: „Jeder ist fünf bis zehn Prozent mehr konzentriert, wenn es in der Champions League losgeht.“
Dem musste auch Jürgen Klopp zustimmen, der von der Leistung der Bayern nicht minder beeindruckt war. „Ich habe weder Gnabry so gut verteidigen gesehen noch habe ich Alaba und Kimmich so diszipliniert und wenig in der Offensive gesehen“, sagte Liverpools deutscher Cheftrainer.
Rummenigge hätte noch mehr Sprüche von Sepp Herberger aus der Zitate-Sammlung hervorzaubern können, etwa den vom Runden, das ins Eckige muss. Aber weil das im Hinspiel nicht gelang, geht es nun eben mit einem 0:0 am 13. März ins Rückspiel. Die Ausgangslage ist gefährlich, denn sollte Liverpool einen Treffer erzielen, bräuchten die Bayern derer schon mindestens zwei zum Weiterkommen.
Entsprechend sagte Klopp, dass dies für sein Team kein optimales, aber dann doch ein Ergebnis sei, mit dem man gut leben könne. Das nächste Spiel ist ohnehin immer das schwerste. Und natürlich: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Aber auch wenn noch keine Partystimmung bei Trainer und Spielern aufkommen wollte, dem bajuwarischen Selbstbewusstsein hat er gutgetan, dieser Abend in Liverpool. Vielleicht war dieses 0:0 sogar mehr wert, als das reine Ergebnis aussagt. Rummenigge zumindest ließ es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass „wir noch in allen drei Wettbewerben unterwegs sind“. Und weiter: „Alles ist möglich. Man darf einen FC Bayern niemals unterschätzen.“
Das hatte sich vor dem Spiel noch ganz anders angehört.
Selbst Jürgen Klopp war beeindruckt von den Bayern
Ausgangssituation für die Münchner sieht, hat recht. Es ist aber eine Gefahr, die sich die Münchner redlich verdient haben. An Leistung und Resultat gibt es aus bajuwarischer Sicht nichts zu mäkeln. Mit einem Sieg aus Liverpool nach Hause zu fahren, war von niemandem ernsthaft erwartet worden. Als viel wahrscheinlicher galt, das Rückspiel in drei Wochen mit einer Hypothek anzugehen, die man niemals würde ablösen können.
So schließt sich nun der Vorhang nach dem ersten Akt und die wichtigste Frage bleibt offen: Wie gut sind diese Bayern wirklich? Der zweite Akt wird diese Erkenntnis bringen und auch jene, dass das Münchner Champagnerpublikum im Europapokal zu allerhand Lärm fähig ist. Inklusive des Liedes von einem Stern des Südens, der niemals untergeht. Die Frage allerdings ist: Wie hell strahlt er denn nun? Die Antwort gibt es in drei Wochen.